OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Der Schweinebestand nahm seit Beginn der siebziger Jahre ebenfalls stark ab und fiel von 35.000 auf 15.000 herab. Die meisten Bauern füttern heute nur mehr so viele Schweine, wie sie zur Selbstversorgung der heute schon relativ kleinen Bau ernfamilien brauchen. Demgegenüber hatte die Rinderhaltung, und hier wiederum die Milchvieh haltung, deutlich zugenommen, was mit der Intensivierung der Gründlandwirt schaft, einschließlich des Silomaisbaus, im Zusammenhang steht. Die Schaf- und Ziegenhaltung war seit Kriegsende kontinuierlich zurückge gangen und erlebte erst in letzter Zeit wiederum einen Aufschwung. Dies hängt teil weise mit einer Extensivierung, aber meist noch stärker mit der steigenden Nach frage nach Alternativprodukten zusammen. Auf den neu errichteten Bauernmärkten findet auch Ziegenmilch einen guten Absatz. Darüber hinaus werden heute Schafund Ziegenhalter nicht mehr als ärmliche Kleinhäusler und Keuschler milde belä chelt, sondern als extensiv oder alternativ ausgerichtete Hobby- und Nebenerwerbs landwirte akzeptiert. Bei der Geflügelhaltung nahm dagegen die Talfahrt kein Ende. Vor allem in Sammelsiedlungen gingen etliche Bauern von der Geflügelhaltung ab, weil die Hüh ner öfters Anlaß zu Streitigkeiten gaben, wenn sie in den Gärten oder auf den Äckern der Nachbarn Schaden angerichtet hatten. Außerdem legen einige Bauern Wert darauf, daß der Innenhof nicht mehr mit Hühnermist verschmutzt wird, zumal auch der Stallmist dort nicht mehr gelagert wird. Die Enten- und Gänsehaltung wurde zurückgedrängt, indem der für diese Tiere notwendige Lebensraum großteils zerstört worden war. Die Schwellen und Gräben im Bereich der nahegelegenen Hofwiese, wo sich Gänse und Enten bevor zugt aufhielten, sind vielerorts seit den sechziger Jahren verschwunden. Außerdem legen heute die jungen Bäuerinnen keinen Wert mehr darauf, Gänsefedern am eige nen Hof produzieren und voll Stolz die Truhe mit den Tuchenten herzeigen zu könMechanisierung - Gebäudesanierung Die Mechanisierung nahm seit Beginn der sechziger Jahre eine rasante Ent wicklung. Sowohl Heuernte als auch Getreideernte sind heute mit Traktor, Heu wender, Ladewagen und Mähdrescher in relativ kurzer Zeit zu bewältigen. Infolge der Mechanisierung, die für den Bauern eine große Arbeitserleichterung brachte, kamen aber einige Arbeitsweisen und Praktiken mehr und mehr zum Verschwinden, etwa das Mähen mit der Sense, das Wenden des Futters mit dem Rechen, das „Schöbern", das „Auflegen", das „Fassen" der Fuhre, das Kornschneiden und „Aufhe ben" mit der Sichel, das „Zusammentragen", das „Mandln" und das Dreschen mit der Dreschmaschine. Mit dem Kornschneiden und vor allem dem Dreschen gingen aber auch gesellige Ereignisse im Dorf verloren, denn neben harter Arbeit gab es dabei auch Unterhaltung, Spaß und eine gute Jause! Ähnliches trifft auch auf das „Federnschleißen" zu, das an den langen Winterabenden von den Frauen durchge führt wurde.

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