Seine nächste Stelle fand Sonnberger als Hilfsarbeiter in den Kienberger Papierfabriken Gebrüder Forak. Den geringen Lohn besserte er dadurch auf, daß er „mit den Augen stahl", sich vieles von dem Wissen aneignete, das er später beim Papiermachen brauchte. Mit 21 Jahren gründete er seine erste Firma. In Lippen - heute tschechisch Lipno - begann er die Fertigung von Holzspunden für die Papphülsen, auf denen das Papier in der Rollenschneidemaschine aufgewickelt wird. Im Jahr 1936, inzwischen war Sonnberger 28 Jahre alt geworden, kaufte er die stillgelegte Spinnerei (Wozelka-Fabrik) in Krumau an der Moldau und begann dort, Papier zu verarbeiten und damit zu handeln. Mit einer Beutelmaschine, die fal zen und kleben konnte, stellte er Stanitzel (Spitztüten) her, die er in bestimmten Mengen abpackte und durch ein Loch am oberen Tütenende mit einer dünnen Schnur verband. So konnte der Kramer den Tütenbund an die „Budel" (Ladentheke) hängen und die benötigte Tüte einfach vom Bund abreißen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging es Sonnberger wie Millionen anderen Menschen. Er und seine Familie wurden aus der Heimat vertrieben, die Fabrik enteignet, er war wieder genauso arm wie zu Beginn seines Arbeitslebens. Aber seine berufliche Erfahrung war ihm als Vermögen geblieben. Im Jahr 1946 entließen ihn die Franzosen aus der Kriegsgefangenschaft. Die Familie fand er in Frankfurt am Main. Sofort begann Sonnberger mit Papierverar beitungsmaschinen und Ersatzteilen zu handeln und war damit sehr erfolgreich. Seine erste Papiererzeugung begann Sonnberger 1952 in Sinzing bei Regensburg. Da es an diesem Ort keine räumlichen Erweiterungsmöglichkeiten gab, ging er 1959 nach Neumarkt/Opf. 1969 kaufte Sonnberger in Rosenau, Niederösterreich, eine alte Pappenfabrik und Holzschleiferei, die Oismühle. Sie wurde von ihm technisch über holt und die Fertigung auf Seidenpapier umgestellt. Mit Alois Sonnberger erhielt die Papierfabrik Obermühl nach fast einem Dreivierteljahrhundert wieder einen echten Unternehmer als Chef. Er erschien täg lich in den Fabrikräumen, traf als Papierfachmann und Manager sparsam und mit Erfahrung seine Entscheidungen. Die schwerste: von 190 ehemaligen Mitarbeitern konnten nur 90 bleiben, sonst wäre eine wirtschaftliche Führung der Firma unmög lich gewesen. Jedem seiner Mitarbeiter empfahl er, in die Gewerkschaft einzutreten. Sonnberger wußte, wie wichtig der soziale Frieden, das Miteinander, für den Erfolg eines Unternehmens ist. Etwa zehn Jahre später stand in den „Rohrbacher Notizen": „Obermühl gewann nicht zuletzt dank der gestandenen und seriösen Unternehmerpersönlich keit des neuen Besitzers wieder die Stabilität zurück, die dieses Unternehmen in den Gründungsjahren genoß." Alois Sonnberger rettete den Grabstein des Firmengründers C. G. Müller. Als das Grab in Pürnstein aufgelassen wurde, ließ er den Stein in die Südwand der A-Schleiferei einmauern. Er leitete das Unternehmen bis zu seinem Tod im Jahr 1986. Sein Sohn Dipl.-Ing. Roland Sonnberger studierte Papiertechnik in Darmstadt. Er führt die Fabrik, in der er seit der Übernahme durch seinen Vater arbeitet, erfolgreich weiter.
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