OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

die veränderten Ernährungsgewohnheiten zum Rückgang des Roggenanbaues bei, weil man anstatt des selbst gebackenen Schwarzbrotes immer mehr auf gekaufte Weizenmehlprodukte umstieg." Erst in allerletzter Zeit setzte wiederum eine Rückbesinnung auf den boden ständigen Roggen ein, und etliche Bauern backen das Brot wieder selbst. Weitere Gründe für den neuerlichen leichten Aufwärtstrend beim Roggenbau liegen in der Anspruchslosigkeit des Roggens bezüglich Düngung und Unkrautbekämpfung, im gestiegenen Strohbedarf infolge vergröf?erter Viehbestände und in der verbesserten Bauweise der Mähdrescher, so dal? nun auch lagegeschädigte Roggenbestände gedroschen werden können. Auch der Jagdverband förderte mit einem Direktzu schuß die Wiederaufnahme des Roggenbaues, da Roggenfelder von den Rehen bevorzugt als Nahrungsquelle und Versteck aufgesucht werden. Der Einbruch beim Haferbau begann mit der Verdrängung des Pferdes als Zugkraft und durch die Konkurrenz der Gerste als Futtermittel. Auch der traditionelle Hackfruchtbau erlebte gewaltige Einbußen. So wurde in den letzten dreißig Jahren die Kartoffel- und Rübenfläche auf etwa ein Drittel der einstigen Fläche reduziert. Ausschlaggebend dafür waren die hohe Arbeitsintensität, welche der Kartoffelanbau erfordert, sowie die starke Verringerung des Schweinebe standes. Ebenso trugen Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten zur Verrin gerung des Kartoffelanbaues bei, da die Kartoffel fälschlicherweise als „Dickmacher" hingestellt wurde und so manche Kartoffelgerichte von den bäuerlichen Tischen ver schwanden. Nicht zuletzt drängte auch das Aufkommen des Silomaisanbaues den Kar toffelanbau etwas zurück. Der Silomaisanbau setzte zu Beginn der siebziger Jahre ein und erlebte ähn lich hohe Steigerungsraten wie ein Jahrzehnt vorher der Weizenanbau. Auch der Silomaisanbau konnte in die höhergelegenen Gemeinden des Bezirkes (über 700 m) auf Grund der klimatischen Ansprüche nicht vordringen. Von den heute agrarpolitisch erwünschten Alternativ- und Sonderkulturen soll besonders der Hopfenbau erwähnt werden, zumal der Bezirk Rohrbach zusam men mit der Südsteiermark das wichtigste Hopfenbaugebiet Österreichs ist. Der Hopfenbau hat im Bezirk Rohrbach schon eine jahrhundertelange Tradition, und im vorigen Jahrhundert erreichte die Hopfenfläche ein Höchstmaß von I.OOO Hektar. Im Raum Rohrbach-Neufelden hatte fast jedes Haus einen Hopfengarten. Unter dem Hitlerregime wurde der Hopfenbau aber verboten, und so mußte man im Jahre 1951 wiederum von vorne beginnen. Inzwischen erreicht die Hopfenfläche über hundert Hektar, wobei die wichtigsten Hopfenbaugemeinden Anberg, Berg, Haslach, St. Ulrich, St. Peter und Atzesberg sind. Von den einst vielen kleinen Brauereien blie ben bis heute jedoch nur mehr zwei bestehen, nämlich Schlägl und Hofstetten. Zukunftsweisend sind auch die agrarpolihsch geförderten Versuche mit Alternativkulturen. Ein Umdenkprozeß mußte zwangsläufig einsetzen, nachdem die ' Bertlwieser, F. (1990): Einleihang in: Mühlviertler Leibspeisen (Hrsg.: Praher u.a.), S. 12-16.

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