OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

wein für den Haichenbacher Inwohnerd^ In den 36 Jahren von 1450 bis zum Todes jahr 1486 dürften wohl 2.444 Hektoliter Wachauer Wein in der Haichenbacher Au ausgeladen worden sein. Es ist anzunehmen, daß der junge Nothaft niemals so alt geworden wäre, wenn er alleine täglich seine 74 Viertel Wachauer getrunken hätte. Was hat er also mit dem Wein gemacht? Gebrannt? Schwunghaft gehandelt? Mit vielen Freunden durchgebracht? Als 1491 Bischof Christoph Schachner eine Entschädigung für tapfere Partei gänger in seiner Fehde gegen Herzog Georg den Reichen von Landshut suchte, kam ihm das eben verwaiste Haichenbach gerade recht. Die Vettern Simon und Hanns Oberhaimer, anscheinend grobknochige und großgewachsene Haudegen - von der Sage als Riesen angesehen" -, erhielten nun Haichenbach aus der Hand des Bischofs. Verwandt mit Hans Oberhaimer auf Falkenstein und Othmar Oberhaimer auf dem noch näheren Marsbach hatte mit ihnen nun die Oberhaimer-Familie das Passauer Donautal fast alleine in der Hand. Die Streitereien um den Passauer Bischofsstuhl nützen die Herren Oberhai mer, unter deren Nasen die feinsten Waren stromab geführt und stromauf getreidelt wurden, zu eigenmächtigem Eingreifen. Bald war kein Händler und Kaufmann und Schiffsführer mehr sicher vor Schätzung und Erpressung. Ein Vierteljahrhundert rei ßen die Beschwerden über die Strauchritter von Haichenbach in Passau und am Kai serhof nicht mehr ab. Einer der größten Happen für die Raubritter scheint das vom Steyrer Kauf mann Valentin Rottenberger erpreßte Lösegeld von siebenhundert Gulden gewesen zu sein. Lange konnten sich das die rechtmäßigen Mauteinnehmer an der Donau, die Landesherren von Passau, Niederbayern und Österreich, nicht bieten lassen. Und so führt Herzog Ernst von Bayern mit einer starken Anzahl Passauer Spieße den vernichtenden Schlag gegen die Oberhaimer: 1516 zieht der Herzog vor Mars bach, und es gelingt ihm, den Othmar Oberhaimer zu ergreifen. Nach kurzem Pro zeß waltet der Freimann von Passau seines Amtes! Im selben Jahr fällt auch Haichen bach wieder an die Bischöfe zurück. Die Erinnerung an Gewalt, Verbrechen und List - lange wußte man nicht, daß den Pferden die Hufe verkehrt herum beschlagen wur den - blieben im Gedächtnis des Volkes hängen. Vom angehäuften Reichtum des Raubritters blieb nur das Wunschdenken in Form der Sage, nach der im Burghof aufgefundene Kohlen beim Heimtragen sich als Gold herausstellen mögen. „Hatten herabfahrende Schiffer das Glück, ungeplündert bis hieher zu kommen, so erwartete sie da erst Angst und Plage ...", weiß noch Bene dikt Pillwein 1827 zu berichten. Nicht Herzog Ernst, sondern der ungemein bekann tere Kaiser Maximilian habe das „Raubschloß" zerstören und abbrennen lassen, es habe damit „sein vedientes Schicksal" erfahren, weiß die Überlieferung noch zu berichten. " OÖ. UB, Bd. 10, Nr. 4-7. " Fritz Winkler, Sagen des Mühlviertels.

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