OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Erschwernis aus. Vor allem die Gemeinden des Passauer Waldes (Ameisbergrükkens), Böhmerwaldes, Sternwaldes, Linzer Waldes (rund um den Wimberg bzw. Hansberg) und des Zwischenmühlrückens weisen aufgrund der stärkeren Hang neigung und der größeren Höhenlage noch extremere naturräumliche und agrarwirtschaftliche Gegebenheiten auf als etwa die südlichen Gemeinden des Bezirkes.^ Neben diesen natürlichen Faktoren stempelte auch die Grenzlage das obere Mühlviertel zu einem wirtschaftlichen Fassivraum. Der Bezirk Rohrbach ist von drei Seiten entweder durch natürliche Grenzen (Donau im Süden, Böhmerwald im Nor den) oder Staatsgrenzen eingeengt (Bayern im Westen, CSFR im Norden/Nord osten). Handel und Verkehr mußten sich somit zwangsläufig einseitig Richtung Süd osten, d. h. Linzer Zentralraum, ausrichten. Vor allem die jahrzehntelange Lage am Eisernen Vorhang bedeutete für den Bezirk Rohrbach und besonders für die grenznahen Gemeinden des Bezirkes eine empfindliche gesamtwirtschaftliche und verkehrsmäßige Isolierung. Die Verflech tungen zwischen den Mühlviertlern und den Böhmerwäldlern jenseits der Grenze waren bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges sehr groß gewesen und fanden dann mit der Vertreibung der Böhmerwäldler, der Verwüstung ihrer Heimat und der Errichtung des Eisernen Vorhanges ein jähes Ende. Trotz der Beseitigung des Eiser nen Vorhanges dürfte sich hier auch in nächster Zukunft noch nicht allzu viel ändern, da es zwischen dem Bezirk Rohrbach und Südböhmen noch keinen Grenz übergang gibt. Abwanderung - Pendelwanderung - Nebenerwerb Große Umwälzungen fanden vor allem in soziologischer Hinsicht statt. Obwohl der Bezirk Rohrbach in den Nachkriegsjahrzehnten die höchsten Gebur tenraten von ganz Oberösterreich hatte, nahm sich das Bevölkerungswachstum auf grund der starken Abwanderung relativ bescheiden aus. Von dieser starken Abwan derung (Landflucht) war auch die landwirtschaftliche Bevölkerung des Bezirkes betroffen. Zuerst verließen die familienfremden Arbeitskräfte (Dienstboten) den Hof, in späterer Folge auch Söhne und Töchter sowie andere mithelfende Familien angehörige des Hofcesitzers. Viele der Abgewanderten zogen in den Linzer Zentral raum, um dort eine Arbeit und eine zweite Heimat zu finden.® In einigen entlegenen Gemeinden des Bezirkes, etwa in Afiesl, Schönegg, Lichtenau oder Schwarzenberg, kam es in diesen Jahrzehnten aufgrund der starken Abwanderung zu bedenklichen Bevölkerungsverlusten. Erst durch das Aufkommen der Pendelwanderung, bedingt durch den Aus bau des Straßennetzes und des Schichtbusverkehrs (vor allem zur VOEST), konnte die Abwanderung eingedämmt werden. Die Möglichkeit der täglichen Pendelwan- ^ Winkler, F. (1967): Der Bezirk Rohrbach. Ein wirtschafts- und heimatkundlicher Atlas. = Humenberger, F. (1972): Bevölkerungsentwicklung und Wanderungsbewegungen im westlichen Mühlviertel. Beiträge zur oö. Statistik, Heft 2; hrsg. vom Amt der oö. Landesregierung; 87 S.

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