OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

bewußtzumachen. Auch wäre „eine generelle Be seitigung der Kriegerdenkmäler" nach Aussage der beiden Autoren „nur wenig sinnvoll, sinnvoll jedoch müßte eine Änderung sein, ebenso sinn voll müßte es sein, verschiedene Inschriften zu überdenken, Verherrlichungen von Kriegen zu be seitigen. Vor allem aber wäre notwendig, nicht nur der toten Soldaten, sondern aller in diesen Ort schaften während des Ersten oder Zweiten Welt krieges verstorbenen Menschen zu gedenken. An sätze in diese Richtung sind feststellbar" (S. 131). Dem kann man sich nur anschließen. Dietmar Assmann Franz Steinmaßl: Das Hakenkreuz im Hügelland. Nationalsozialismus, Widersland imd Verfolgung im Bezirk Freistadt 1938-1945. Grünbach: Edition Geschichte der Heimat, 1989.430 Sei ten, zahlreiche Abbildungen und Faksimile. ISBN 3-900943-00-1 Edmund Merl: Besatzungszeit im Mühlviertel. An hand der Entwicklung im politischen Bezirk Frei stadt. Grünbach: Edition Geschichte der Heimat, 1989. 333 Sei ten, zahlreiche Abbildungen und Faksimile. ISBN 3-900943-01 X Es ist verständlich, daß viele Leute, die diese schreckliche Zeit, ihre Nöte und Unmenschlich keiten erleben und ertragen mußten, auch ent sprechend subjektive Schilderungen erzählen. Daß es sich dabei aber nicht um subjektive Ubertreibungen - manche möchten heute das ihnen Unvorstellbare auf diese Weise verharmlosen -, sondern um tatsächliche Ereignisse handelt, ma chen uns die beiden Autoren überzeugend klar. Beide Autoren haben sich die Aufgabe ge stellt, die Ereignisse der Jahre des NS-Regimes und der nachfolgenden Besatzungszeit im Bezirk Freistadt möglichst umfassend darzustellen. Steinmaßl erarbeitet durch Auswertung zahlrei cher Quellen, wie Gendarmerieprotokolle und -berichte, Gerichtsprotokolle, Zeitungsmeldun gen, Pfarrchroniken, aus dem Dokumentationsar chiv des Österreichischen Widerstandes und aus Gedächtnisprotokollen eine umfassende Doku mentation, die er noch durch weitere auffindbare Meldungen ausbauen möchte. Merl schreibt als Zeitzeuge, als wichtiger politischer Amtsträger, nämlich als Bezirkshauptmann des Bezirkes Frei stadt von 1945 bis 1952, aus eigenen Aufzeich nungen einen lebendigen und sachlichen Bericht, für den er aber auch eine Reihe weiterer schriftli cher Quellen und Dokumente heranzieht. Beide liefern mit der nötigen Distanz eine objektive, sachliche Darstellung, wobei aber auch ihre per sönliche Betroffenheit angesichts der geschilder ten Ereignisse zum Ausdruck kommt. Steinmaßl erleichtert den Überblick über die Ereignisse, der dem heutigen Leser oft nicht mehr präsent ist, durch Zeittafeln und stellt durch die verschiede nen Stimmungsberichte auch die politische Ent wicklung in den einzelnen Gemeinden vor 1938 eindrucksvoll dar. An Steinmaßls Buch ist das ungefällige Schriftbild und das scheinbar durch die mangel haften maschinschriftlichen Druckvorlagen be dingte Fehlen vieler Satzzeichen störend. Diese Sparmaßnahme - beide Bücher haben auch Wer beeinschaltungen - ermöglicht es allerdings dem jungen, ehrgeizigen Verlag, solche Bücher über haupt produzieren zu können. Beide Autoren ha ben wichtige Beiträge zur Zeitgeschichte Ober österreichs erarbeitet, die wesentlich zum richti gen Verständnis dieser Zeit beitragen und uns vor Fehleinschätzungen bewahren können. Karl Mitterschiffthaler Daucher, Rettenegger, Schörkhuber: Hintergebirge. Stilles Leben im grünen Meer. Graz: Verlag Weishaupt, 1991. 208 Seiten, 230 Abbil dungen, davon 100 in Farbe, S 690,-. ISBN 3-900310-82-3 Vor kurzem erschien im Verlag Weishaupt ein Bildband über das Reichraminger Hintergebirge - Stilles Leben im grünen Meer. Die Vorgänge um das ehemals geplante Speicherkraftwerk Reichra minger Bach sowie die Projektierung des Natio nalparks Kalkalpen veranlaßten den Autor Gerald Rettenegger und die Fotografen Helmut Daucher und Otto Schörkhuber, zu Feder und Kamera zu greifen. Dabei entstand ein homogenes, aber gleichzeitig auch kontroversielles Werk. Einem Kapitel zu den Vorgängen um die Verhinderung des Speicherkraftwerkes mit dem Titel „Heiß umfehdet, wild umstritten" werden „Bilder einer Be rührung" mit stimmungsvollen Worten und Auf nahmen gegenübergestellt. Und unter Bäumen läßt es sich gut träumen vom neuen Frühling. Im feinen Sonnenweiß der Kronen vor jenseitigem Blau blendet zuweilen die Welt. Näher bin ich nun den Wurzeln, sie ruhen im Unendlichen.

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