OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Außerdem wird gemäß dem Luftreinhaltegesetz von 1989 bis zum Jahr 1993 der Dampfkessel saniert, um die verschärften Emmissionsgrenzwerte für Rauchgase zu erreichend^ Die Menschen Für Eigentümer und Direktoren, für Beamte und Angestellte, für Facharbei ter und Hilfskräfte bedeutete die Papierfabrik materielle und soziale Grundlage ihres Lebens. Die Arbeit im Werk bestimmte den Zeitplan von Tag, Woche und Jahr, nicht nur für die dort Tätigen, sondern auch für ihre Familien. Vom Erfolg der Papierfabrik hing zeitweise das Wohlergehen von mehr als tausend Menschen ab. Wer sein berufliches Schicksal mit der Papierfabrik verband, hatte bis in die Zeit zwischen den Weltkriegen keine Wahl für einen anderen Arbeitsplatz, es sei denn, er zog aus der Gemeinde fort. Die Arbeit als Pendler in Linz war erst mit einer regelmäßigen Autobusverbindung oder einem eigenen Kraftfahrzeug möglich. Autos und Motorräder für die Fahrt zur Arbeit gab es in größerer Anzahl erst in den frühen siebziger Jahren. Uhr statt Natur Der wirtschaftliche Glanz Obermühls als Station für Treidelzüge und als Umschlagplatz für Güter ins obere Mühlviertel war seit Jahrzehnten verblaßt, als G. C. Müller Waldungen und Wasserrechte im unteren Teil der Kleinen Mühl kaufte. In den beiden angrenzenden Gemeinden Niederkappel und Kirchberg leb ten fast ausschließlich Bauern und ihre Arbeitskräfte. Flachsanbau und Weberei brachten etwas Bargeld auf die Höfe. Die Leibeigenschaft war bereits 1791 durch Kaiser Joseph II. in den habsburgischen Landen autgehoben worden. Es blieben aber weit bis ins 19. Jahrhundert die alten Steuern, der Zehent, Verpflichtungen und Robot^" als Leistungen an die Grundherren. Erst 1848 endeten die Dienste zugunsten einer einheitlichen Besteue rung durch den Staat. Die Ablösungszahlungen der Bauern an die Grundherren zogen sich teilweise bis in die Zeit der Ersten Republik hin. Aus diesem Umfeld kamen die Arbeiter zur Papierfabrik. Harte Arbeit waren sie von der Landwirtschaft gewöhnt. Dort mußte fast alles Lebensnotwendige selbst erzeugt werden. Solange es hell war, dauerte der Arbeitstag. Die wenigen Handwerker und Gewerbetreibenden besaßen fast alle nebenbei eine Landwirtschaft als Grundlage der täglichen Nahrung. Die überfällige Bauernbefreiung von 1848 bereitete den Boden für den C. C. Müllerschen Industriebetrieb. Die Bauern waren jetzt Herren ihrer Zeit, aber durch Ablöseverpflichtungen in Geld teilweise hochverschuldet. Der Begriff „Nebener werbslandwirt" fand eine neue Bedeutung. Besaßen vorher Bürger in kleinen StädFür den Hinweis auf die neuesten Vorscliriften danke ich Dipl.-Ing. Roland Sonnberger. Zeman, S. 179 ff.

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