Burgruine Haichenbach Entstehen und Bestehen eines Kulturdenkmals Von Günther Kleinhanns Nur ein einziges Mal in seiner langen Geschichte konnte das Praemonstratenserstift Schlägl auch Wälder am südlichsten Saum des Böhmerwaldes, dem Abbruch ins Donautal hinunter, bewirtschaften. Das war 1274/75, im Jahr nach der Wahl und Krönung des Grafen Rudolf von Habsburg zum deutschen König. Damals stand dem Forstmeister des von den Falkensteinern gegründeten und stets geförderten Stiftes Maria Schlag/Schlägl als Entgelt für die längerfristige Miete des Stiftsspitals durch die Haichenbacher-Familie deren Waldbesitz bis ans Ufer der Donau zur Nutzung frei.' Die Haichenbacher, damals unter der Führung des alten Rueger, waren den Sommer 1274 ins Schlägler Stiftsspital gezogen, das immerhin inmitten ihres älte sten falkensteinischen Erbes lag, und hatten das ihnen vom Hochstift Passau zu Lehen aufgetragene Haichenbach, die Burg, ganz dem Baumeister, den Maurern, Steinmetzen und Zureichern und übrigen Dienstleistern überlassen. Diese Burg, von der es am 8. September 1274 heißt „dizeit in paw", muß schon ganz schlecht und unzugänglich gewesen sein, daß man sie so von Grund auf erneuern mußte und des halb die ganze Familie wegzog.^ Dennoch hatte der Ansitz, vielleicht dank seiner besonderen Lage am Eingang zur Schlögener Schlinge der Donau - gerade fünf zehn Jahre zuvor noch dem weitschichtigen Vetter der Haichenbacher, Wok von Rosenberg, besonders ins Auge gestochen, als er sie zu erwerben trachtete. Als Inha ber zahlreicher Besitzungen im Süden Böhmens, im Böhmerwald bis Haslach an der Mühl, gleichzeitig als Landrichter von Österreich ob der Enns, verheiratet mit Hed wig, einer Schaunbergerin, mußte ihn der Streubesitz der Haichenbacher - von Odenkirchen bei Rohrbach bis in die Schlögener Schlinge - brennend interessieren. Allein der sonst den Rosenbergern gut gesonnene Lehensherr, zu dieser Zeit Bischof Otto, verweigerte zu diesem Verkauf seine Zustimmung. Es gab einen Schieds spruch, und Haichenbach blieb unbestritten und unmittelbar passauisch.^ Wohl oder übel konnten nun die Haichenbacher den ihnen anvertrauten Sitz selber instand setzen bzw. neu erbauen. Denn viel dürfte von dem alten, bereits hun dert Jahre zuvor erstmals genannten „eichenpach" der Brüder Otto und Wernher nicht mehr verwendbar gewesen sein." Die Zeit der hölzernen Burgen und Block- ^ Haichenbach, Burgruine auf der Parz. Nr. 115, EZ 996, der OÖ. Landtafel, Ortschaft Au, Katastralgemeinde Marsbach, Gemeinde Hofkirchen im Mühlkreis, pol. Bezirk Rohrbach. ^ Stiftsarchiv Schlägl, Urkunden-Nr. 15 und 16. ' OÖ, Urkundenbuch (OÖ. ÜB). Bd. 3, S. 259. " Monumenta boica. Bd. 29, H. 2, S. 307.
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