Im Jahr 1911 versammelten sich die Arbeiter der Fabrik, um mit Hilfe des aus Wien angereisten Redakteurs Waldsam eine Gewerkschaft der christlichen Papierar beiter zu gründen. Fast alle Arbeiter traten ihr bei. Noch bei den NaHonalratswahlen am 16. Februar 1919 wählten trotz zwischenzeitlichem Konkurs der Fabrik, Welt krieg, Zerfall der Monarchie und der schlechten wirtschaftlichen Lage nicht einmal 20 Prozent der Gemeindebürger von Kirchberg ob der Donau sozialdemokratisch.^® Papiermacherball Zu den beliebten Veranstaltungen von Geschäftsleitung und Belegschaft gehörte der alljährliche Papiermacherball. Er fand während des Faschings statt und wurde vom Musikverein Obermühl organisiert. Im Jahr 1960 stand er unter dem Ehrenschutz der Gesellschafter der Papierfabrik Lukas und Dr. Peter Reinhold. Zu den Eingeladenen gehörten Geschäftsleute aus dem ganzen Bezirk Rohrbach, dazu Behördenvertreter, Lieferanten und Kunden. Masken waren erwünscht, der Eintritt kostete zehn Schilling. Die Musikkapelle der Papierfabrik spielte mit 35 Mann und war weitgehend gleichzusetzen mit dem Musikverein Obermühl. Der Ball diente einem doppelten Zweck. Einmal sollte er im Innenverhältnis Mitarbeiter und Geschäftsleitung enger verbinden, also das „Wir-Gefühl" stärken, und zum anderen ein positives Bild nach außen, bei den Amtern und in der Geschäftswelt, zeichnen. Unglücksfälle Große Katastrophen blieben der Papierfabrik und den dort arbeitenden Menschen außer dem Hochwasser von 1954 weitgehend erspart. Aber Unfälle, man che mit tödlichem Ausgang, geschahen auch hier. Schon im ersten Jahr, 1866, in dem G. C. Müller auf Pürnstein wohnte, brannte ein Teil der Burganlage nieder. Müller hatte die Burg als Wohnsitz für sich und seine Familie gekauft. Durch Brandstiftung entstand ein Schadenfeuer, das „... nicht nur das ganze Dach zerstörte, sondern auch mehrere Zimmer ergriff und erst in der Nacht bewältigt werden konnte".®' Der Brandstifter wurde, soweit bekannt, nie gefaßt. Die Familie wohnte weiterhin auf der Burg. Im Jahr 1901 mußten 38 Kronen aus der Sterbeumlage des KAY an die Hin terbliebenen von Sebastian Lindorfer ausgezahlt werden. In der Höllmühlschleiferei, der B-Schleiferei, hatte er durch ein infolge Heißgehens abgestürztes Wellrad das Leben eingebüßt. Er hinterließ eine Witwe und fünf Kinder, alles „entschiedene Katholiken". Das größte Unglück, das Obermühl und der Papierfabrik widerfuhr, war die Hochwasserkatastrophe von 1954. Sie führte, wenn auch indirekt, zum Untergang des jahrhundertealten Ortes Obermühl. Zwar gab es in der Vergangenheit der Zeman, S. 262. „Linzer Tagespost" vom 12. September
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