wiesen und Hutweiden. Insgesamt nahm in den letzten 35 Jahren die Waldfläche im Bezirk um rund 5.000 ha zu. Andererseits kam es auch zu deutlichen Verschiebungen im Acker-Grün land-Verhältnis. Charakteristisch für die Landwirtschaft des Oberen Mühlviertels war zwar stets die Verbindung von Ackerbau und Grünlandwirtschaft (Vieh haltung). In den späten fünfziger und sechziger Jahren nahm allerdings die Acker fläche auf Bezirksebene deutlich ab (1954: 43 Prozent der landwirtschaftlichen Nutz fläche; 1973-1986: 33 Prozent), und die Grünlandfläche erfuhr eine stärkere Auswei tung (1954: 56 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche; 1973-1986: 66 Prozent). Ab Mitte der siebziger Jahre machen somit die Grünlandflächen das Doppelte der Ackerflächen aus." Auf Gemeindeebene sind die Unterschiede noch krasser. Während der Ackeranteil in den südlichen Gemeinden des Bezirkes heute um 40 Prozent liegt, beträgt er in Schwarzenberg nur mehr 17 Prozent. Als Hauptursache für diesen „Vergrünlandungsprozeß" in den sechziger bis Mitte der siebziger Jahre müssen in erster Linie die ungünstigen natürlichen Bedin gungen für den Ackerbau (bes. Getreidebau) erwähnt werden. Die Bauern hatten all mählich erkannt, daß sie im Getreidebau Nachteile haben und ihr Ertrag niemals an die Erträgein den Gunstregionendes Alpenvorlandsherankommt.Die verbesserten Transportmöglichkeiten ließen zudem einen stärkeren Warenaustausch und damit eine gewisse Spezialisierung sinnvoll erscheinen. Die reine Selbstversorgungswirt schaft begann sich damit langsam aufzulösen. Da von den Höfen viele Arbeitskräfte abgewandert waren, drängten viele Bauern auch aus Gründen der Arbeitszeitersparnis die damals noch arbeitsintensi vere Ackerwirtschaft etwas ins Abseits und stellten auf Gründlandwirtschaft um. Inzwischen müßte man allerdings die Gründlandwirtschaft als arbeitsintensiver bezeichnen, weil sich daran über die Viehhaltung eine zeitaufwendige Hof- und Stallarbeit anschließt, wohingegen die Getreideernte schon voll mechanisiert ist. Und nicht zuletzt trug die Errichtung von leistungsfähigen Molkereien (Rohrbach, Lembach) Anfang der sechziger Jahre ebenfalls zur Vergrünlandung bei, da die neu geschaffene Form der Milchablieferung den Bauern nun eine sichere monatliche Einnahmequelle eröffnete und mehr Echo fand als die vorherige Rahm ablieferung. Und welch ein Gegensatz zur Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, wo die Milchwirtschaft nur eine belanglose Sache war! Ihre Bedeutungslosigkeit läßt sich aus einer Anekdote ersehen, nach der ein Bauer die Tatsache, daß durch Blitzschlag drei seiner Kühe getroffen wurden, mit dem Ausspruch hinnahm: „Gott sei Dank, daß es nicht meine Ochsen sind!'"^ " Osterr. Statistisches Zentraiamt: Bodennutzungserhebungen 1954-1986; eigene Berechnungen. " Rohrbacher Notizen (1979), Nr. 24.
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