OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Bei den Pfarrern, die hier wirken, handelt es sich meist um „Strafversetzte", die bei der Seelsorge in anderen Pfarren erfolgreich waren; das heißt zu erfolgreich in den Augen des Regimes, das daraufhin ihre Versetzung betrieben hat. Von ca. 1.000 Einwohnern gehen noch vier bis zehn am Sonntag zur Messe. Weil der Pfarrer ohnehin am Sonntag schon vier Messen zu feiern hat, nimmt er sie in seinem Auto in eine Nachbarpfarre mit. In vielen Orten gibt es unter den Einwoh nern keinen einzigen Katholiken mehr." Wir haben im Bezirk Rohrbach versuchsweise mitgeholfen, der religiösen Einstellung ein wenig Gewicht zu verleihen. Gezielte Kirchenbesuche wurden für Gottesdienste in der CSFR organisiert. Wiederholt wurden Grenzöffnungen benützt, um in Prozessionen mit kirchlichen Fahnen laut betend in die benachbarte tschechi sche Kirche zu ziehen. Am 30. Juni 1990 wurde ein offizieller Grenzübertritt in Guglwald für eine Wallfahrt nach fieuraffl gestattet. Dabei wurde auch eine Messe in der Kirche in fieuraffl gemeinsam mit dem Dechant Pater Petrus Mittermüller aus Vorderweißen bach und dem Pfarrer aus Friedberg zelebriert. Erstmals seit 45 Jahren war die Kirche bis auf den letzten Platz besetzt. Im Zuge dieser Messe wurde auch der Enkel des fleuraffler Bürgermeisters getauft. Als Taufpaten fungierten der Schönegger Vize bürgermeister Ideinrich Dumfart und Gemeinderat Walter Kitzmüller. Zu einem großen Wallfahrtsunternehmen, organisiert von der Gemeinde Schönegg, ist es auch am 24. April 1991 gekommen. Alle Grenzbürgermeister sind gekommen und haben mit mehr als tausend Gläubigen am gemeinsamen Weg mit der Musikkapelle Vorderweißenbach, den Bezirkshauptmännern Dr. Svoboda (Krumau) und Dr. Winkler (Rohrbach) an der Spitze dieser mächtigen Glaubensdemon stration teilgenommen. Der Naturpark Böhmerwald Die Tatsache, daß die Region zwischen See- und Staatsgrenze fast unbesiedelt ist, wurde von den Naturschützern diesseits und jenseits der Grenze zum Anlaß genommen, einen Naturpark zu fordern. Im Bezirk Rohrbach sind es Jugendorgani sationen unter der Leitung von Dr. Bernhard Winkler einerseits und Karl Zimmerhackl andererseits. Von den ehemaligen Dörfern und Siedlungen der Vertriebenen sind kaum mehr Überreste vorhanden. So ist im gesamten Landstrich ein Reichtum an Flora und Fauna erhalten geblieben wie kaum anderswo. Der tschechische Natio nalrat hat im Mai 1991 den geplanten Nationalpark Sumava gutgeheißen, der sich in eine Kernzone, Schutzzone und Randzone gliedert. Die Ausdehnung ist kartographisch fixiert und deckt sich mit dem bereits im Böhmen bestehenden Naturschutzgebieten. Da der Nationalpark gesetzlich fixiert ist, kommen alle Schutz- und Verbotsgesetze zur Anwendung. So darf das Südufer " Kirchen-Zeitung, 25. 1. 1990.

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