OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Im März 1919 ergab eine internationale Sitzung im Staatsamt für Volks ernährung folgendes Ergebnis: „Großbritannien, Frankreich und Italien sind bereit, Deutschösterreich zu gleichen Teilen für die Zeit bis zur nächsten Ernte Kredit bis zur Höchstgrenze von 30 Millionen $ zur Verfügung zu stellen, um damit jene Lebensmittellieferungen zu finanzieren, die Deutschösterreich unter der Leitung des obersten Wirtschaftsrates (Supreme Economic Council) zugestanden werden."^ Die Ausnützung des Kredites lag jedoch völlig im Ermessen der Alliierten, daher entsprachen die Lieferungen nicht immer den dargelegten österreichischen Wünschen. Außerdem dauerte es mehrere Wochen, bis die ersten größeren Sendun gen eintrafen und zur Verteilung freigegeben wurden.^ Noch im Frühling kündigten viele oberösterreichischen Gemeinden an, wegen der Lebensmittelnot keine „Sommerfrischler" aufzunehmen. Besonders die Wiener Urlauber zeigten für diese Maßnahmen wenig Verständnis. In den damali gen Zeitungen fanden sich folgende Kundmachungen: Scr ®emclnöeausid)u§ SlÜenfetbcn ^at in feiner SF^ung »om 1. Suni 1919 &cfd)[offen, öo^ mit Stücffid)! auf bie 6d)tBie= rigfelt ber ßefcensmittclbcf!i)affung unb bie tjerrfctjenbo nungsnot gremb-e tcine 2lufnaf)me finben unb oud; feine öebensmittel an fie cerabfolgt töerben. ©etneinbcoorperjung SMHenjelben, Bejivf Bofitfiadj am 27. 3uni 1919. i.''i80 Der SSQrpcrmcifter: 3ob. {5af)(el{iter. „Tages-Post" vom ]uni 1919 Mitte Juni 1919 wurde der Kreditbetrag von den Siegermächten auf 48 Mil lionen Dollar erhöht. Endlich stiegen die Einfuhrmengen spürbar an und erreichten bis Oktober einen Umfang von über 360 Tausend Tonnen. Als Beispiel sei die Fleischversorgung angeführt: Einfuhrmengen aus verschiedenen Herkunftsgebieten: An gesalzenem Speck aus Amerika, Italien, Jugoslawien, Dänemark, Holland, Polen und Ungarn 11.281 Tonnen, hievon 9.639 Tonnen auf Kredit; an gesalzenem und gepökeltem Speckfleisch aus Amerika, Italien, Dänemark, Jugoslawien, Polen und Holland 9.988 Tonnen, hievon 8.447 Tonnen auf Kredit.® ' Loewenfeld-Russ, S. 236 ff. S. Fußnote 6. ' Das österreichische Ernährungsproblem, Heft 3, S. 434.

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