Die Wohnverhältnisse der Bauern waren teilweise noch bis Ende der sechzi ger Jahre sehr triste, indem es weder ein WC noch ein Bad im Haus gab. Außerdem hatten viele Höfe zuwenig bewohnbare, geheizte Zimmer, so daß man sich praktisch nur in der Stube aufhalten konnte. Hier kam es wiederum nicht selten zu Dampf und Geruchsbelästigungen, da auf dem Ofen auch das Schweinefutter mitgekocht wurde." Erst nach Beendigung des Stall- und Stadelbaues konnte auch das Wohn gebäude (Hausstock) saniert und den heutigen Bedürfnissen angepaßt werden. Beim großzügigen Um- und Neubau vieler Höfe kam es auch zu etlichen Bausün den, etwa zum Einbau überdimensionierter Fenster oder nicht bodenständiger Ele mente (z. B. Balkone), zur Verschandelung vieler Fassaden und zur Mißachtung von Proportionen. Ab und zu wurden auch wichtige Elemente typischer Obermühlviertler Vierseit- und Dreiseithöfe (Tormauerhöfe) zerstört. Durch die Straffung von Gebäudefronten ging vielfach eine gewisse Innenhofidylle verloren („Gred", Holz laube usw.). Düngung - Drainagierung usw. Obwohl auch der Kunstdüngereinsatz im Bezirk Rohrbach gesteigert wurde, kann man sagen, daß hierzulande im Vergleich zu anderen Gebieten Oberöster reichs mit Kunstdünger stets sparsam umgegangen wurde." Lediglich die Kalkdün gung war hier höher als anderswo, weil die granitenen Verwitterungsböden einen extremen Kalkmangel aufweisen. Hingegen kam es durch die Trockenlegung unzäh liger Naß- und Sumpfwiesen, durch Geländekorrekturen und durch die Beseitigung vieler Hecken oder Wassergräben zu einer stellenweisen „Ausräumung" der Land schaft und damit zu eher negativen Eingriffen in den Naturhaushalt. Ein wesentliches Kennzeichen des Agrarstrukturwandels liegt auch im Uber gang von der Selbstversorgung zur Marktorientierung. Während Ende der fünfziger bis Ende der sechziger Jahre die Getreideproduktion einen Höhepunkt erreichte und der Silo des Lagerhauses Rohrbach voll war mit dem zum Verkauf bestimmten Getreide (vor allem Roggen) der heimischen Bauern, so ist heute der Getreidesilo nur mehr rund zu einem Drittel gefüllt, hauptsächlich mit Getreide aus den Acker baugebieten südlich der Donau, welches dem Mühlviertler Bauern verkauft wird. Aber auch andere Futtermittel und Stroh werden heute von unseren Bauern zuge kauft. Aufgrund der Milchablieferung in die Molkereien kam auch die hofeigene Butterherstellung („Butterrühren") bedauerlicherweise zum Erliegen. Und der Ver zicht auf selbstgebackenes Brot war überhaupt der erste Ansatz zur Auflösung des Selbstversorgungsdenkens. Man wandte sich in den fünfziger Jahren aus Zeit- und Geschmacksgründen vom selbstgebackenen Roggenmehlbrot ab und kaufte Wei- " Handlbauer, F. (1969): Die Siedlungsstabilität der Dörfer in der landwirtschaftlichen Extensivzone und im Grenzgebiet des Mühlviertels. Schriftenreihe für Agrarsoziologie und Agrarrecht. S. 25. " Österr. Düngerberatungsstelle: Jahresbericht 1961,1973,1980,1986.
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