OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

der Donauschiffahrt nie ernsthaft Konkurrenz machen. Erst die Kraftfahrzeuge führ ten zu einem drastischen Rückgang des Wassertransportes. Heute befördert die Fabrik sämtliche Güter nur per Lastkraftwagen. Innerbetrieblich transportierten zuerst Fuhrwerke den Holzstoff von den Schleifereien zur Papierfabrik. In den zwanziger Jahren rationalisierte eine Blasan lage per Rohr diesen Transport zwischen A-Schleiferei und Fabrik. In dieser Zeit ent stand auch die Seilbahn von der Donaulände bis zur Höllmühle. Auf ihr wurden 1 m lange Holzstücke zur A- und zur B-Schleiferei befördert, ebenso Kohle zum Kohlenlager beim Kesselhaus. Die Seilbahn arbeitete bis zur Donauregulierung 1960, die Blasanlage blieb bis zur Stillegung der A-Schleiferei 1988 in Betrieb. Der Transport innerhalb der weitgestreckten Werksanlagen durch Pferde endete erst im Jahr 1950. Die sowjetische Verwaltung ergänzte die vorhandenen Kraftfahrzeuge durch zwei Personenwagen und sechs Lastkraftwagen, später weiter hin durch einen Traktor mit Anhänger. Dazu baute man das alte Rohstoffmagazin zur Kraftfahrzeugwerkstätte mit Garage um. Heute besorgen drei Dieselgabelstapler den Transport des Altpapiers vom Lager zum Aufbereitungssaal. Nachrichtentechnik Line Fabrik benötigt ständig Verbindungen zu Kunden und Lieferanten, braucht Nachrichten über Wettbewerber und Wirtschaftslage und muß häufig mit Amtern und Behörden zusammenarbeiten. So ist es sicher kein Zufall, daß in der kleinen Ortschaft Obermühl bereits 1871, zwei Jahre nach Gründung der Schleiferei, ein Postamt errichtet wurde. Kirch berg als Sitz der politischen Gemeinde erhielt erst im Jahr 1910 eine Postsammel stelle. Alois Lnsinger führte das Postamt Obermühl in seinem Haus Nr. 6. Damit war der regelmäßige Brief- und Paketverkehr für die Fabrik gesichert. Der Postbedienstete mußte täglich alle Sendungen mit einem Handkarren bis zur Brücke beim Bruckwirt befördern, dort auf den Postkutschenwagen warten, der von Neufelden weiter nach Lembach fuhr, und die ankommende Post in Emp fang nehmen. Auf dem Rückweg zur Poststelle Obermühl erhielt wahrscheinlich die Papierfabrik bereits ihre Sendungen. Ab 1904 übernahm das von Passau über Linz nach Wien fahrende Schiff die Post, von 1915 bis 1916 ein Schiff, das nur die Strecke Passau-Linz befuhr. Dieser Dienst mußte kriegsbedingt im Jahr 1916 eingestellt wer den. Die Ansprüche an die Schnelligkeit einer Nachricht stiegen. Ab 1882 konnte vom Postamt aus telegraphiert werden. In Wien eröffnete die Post im Dezember 1881 das erste örtliche Fernsprech netz. Obermühl mußte auf einen Anschluß fast 40 Jahre warten. Erst am 26. Juni 1921 erhielt der Ort eine Telefonverbindung und wenige Tage später, am 1. Juli 1921, die Papierfabrik die Anschlußnummer vier.

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