OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

tenseiten, sondern es wird auch die Zeit des Über ganges vom Altertum zur Neuzeit so faszinierend dargestellt, daß für den Leser die zeitliche Kluft von einem halben Jahrtausend kaum spürbar wird. Maximilian I. war eine vielschichtige Per sönlichkeit; manchmal ein von übersteigerten Vi sionen geleiteter, oft zu emotional handelnder Re gent gemäß seiner Jugenddevise „Ich hab's ge wagt", dann wieder ein kluger und vorsichtig ge wordener Herrscher, wie er es sich in seinem spä teren Wahlspruch „Halt Maß in allen Dingen" zwar vorgegeben hatte, aber aufgrund seines Temperamentes nicht immer einzuhalten ver mochte. Abgesehen von den ungeheueren politi schen Spannungen seiner Zeit und seinen damit verknüpften 27 Kriegszügen sowie dem ständigen Mangel an für die hochfliegenden Pläne notwen digen Mitteln haben nicht zuletzt auch die extre men Widersprüche in Maximilians Persönlich keitsstruktur seine Lebenskraft aufgezehrt. Ob wohl lebenslang von seiner gottgegebenen Sen dung als Weltherrscher durchdrungen, hat er nach Höhen und Tiefen seines Lebens, erschütternd in seinem geduldig ertragenen Leiden, als einfacher Christ am 12. Jänner 1519 in der Burg zu Wels von dieser Welt Abschied genommen. Seine Erben konnten im wesentlichen ein Weltreich überneh men. Wenn nach seinem Tod auch ein enormer Schuldenberg vorhanden war, so hat Maximi lian I. doch auch nicht zu Geld zu machende blei bende Werte hinterlassen. Seine Staats- und Ver waltungsreform sowie sein literarisches Erbe wer den ihm ebenso das von ihm so hoch angesetzte „Gedächtnis" bewahren wie das Prunkgrab in der Hofkirche seiner Lieblingsresidenz Innsbruck, mag auch sein Leichnam demütig unter den Fü ßen des zelebrierenden Priesters am Altar der Ge orgskirche seiner Geburtsstätte, der Wiener Neu städter Burg, ruhen. Mit Sicherheit hat er aber auch dadurch über seine Zeit hinausgewirkt, daß er professionell mit allen damaligen Mitteln er folgreich politische Propaganda großen Stils be trieben hat. Die im Vorwort des Werkes ausge sprochene Hoffnung, „das Bild Maximilians noch mehr als bisher dem Original anzunähern und seine Geschichte zu neuem Leben zu erwecken", sowie der Wunsch, „der Leser soll alles, Licht und Schatten, nacherleben können", sind in Erfüllung gegangen. Die Illustration hervorragender zeitgenössi scher Künstler, zum Teil aus den autobiografischen Werken Maximilians, sprechen für sich und verlebendigen die verbalen Aussagen des Bandes. Der chronologische Ablauf der Zeittafel bringt für den nicht ganz sattelfesten Leser Ordnung in das verworrene Geschehen. Im kombinierten Sachund Namenregister werden über die übliche Glie derung hinaus die wesentlichen Persönlichkeits merkmale Maximilians aufgelistet und mit Hin weisen zu den entsprechenden Stellen des Textes versehen. Herbert Bezdek Wilhelm Rausch (Hrsg.), Hermann Rafetseder (Bearb.): Gebiets- und Namensänderungen der Stadtgemeinden Österreichs seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Band 2 der Forschungen zur Geschichte der Städte und Märkte Oberösterreichs. Linz: Österreichischer Arbeitskreis für Stadtgeschichts forschung und Ludwig-Boltzmann-lnstitut für Stadtge schichtsforschung, 1989. 442 Seiten mit einer Übersichts karte. ISBN 3-90038 7-22-2 Mit diesem Band haben Rausch und Rafets eder ein fundiertes Standard-Nachschlagewerk geschaffen, das auf dem Detailgebiet der Gebiets und Namensänderungen mit wissenschaftlicher Präzision Auskunft über alle 169 österreichischen Stadtgemeinden gibt. Allerdings muß man mit geübter Handfertigkeit diesen datengefütterten Buchcomputer bedienen, um die territoriale Ent wicklung dieser Hauptgemeinden unserer Heimat seit 1850 haargenau verfolgen zu können. Fast un überschaubar, was sich auf dem Gebiet der Na mensschwankungen, von der Kaiserära über die Republik und nationalsozialistische Zeit bis heute, getan hat. Man muß nur die Kürzel der Fachhand habe langsam und richtig entziffern und dabei wie bei einem Logarithmenbuch vorgehen: Präzises Suchen ergibt ein unschlagbares, umfassendes Er gebnis. Zum fortlaufenden Lesen ist dieser Text nichts, dafür gehört er in den Handapparat für Presse, Behörde und Schulen. Der ausführliche Abschnitt über Linz bringt eingangs die wenig be nützte, daher kaum gekannte Einteilung der Lan deshauptstadt in 36 Bezirke, danach u. a. die wechselvolle Entwicklung des merkwürdigen Ge gensatzes zwischen Linz und Urfahr, alles bis auf den Straßenzug und mit genauem Datum nachzuvollziehen. Die schnelle Orientierungsmöglich keit, ohne Belastung des eigenen Gedächtnisses, ist der große Vorteil dieses 442-Seiten-Bandes. Er beantwortet Fragen über verwaltungsmäßige Zu ständigkeiten: „Welche Gemeinden bestanden

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