OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Predni' Vyton (Heuraffl), größte Gemeinde der Lipno-Seevereinigung, aber kleinstes Dorf mit der geringsten Einwohnerzahl. Foto: Fritz Winkler Mit dem Gestern wird auch an der Grenze aufgeräumt. Daß es für alle immer schwieriger wird, wissen sie. Das Leben früher in Pfedni Vyton, das im militä rischen Sperrgebiet lag, war härter als anderswo. Das beweist die Tatsache, daß die ersten Neusiedler, die nach der Vertreibung der Deutschen allen Besitz erhalten haben, trotzdem wieder weggezogen sind. Fortan wurde der Grenzraum mit dem Böhmerwald von den Tschechen gemieden. Die 40 Jahre unter kommunistischem Regime haben ihre Spuren hinterlassen. Ihre Arbeitsmoral, der passive Widerstand und letztlich die ständige Militärpräsenz haben die Menschen geprägt. Jede Eigenin itiative wurde bestraft, und jetzt sollen sie plötzlich reif sein für eine Privatwirtschaft. Inflation, Arbeitslosigkeit und Preissteigerung tragen zur Hoffnungslosigkeit bei. Die Energiekosten, Mieten und Treibstoffpreise steigen weiter an. Die Einkommen wurden kaum merklich erhöht. Was bleibt den Menschen über, als die bisher schon in kleinem Rahmen ausgeübte Schrebergartenwirtschaft zu intensivieren; Hühner, Kaninchen, Ziegen und Schweine werden gehalten, um zu überleben. Das ganze, am Arbeitsplatz unverbrauchte Potential an Kraft und Kreativität wird in den eigenen Kleinbetrieb investiert. Der Neubegmn einer Nachbarschaft nach 1990 Zögernd bahnen sich allmählich Bekanntschaften an oder alte Verwandt schafts- oder Bekanntschaftssituationen werden bei konkreten Anlässen neu akti viert. Feuerwehr- und Sportkontakte sind bevorzugte Pflegeplätze von Treffen mit böhmischen Nachbarn. Besonderen Zuspruch haben Veranstaltungen mit böhmi schen Musikgruppen erhalten. Spezielle Kontaktnahmen haben sich zwischen den

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