OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Das Volkslied gilt als Urquell der Poesie, als eine Offenbarung des Geistes und der Volksseele, es ist die Stimme eines Volkes. Darum nimmt es auch neben der gelehrten Dichtung als Bestandteil der Literatur einen besonderen Platz ein. Die Be mühungen um die Aufzeichnungen und Erhal tung heimischen Liedgutes reichen zurück in die Jahrhundertwende. Josef Pommer (1845-1918) gab als erster Anregungen zur Pflege und Forschung vorhandener Volkslieder. Ihm folgte eine Reihe weiterer Volksliedforscher, die um die Pflege alten Liedgutes bemüht waren. In Oberösterreich wa ren bzw. sind es Dr. Hans Commenda und Prof. Hermann Derschmidt, die reiches Liedgut gesam melt und aufgezeichnet und auch komponiert ha ben: dazu die im Vorwort dieses Liederbuches an geführten Persönlichkeiten. In den letzten Jahr zehnten hat auch das Landesstudio Oberöster reich des Österreichischen Rundfunks eine Un zahl Volkslieder und Volksweisen aufgezeichnet, gesendet und damit der Nachwelt erhalten. Das vorliegende Liederbuch gibt Zeugnis von der Vielfalt der Volkslieder in unserer Heimat Oberösterreich, ist aber nur eine strenge Auswahl der bekanntesten alten und neuen Volksweisen, ein treffender Querschnitt durch das obderennsische Liedschaffen und seine Pflege. Heute gilt eine Vielzahl oberösterreichischer Sing-, Musik- und Tanzgruppen, aber auch zahlreiche Chorvereini gungen als Träger dieser Kulturrichtung. Das vorliegende Liedwerk wird vielen Einzel sängern, Familien, den Kindern in Schule und El ternhaus und manch fröhlichen Gemeinschaften ein willkommenes Handbuch sein, wenn es gilt, ein Lied anzustimmen. Aber auch den Chorleitern unserer Chorvereinigungen ist dieses Buch zu empfehlen. Es zeichnet sich durch eine Reihe besonderer Merkmale aus: - Die Aufgliederung des gesammelten Liedgutes nach Liedlandschaften (Vierteln) in Oberöster reich, Festen und Feiern im Jahreslauf sowie nach Jahreszeiten. - Ein klares Noten- und Schriftbild gibt jeder Seite ein gefälliges Aussehen. - Die Angaben über Texter, Liedmacher und Her kunft bzw. Verbreitungsgebiet der einzelnen Lie der sind eine wertvolle zusätzliche Information, vervollständigen das Grundwissen und führen zu einer persönlichen Bezugnahme. - Der Buchstabenbaß über den Notenzeilen er möglicht eine leichte und vor allem richtige Citarrenbegleitung. Er hilft aber auch dem Chorleiter, wenn er ein zwei- oder dreistimmiges Lied für ei nen vierstimmigen Chor setzen will. - Auch die Frage der Mundartschreibung - ein Sorgenkind - ist brauchbar gelöst, z. B. die Schreibung des hellen und dunklen a. - Daß auch die neuen und neuesten Liedweisen unserer Zeit im Liederbuch festgehalten sind, ver vollständigt die Sammlung und macht sie aktuell. So ist das neue oberösterreichische Lieder buch in Wahrheit eine Schatztruhe, aus der san gesfrohe Menschen das eine oder andere Lied ent nehmen und zum Klingen bringen können; es wird ihnen damit zu einem Stück „klingende Hei mat". Damit erfüllt das Liederbuch auch seinen Zweck. Es will dem Volk seine Lieder wiederge ben, ins Gedächtnis bringen, die Freude am Sin gen neu beleben und damit den Wert und das Ver ständnis für Volkstumspflege wecken. Stimmt mit uns ein, denn Singen läßt Sorgen vergessen, beglückt die menschliche Seele und macht froh! Hermann Edtbauer Reinhold Gärtner - Sieglinde Rosenberger: Krie gerdenkmäler. Vergangenheil in der Gegenwart. Mit einem Vorwort von Anton Pelinka. Innsbruck: Österreichischer StudienVerlag, 1991. 143 Seiten mit Schwarzweißahbildungen, S 198,-. ISBN 3-901160-04-3 Die beiden Autoren dieser gleich nach ihrem Erscheinen stark umstrittenen Broschüre sind Po litologen in Innsbruck und stammen aus Ober österreich, und zwar aus den Bezirken Kirchdorf und Ried. Aus diesen beiden oberösterreichischen Bezirken - ergänzt durch drei weitere Beispiele aus dem Bezirk Braunau (Aspach, Maria Schmölln und St. Johann am - nicht „im" - Walde) und einem (Pram) aus dem Bezirk Crieskirchen - stammen auch die Untersuchungen über die be handelten Kriegerdenkmäler. Dies aber nicht nur deshalb, sondern auch, wie die Autoren berichten, weil bei der Bundespräsidentenwahl 1980 einer seits im Bezirk Ried ein besonders hoher und an dererseits im Bezirk Kirchdorf ein besonders nied riger Anteil an Burger-Stimmen zu verzeichnen war. Es geht also keineswegs etwa um eine kunst ästhetische Untersuchung, sondern um die Dar stellung von „Einstellungen und Werthaltungen", die diese Denkmäler in der Art ihrer Gestaltung

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