OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Dorf Guglwald mit Leuchtraketen beschossen. Auf die Proteste der Gemeinde Schönegg im Fernsehen und bei der Landesregierung reagierte die Presse^ in der CSSR prompt mit einem Artikel, der die Ereignisse an der Grenze lächerlich machen sollte: Hagelschlag in Guglwald (Übersetzung des tschechischen Artikels) „Die Einwohner des oberösterreichischen Dorfes Guglwald leiden sehr dar unter, daß ihre Gemeinde so klein ist, und nicht einmal im Großen Brockhaus, der 20 Bände umfaßt, erwähnt wird. Auch das zwölfbändige Meyer Lexikon erwähnt Guglwald nicht. Es gibt anstelle von Guglwald dem Guglhupf den Vorzug. Der Gemeinderat dieses Dörfchens nahe der tschechoslowakischen Grenze beschloß, daß es für die Gemeinde gut wäre, Zeitungen aufmerksam zu machen, besonders den Wiener Kurier und die Neue Kronen Zeitung, welche dafür bekannt sind, daß sie auch aus einer Mücke eine Sensation machen können. Doch welches Ereignis in diesem abgelegenen Nest könnte die Öffentlichkeit aufregen? Die Guglwalder selbst reden beim sonntägigen Guglhupf oder beim Bier nur über das Wetter. Wenn die Wiener Presse Anfang Mai von einer Klimaverbesserung in den österrei chisch-tschechischen Beziehungen und von einer Eisschmelze an der Grenze schrieb, würden sie sich sicher auch für Änderungen interessieren, z.B. für einen Hagelschlag. Für so einen Kurier wäre es sicher ein gefundenes Fressen. Die Bauern aus Guglwald haben diesen Einfall bereitwilllig aufgegriffen und begannen zu spekulieren, daß sie anstelle einer Schadensabgeltung nach Hagel schlag einige dieser Schilling-Unterstützungen von der Linzer Raiffeisenkasse erhal ten könnten. Die Wiener Boulevard-Presse aber hat die Nachricht vom Hagelschlag sen sationell herausgebracht. In den vergangenen Tagen schrieb sie, daß es in Guglwald zu einem Hagelschlag von Kugeln der tschechoslowakischen Grenzpolizei kam, welche Flüchtlinge verfolgten, ..." Ein halbes Jahr später wird am 22. Jänner 1986 ein Bauer aus Leopoldschlag von tschechischen Grenzsoldaten verschleppt.^ Die Serie der Ereignisse, die nicht nur von den Grenzbewohnern, sondern auch von der Presse wahrgenommen wurde, könnte fortgesetzt werden. Niemand an der Grenze hätte gewagt, daran zu glauben, daß sich die Ver hältnisse einmal grundlegend ändern würden, geschweige denn, daß der Eiserne Vorhang geöffnet werden würde. Rüde Pravo, 15. 6.1985. ' OÖ. Nachrichten, 15. 2. 1986.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2