Die Entwicklung des interkulturellen Zusammenlebens an der böhmischen Grenze im Bezirk Rohrbach Von Fritz Winkler Vierzig Jahre wie im Kriegszustand mit dem Nachbarland In den Schicksalen der Menschen, die an der Grenze leben, spiegelt sich die Weltgeschichte wider. Wenn die Regierungen der benachbarten Länder sich nicht einig sind, kann das den Lebensrhythmus der Grenzbewohner schwer beeinträchti gen. Die Jugend macht es sich leichter, sie nimmt nicht mehr das schwere Los auf sich und zieht fort. Wenige Kilometer weiter, abseits der Staatsgrenze, werden die Probleme kaum mehr von den Menschen wahrgenommen. In den 40 Jahren des Lebens am Eisernen Vorhang hatten die Menschen zum Unterschied vom übrigen Osterreich eine Unzahl von Erlebnissen, die eine ständige Ungewißheit schufen. Die 40 Jahre glichen einem immerwährenden Kriegszustand mit dem Militär auf der tschechischen Seite. Ein Aufruf des Innenministeriums^ vom November 1984 beweist, daß sich die Lage an der Grenze zwischen den Jahren 1982 und 1988 besonders verschärft hat. Aufruf! Jüngste Vorfälle an der Staatsgrenze veranlassen micti, an jeden Mitbürger zu appellieren, verdäctitige Wahrnehmungen im Grenzbereich (wie die Abgabe von Schüssen, auffällige Personenansammiungen, das Oberschreiten oder überfahren der Grenze oder darauf hinweisende Spuren und dergleichen) möglichst unverzüglich der nächsten Dienststelle der Gendarmerie oder der Zoiiwache mitzuteilen. Bedienen Sie sich für ihre Mitteilung — wenn erforderlich - des telefonischen Gendarmerie-Notrufes: Vorwahl des Bezirkes und 133 der ihnen eine sofortige Erreichbarkeit einer Gendarmeriedienststeiie garantiert. ich hoffe auf Ihre verständnisvolle Unterstützung I Ihr Karl Biecha Bundesminister für Inneres Wien, im November 1984 Die Grenzbewohner hatten mit Berechtigung Angst. In Guglwald wurden Flüchtlinge am 4. Juni 1985^ kurz vor der Grenze niedergeschossen. Bei Nacht wurde vom tschechischen Militär im Zusammenhang mit den Flüchtlingsjagden auch das ' Wien, im November 1984. ^ Mühlviertler Nachrichten, 13. 6. 1985.
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