österreichweite Überproduktion bei Getreide und Milch zu einem starken Preisver fall geführt hatte und außerdem die einseitige Bodenauslaugung ökologisch höchst bedenklich geworden war. Aus klimatischen Gründen konnten freilich Olsaaten und Eiweißpflanzen im oberen Mühlviertel nicht so gut Fuß fassen wie in anderen Teilen Oberösterreichs. Bereits über die Grenzen des Landes hinaus bekannt geworden sind aber die Produkte der Bergkräutergenossenschaft Sarleinsbach. Hier werden Heil- und Gewürzpflanzen, z. B. Pfefferminze, Zitronenmelisse und Brennessel, in mühevoller, arbeitsintensiver Handarbeit gebaut. Diese Bergkräuter weisen eine hohe Qualität auf, bedingt durch den Verzicht auf Kunstdünger, Unkrautbekämpfungsmittel und künstliche Aromatisierung. Auch die Alternative „Energiewälder" läßt für die Zukunft hoffen, zumal die Errichtung von Hackschnitzelheizungen und Fernwärmeheizanlagen in letzter Zeit stark propagiert wurde. Beinahe schon in Vergessenheit geraten ist die einst überragende Bedeutung des Flachsanbaues im oberen Mühlviertel. Der Stolz jeder Bäuerin war die Truhe mit dem Haar und der Leinwand, welche in der „Hochstube" aufbewahrt wurde. Vom Anbau des Flachses bis zur gewebten Leinwand war es freilich ein langer und mühe voller Weg. Ein weiteres Produkt, welches der Flachsanbau lieferte, war das Leinöl, das aus dem Leinsamen „ausgeschlagen" wurde. Das Leinöl wurde mit Vorliebe zur Zubereitung von Kartoffelgerichten verwendet. Versuche, den Flachsanbau heute wieder als Alternativproduktion einzuführen, hatten bisher aber kaum Erfolg, da es an sachgemäßer Bearbeitung mangelte. Dies ist ein Beweis dafür, daß die Bauern im Laufe eines Viertel]ahrhunderts einst hochstehende agrar- und kulturtechnische Fer tigkeiten verloren haben. Veränderungen im Viehbestand^^ Die Veränderungen im Viehbestand stehen in direktem Zusammenhang mit dem Wandel in der Boden- und Ackernutzung. Das einschneidendste Merkmal war dabei die Verdrängung der Pferde, Ochsen und Kühe als Zugkraft. Während Mitte der fünfziger Jahre noch 5.000 Zugochsen und 4.000 Pferde gezählt wurden, gab es Mitte der achtziger Jahre nur mehr 600 Pferde, wobei ein großer Teil davon nur Reit pferde sind. Noch in den fünfziger Jahren ließen in der Regel die von einem Bauern bei der Arbeit verwendeten Zugtiere einen Rückschluß auf die Größe eines landwirt schaftlichen Betriebes zu. Nur die größeren Vollerwerbsbauern eines Dorfes verfüg ten über genügend Futter, um damit ein Pferdegespann versorgen zu können. Die mittelgroßen Betriebe (Hofstätter) hielten dagegen nur Ochsen, gelegentlich auch ein einzelnes Pferd. Bei kleineren Landwirten und Häuslern war dagegen nur der Einsatz von Kühen zum Ziehen von Pflug und Wagen üblich. Kein Wunder, daß dar unter die Milchleistung der Kühe erheblich litt! Österr. Statistisches Zentralamt: Ergebnisse der Viehzählung I950-I987.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2