OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Mitte der sechziger Jahre lieferte das Werk vorwiegend farbige Papiere nach Kundenivunsch. Es war klar geworden, daß Massenprodukte gegen die übermächti gen Wettbewerber keine Chance hatten. Wie sich das Werk den Wünschen der Kunden anpaßt, zeigt sich im heutigen Erzeugungsprogramm. Bereits ab Aufträgen mit einem Gesamtgewicht von nur 1,5 Tonnen stellt die Fabrik spezialgefärbtes Papier her, außerdem Schreib- und Druckpapiere, Zeichenkarton und Löschpapier. Die besondere Stärke des Werkes ist Recyclingpapier. Alois Sonnberger pro duzierte 1974 als erster Umweltschutzpapier in Osterreich. Die großen Vorräte an Altpapier auf den Lagerplätzen des Werkes zeigen die Bedeutung dieses Produktes. Wie wichtig und richtig die Idee Sonnbergers zur Wiederverwendung des Altpapiers ist - trotz zahlreicher technischer Probleme -, beweisen Papierprodukte, die bald darauf auch andere Hersteller auf den Markt brachten. Im August 1991 erschien als Beilage in Tageszeitungen ein vierseitiges farbiges Informationsblatt^^ unter dem Titel: „Osterreich setzt auf Papier aus Papier". Nach nicht einmal zwei Jahrzehnten steckt Altpapier fast in jedem Papiererzeugnis, viele bestehen vollstän dig daraus. Heute übernehmen die österreichischen Papierhersteller sämtliches im Inland gesammelte Papier in entsprechender Qualität zu Weltmarktpreisen. Umweltprobleme Von den Anlegestellen der Sportmotorboote an der Mündung der Kleinen Mühl sieht man die Fabrik nicht. Bewaldete Berghänge erheben sich zu beiden Sei ten des Flüßchens, Bäume und Büsche verdecken die Wohnhäuser von Obermühl. Meist fließt das Wasser in grauer, brauner, grüner, blauer oder schwarzer Farbe in die Donau. Mit Recht billigt der Betrachter diesen Farben einen natürlichen Ursprung zu, leuchtet doch das Weiß der Kunststoff-Bootskörper um so strahlender, je stärker der Kontrast zum Wasser wirkt. An einigen Tagen aber kommt die Mühl gelb oder rot dahergeströmt, zur Mißbilligung mancher Sportbootfahrer. Die Farben färben nicht ab, wie sich leicht durch einen Griff ins Wasser feststellen läßt. Sie verschwinden schon bald spurlos im Wassergemenge der Donau. Aber immer wieder einmal erhält der Umwelt schutzbeauftragte in der Bezirkshauptmannschaft Rohrbach einen Beschwerdebrief. Die Farben sind völlig harmlos, das weiß er. Und unterhalb der Fabrik, wo das gefärbte Wasser fließt, sollen sogar Krebse leben, diese hochsensiblen Tiere, die in wirklich verschmutzten Flüssen längst ausgestorben sind. Im Jahr I99I wurden in der Fabrik die chemisch-mechanischen Abwasserrei nigungsanlagen ergänzt und verbessert, um die Verfärbung der Kleinen Mühl weit gehend zu vermeiden. Die junge österreichische Wasserrechtsnovelle schreibt erst mals strenge Mindestanforderungen für alle einheimischen Papierfabriken vor. ■ Herausgeber Verband österreichischer Zeitungsherausgeber und Zeitungsverleger, Wien.

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