Buchbesprechungen Georg Clam Martinic: Österreichisches Burgen lexikon. Burgen, Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais. Linz: Landesverlag, 1991. 4,96 Seilen, 35 Farbbilder, 12 Schwarzweißbilder, S 690,-. ISBN 3-85214-559-7 Von der Tagespresse bereits eingehend ge würdigt, ist nach etwa 300 Jahren wieder eine zu sammengefaßte Darstellung der Burgen, Ruinen, Ansitze, Schlösser und Palais Österreichs erschie nen. Dies ist dem langjährigen Präsidenten und nunmehrigen Ehrenpräsidenten des Österreichi schen Burgenvereines zu verdanken, der sich in 18 Jahre währender Arbeit der Mühe unterzogen hat, diese steinernen Zeugen unserer Geschichte in einem Sammelwerk aufzulisten. Bedenkt man dabei, daß der jetzt 83jährige Autor dieses Werk erst im allgemeinen Ruhestandsalter vollbracht und jedes der rund 1.700 beschriebenen Objekte persönlich besucht hat, so ist vorweg schon die physische Leistung zu bewundern. Das Werk sprengt einerseits den üblichen Rahmen der Burgen- und Schlösserbücher, weil es auch Stadtpalais verzeichnet. Andererseits will es nur ein Nachschlagebehelf sein, der in Kurzform alle wesentlichen Daten der einzelnen Objekte enthält. Trotz aller Gründlichkeit soll und kann dieses Lexikon keinen ausführlichen Burgen- oder Kunstführer ersetzen; der neugierig gewordene Leser findet aber genügend Hinweise auf weiter führende Literatur. Die exakte Lokalisierung der Objekte durch Angabe des politischen Bezirkes, der Gemeinde und der Katastralgemeinde ist zu begrüßen; für den nicht unbedingt ortskundigen Benützer wäre zur optisch leichteren Auffindbar keit die Voranstellung einer einfachen Lagekarte mit Bezugsherstellung zum Text mittels Ziffern bei jedem Bundesland hilfreich. Ein Index der be schriebenen Objekte, geordnet nach Gemeinden, würde den Interessierten übersichtlich erkennen lassen, welche historischen Kunstschätze an ei nem besHmmten Ort zu finden sind. Von den 496 Textseiten entfallen 52 auf Ober österreich, aus dessen Sicht eine eingehendere Be sprechung erfolgt. Der Vorbemerkung des Au tors, im Rahmen eines solchen Werkes sei es schwer, alle Objekte zu erfassen, ist insofern zuzu stimmen, als nicht alle Lageorte ehemaliger und dazu noch unbedeutend gewesener Wehr- und Prunkbauten, von denen überdies nur noch sehr wenig auf uns gekommen ist, aufzeichnenswert sind. Die Auswahlkriterien für die Aufnahme in das besprochene Werk sind jedoch nicht leicht er kennbar. So wurden zum Teil historisch eher we niger bedeutende Objekte, die heute außerdem weitgehend anderen Zwecken dienen, erfaßt, wo hingegen Bauwerke, denen eine gewisse histori sche Bedeutung nicht abgesprochen werden kann, mögen sie auch eine wesentliche bauliche Ver fremdung erfahren haben, keine Berücksichtigung gefunden haben, was nicht in allen Fällen mit den in den Benützerhinweisen angeführten Argumen ten plausibel zu machen ist. Die in anderen Wer ken unter Oberösterreichs Wehrbauten ange führte Ruine Wartenfels im Mondseer Land wurde im Burgenlexikon richtig dem Bundesland Salzburg zugeordnet. Schier unvermeidlich scheint es, daß sich in Werken solchen Umfanges mit langjähriger Entstehungszeit auch Sachfehler wie nicht ganz genaue Eigentümerbezeichnungen vereinzelt einschleichen können oder auch histo risch unrichbge Fakten fortgeschrieben werden. Die vorstehenden kritischen Bemerkungen sollen aber keineswegs dem hohen Wert des Bur genlexikons Abbruch tun, sondern wollen nur Hinweise für weitere Auflagen sein, die nach dem ausgezeichneten und verdienten Anfangserfolg zu erwarten sein dürften. Vielleicht entschließt sich der Verlag zur Herausgabe der ja vorhandenen Lichtbilder aller im Lexikon angeführten Objekte in einem ergänzenden Bildband, um die spärliche Illustration - wenn auch mit ausgezeichnetem Bildmaterial - wettzumachen. Dem hoch anzuer kennenden Handbuch ist eine weitestgehende Verbreitung zu wünschen, nicht zuletzt deshalb, weil es wesentlich zur Förderung des Geschichts bewußtseins beizutragen geeignet ist. Herbert Bezdek
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