OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Deutschösterreich konnte nur auf das Wohlwollen der alliierten Mächte hof fen. Ohne das rechtzeitige Eintreffen ausländischer Hilfslieferungen drohte eine Hungerkatastrophe. Noch im Jänner 1919 war deshalb mit „Vollzugsanweisung des Staatsamtes für Volksernährung" eine „eigene Deutschösterreichische Lebensmittel-Einfuhrstelle (DOLEST)" geschaffen worden.^ Das war dringend notwendig geworden, denn Pro testaktionen der verzweifelten Bevölkerung häuften sich! Am 4. Februar 1919 kam es in Linz zu einer großen Demonstrahon wegen des Fleischmangels, erst mit einem riesigen Polizeiaufgebot konnte Ruhe geschaffen werden. In der Nähe von Steyr wurden von der hungernden Bevölkerung die Jagdreviere geplündert, bei dem Feu ergefecht mit der Polizei gab es vier Tote.^ Die Inflations- und die Arbeitslosenrate stiegen bedrohlich. So betrug die durchschnittliche Arbeitslosenrate 10,6 Prozent.^ Der Wert der Krone sank, die Infla tion galoppierte. Kundgebungen für den Anschluß an Deutschland, Massendemon strationen der Arbeitslosen und der Heimkehrer, Aufstände radikaler Gruppen und schwere sozialpolitische Auseinandersetzungen brachten die junge Demokratie in höchste Gefahr. Die schrecklichen Abwehrkämpfe in Kärnten überschatteten die gesamte Innenpolitik! Der Hunger der Bevölkerung mußte unbedingt gesHllt werden, selbst auf Kosten wirtschaftlicher Überlegungen. Kluge Verhandlungen mit vielen europäi schen Ländern bewirkten im Frühjahr eine vorübergehende leichte Linderung der Lebensmittelknappheit. Die Verteilung der Lebensmittel bereitete im politisch noch nicht gefestigten Deutschösterreich jedoch große Schwierigkeiten. fritfi^ruugiifrcgfn. (Xlonnersfag — 15 J)c!agtamm J'rijtb.) Gtngeiretener 5;cWer foitn !>:e für SKrttood) feft^ipgts tyic!'df>au5= gebe erft Q.m S on n e t s t a 3 ben 26 b. !K. itaüfirtben; wkb cme Stßpfttuote umt 15 sirr ^tisgobc gelangen, gür fcen Muffelt her Sl-eijdjwjsijatje i)at btc ßonbesircgierung. bem !9lagtftraif für. bic S^nolferung Stäljmiirtelsubupen jur 5^r= füguitg geffeflt, orelc^e ceb Scm-stog ^ur Sttuagobe getnngcn tnerbcn. (Die 3uto|uroei{ungen.) Som Smeisbcrg itbrei&t man mts: Biw über btc Bi'<J«rnitjcre föimcn aud) mir ein ßtcb Ftagcn. IHe ßinscr besagen I»« ö«n ganjcn 3mtyurfer nr^ nt<f>t pöbcn, bte Stonftorfer jantntcm, bafe fte fdjon. ein Sicrfcliabr opnc finb. Unb Oberfoppet? ÜBas foü Dbcrfcppcf lagen, bellen feister Su**« — „3änner=3ii(feT" mar!. JÖterfmürbt^nrocrfc cber pat man nur ben (B«ri<f)tsbejtrt ScntbtKb fo fticfmüttcrfieb bcbatpt. 3m Kafirba^r ißenirt miirbc cmtb in oIIicTfc^cr 3<5't ausgegeben. 2tber bte SJemofjncr bc3 ®erirf|tsb«ytrt<5 ßcn^ot^ litrfenx la lelniebin ftcigig gett unb Ster, masti oim ein mettns fo oitib ^bt , . . „Tages-Post" vom 23. ]uni 1919 ^ Das österreichische Ernährungsproblem, Heft 3, S. 363 (BMfV). ^ Andics, 50 Jahre unseres Lebens, S. 31. ^ Butschek, Die österreichische Wirtschaft im 20. Jahrhundert. S. 35.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2