OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

und vor allem in den Aussagen durch die an ih nen angebrachten Sprüche dokumentieren. Nach Meinung der Autoren handelt es sich dabei häu fig um faschistoides, nationalsozialistisches Ge dankengut, häufig sogar christlich verbrämt, das hier weiterwirkt. Tatsächlich vermitteln gar nicht so wenig Formulierungen und der symbolträch tige Zierrat Verherrlichungen des Krieges, des Heldentums. „Diese Kriegerdenkmäler heroisie ren den Krieg, verklären und verleugnen tenden ziell seine Folgen" (S. 79). Diese Fakten aufzuzei gen, ist das Anliegen der Broschüre und nicht, wie gelegentlich behauptet, die im Krieg gefallenen Soldaten zu verunglimpfen. Damit würden sie auch jeglicher Wissenschaftlichkeit entbehren, da es eine Tatsache ist, daß man in allen Kulturen der für die Heimat in Kriegen Gefallenen in geziemen der Weise gedenkt. Hier ergibt sich aber gleich das nächste Pro blem, das richtigerweise herausgearbeitet wird. Für welche „Heimat" starben nämlich die Soldaten im Zweiten Weltkrieg? - Im ersten Krieg kämpf ten sie „Für Gott, Kaiser und Vaterland". Auf unse ren Kriegerdenkmälern wird aber nur selten zwi schen den beiden Weltkriegen unterschieden. „Hier wird vielmehr der Versuch unternommen, auch und gerade für Österreich, den Ersten mit dem Zweiten Weltkrieg gleichzusetzen" (S. 23). Leider wird dieser Satz - für den Rezensenten ge radezu ein Schlüsselsatz für die gesamte Proble matik der Kriegerdenkmäler - in den Ausführun gen der Autoren in den folgenden Kapiteln viel zu wenig weiterverfolgt. Das betrifft insbesondere das Kapitel „Krie gerehrung und Muttertagsfeier". Allein schon die Verquickung der beiden Themen läßt auf eine allzu einseitige Darstellung schließen. Tatsächlich beschränken sich diese Ausführungen auf das Weiterwirken des Ideal- und Wertesystems des Nationalsozialismus, einerseits das soldatische Heldentum, andererseits das möglichst häufige „Gebären ,deutscher Söhne'", das durch entspre chende Orden gewürdigt wurde und in diversen Feiern auch tatsächlich nachklingt. So manche Widersprüchlichkeiten sind dabei den Veranstal tern sicher meist gar nicht bewußt. Daß so und so viele der Gefallenen oder auch der noch lebenden Soldaten von einst aber auch durchaus als „Opfer" des NS-Regimes zu bezeich nen sind, die in den Krieg gezwungen wurden - nicht jeder kann ein Franz Jägerstätter sein! -, wird leider, wenn überhaupt, dann nur wiederum pole misierend behandelt. Auch im Unterabschnitt „Der ,einfache' Soldat als ,Kriegsopfer'" werden die Autoren dieser Tatsache nicht gerecht. Wenn diesbezüglich Anton Pelinka, Vorstand des Insti tuts für Politikwissenschaft an der Universität Innsbruck, in seinem Vorwort schreibt, daß die „Helden" der Kriegerdenkmäler für „Werte", näm lich „das Großdeutsche Reich des Adolf Hitler", gefallen sind, so ist das meines Erachtens eine allzu einfache Verallgemeinerung. Es stimmt aller dings und ist auch meines Erachtens mehr als be denklich, daß - wie Pelinka weiter vermerkt und oben bereits angedeutet wurde - „mit den mißver standenen Begriffen ,Heimat' und ,Vaterland' eine Kontinuität zwischen dem alten Österreich, dem Großdeutschen Reich und dem neuen Österreich fingiert wird" (S. 8). Etwas einseitig sind auch diverse Passagen im Kapitel „Kriegerdenkmäler und katholische Kirche" gehalten. Es geht bei der fast durchwegs zutreffenden räumlichen Nähe zwischen Krieger denkmal und Kirchengebäude (richtiger: zum Friedhof!) nämlich nicht um eine „inhaltliche ZusHmmung bzw. Ablehnung der katholischen Kir che zum Nationalsozialismus" (wobei der Amts kirche von vornherein „mehr Nähe als Distanz" attestiert wird), sondern um die Tatsache, daß die meisten Kriegerdenkmäler bereits nach dem Er sten Weltkrieg errichtet wurden, gleichsam als Er satz für die Gräber der fern der Heimat Gefalle nen. Daher finden wir auch an vielen Krieger denkmälern christliche Symbole, z.B. in St. Pankraz (fälschlich fast durchwegs als St. Pangraz ge schrieben) Kopf und Oberkörper eines Soldaten neben Christus, der ihn schützend aufnimmt. Der daraus abgeleitete Analogieschluß „Als Lohn des Soldatseins also die Aufnahme ins Himmelreich" (S. 75) ist aber nicht entsprechend. Auch wenn die vorliegende kritische Ausein andersetzung um „die Bedeutung der Krieger denkmäler für den gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Alltag" mit ihrer „Anlehnung an Kriegssymbolik und -ästhetik, manchmal sogar an nationalsozialistische Metaphorik" (S. 11) et was kritisch betrachtet wurde, so bleibt abschlie ßend das Verdienst zu würdigen, daß mit dieser Studie erstmals eingehender bisher viel zu wenig beachtete Phänomene untersucht wurden, die zu einer regelrechten Geschichtsverfälschung führen können. Es geht darin weder um Schuldzuweisun gen noch um die Suche nach Schuldigen, sondern darum, gegen das - zumeist wohl unbewußte - Vorhandensein nationalsozialistischer Ideologie in diesen Kriegerdenkmälern aufzutreten und dies

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