Einkommenssituation und Probleme der Agrarpolitik Die Einkommenssituation der Mühlviertier Bauern ist nicht rosig. Ihr Ein kommen bleibt deutlich hinter dem Durchschnittseinkommen der österreichischen Bauern zurück (innere Disparität) und fällt noch stärker gegenüber dem Einkom men der Industriebeschäftigten ab (äußere Disparität).^® Aufgrund dieser Situation ist es auch nicht verwunderlich, daß etliche Bauern mehr oder weniger stark ver schuldet sind. Die Lohn-Preis-Schere wurde nämlich immer größer zuungunsten der Mühlviertler Bauern. Der Erlös aus dem Verkauf landwirtschaftlicher Produkte deckte immer weniger die stärker gestiegenen Anschaffungskosten für Baumateria lien und Maschinen ab. Die Verschuldung wäre wahrscheinlich noch größer, wenn nicht durch die Errichtung von Maschinen- und Betriebshilferingen die überbetriebliche Zusam menarbeit ausgebaut worden wäre. Dadurch konnten viele Bauern auf den Ankauf bestimmter Maschinen verzichten. Die agrarischen Förderungsmaßnahmen, vor allem der Bergbauernzuschuß (ab Erschwerniszone 2) und die Bewirtschaftungsprämie des Landes Oberösterreich (ab Zone 1) sind in puncto Einkommensverbesserung nur ein Tropfen auf einem hei ßen Stein. Auch am Fremdenverkehr („Urlaub auf dem Bauernhof") sind nur rund hun dert Bauernfamilien des Bezirks beteiligt, und die daraus resultierenden Zusatzein kommen sind relativ bescheiden. Vielleicht liegt im Anbieten eines sanften Touris mus aber eine Zukunftschance, von der auch die heimischen Bauern profitieren könnten. Die herbschöne Landschaft des Mühlviertels lockt nämlich in zunehmen dem Maße Wanderer und stille Naturliebhaber an, welche hier am besten jene Ruhe und Erholung finden, die sie in der Hektik des Alltags und in der Vermassung der Stadt nicht finden. Bei einer kritischen Schlußbetrachtung der heutigen Situation der Landwirt schaft im oberen Mühlviertel ist es angebracht, einige agrarpolitische Probleme der letzten Zeit zu erwähnen. Aufgrund einer österreichweiten Überproduktion auf dem Milch- und Getreidesektor kam es zu einem Sinken der Erzeugerpreise, zu Absatz schwierigkeiten im Inland und zu kostspieligen, volkswirtschaftlich nicht mehr ver tretbaren Exportstützungskosten. Besonders hart getroffen wurden die Bauern des Bezirkes durch die Anhebung des Absatzförderungsbeitrages bei Milch und durch die Einführung der Milchkontingente im Jahre 1978. Letztere traf vor allem jene Bauern am härtesten, welche mit hohem Kostenaufwand den Stall erweitert hatten und dann, mitten in der Umstellungsphase auf eine verstärkte Milchwirtschaft, plötzlich mit zu niedri gen Milchkontingenten konfrontiert wurden. " Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft: Bericht über die Lage der österreichischen Land wirtschaft 1966-1986 („Grüner Bericht"). - Fahrnberger, A. (1980): Die äußere und innere Disparität der Landwirtschaft in Osterreich. In: Einkommensdisparität der Landwirtschaft. Schriftenreihe für Agrarpolitik und Agrarsoziologie 28.
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