OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

aus mußten in vielen landwirtschaftlichen Betrieben Investitionen getätigt werden (Maschinen, Stallbau, Wohntraktsanierung), so daß man unbedingt auf ein außer landwirtschaftliches Einkommen angewiesen war und istd" Die Nebenerwerbslandwirtschaft hat aber auch Schattenseiten. Das schwer wiegendste Problem dürfte für die Nebenerwerbsbauern und -bäuerinnen dabei die Gefährdung ihrer Gesundheit darstellen, denn ihre Belastung ist sehr groß. Neben erwerbsbäuerinnen müssen neben fiaushalt und Kindererziehung auch einen Groß teil der Arbeit im landwirtschaftlichen Betrieb leisten. Die Stallarbeit wird dabei fast zur Gänze von der Bäuerin durchgeführt und die Arbeit auf dem Feld etwa zur Hälfte. Auch die Nebenerwerbslandwirte stehen unter einer ähnlich hohen physi schen und psychischen Belastung. Viele von ihnen sind Tagespendler nach Linz, wo sie als Schichtarbeiter in der Großindustrie ihrem Haupterwerb nachgehen. Für die Pendler aus den nördlichen und nordwestlichen Randgemeinden des Bezirkes betra gen allein die täglichen Wegzeiten vier bis fünf Stunden, womit der Nebenerwerbs bauer 13 Stunden vom Hof abwesend ist. Bei einer normalen Arbeitszeit (von mor gens bis abends) hätten somit die Nebenerwerbslandwirte kaum mehr eine Mög lichkeit zur Mithilfe im landwirtschaftlichen Betrieb. Deshalb wird trotz größerer Belastung von vielen die sogenannte „Vierer-Schicht" gewählt, weil, je nach Schicht, immer wieder ein freier Vormittag, ein freier Nachmittag oder nach zehn Tagen zwei freie Ganztage gewährleistet sind. Die landwirtschaftlichen Arbeiten werden viel fach so eingeteilt, daß ein Großteil davon in dieser „Freizeit" erledigt werden kann. Die zweifellos größte Belastung der Nebenerwerbsbauern findet in den Sommer monaten statt, wo die Mehrheit auf eine Gesamtarbeitszeit von 70 bis 80 Stunden pro Woche kommt und einige noch darüber. Außerdem müssen noch die Wegzeiten hinzugerechnet werden. Es kommt öfters vor, daß Nebenerwerbslandwirte, wenn sie morgens von der Nachtschicht zurück kommen, sich nur zwei Stunden Schlaf gön nen, dann mit der Heuernte beginnen und am Abend müde zur nächsten Nacht schicht aufbrechen. Und wenn sie sich nach einer Nachtschicht einen Schlaf bis Mit tag erlauben können, leidet die Qualität des Schlafes oft aufgrund des Lärms inner halb und außerhalb des Hauses, wobei letzterer meist durch das Motorengeräusch von Maschinen verursacht wird. Mit dem nervlichen Zustand vieler Nebenerwerbs bauern ist es deshalb nicht zum besten bestellt. Veränderungen in der Bodennutzung Einen Schwerpunkt des Agrarstrukturwandels bilden die großen Verände rungen in der Bodennutzung. Es kam einerseits zur Aufforstung von vielen Grenzertragsflächen, welche eine maschinelle Bearbeitung nicht oder nur schwer zuließen. Davon betroffen waren vor allem steile Wiesen, Bergmähder, Böschungen, WaldAistleitner, J. (1986): Formen und Auswirkungen des bäuerlichen Nebenerwerbs. Das Mühlviertei als Beispiel. Innsbrucker Geographische Studien, Band 14. Vgl. S. 122f.

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