OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Schon 1881 konnten 170 PS durch den Kauf der Spinnerei Grafenau gewon nen werden, um damit die Energieversorgung der Papierfabrik zu verbessern. Mit der Höllmühle, etwa 800 Meter oberhalb der A-Schleiferei gelegen, gewann das Werk 1887 weitere 700 PS. Um diese auszunutzen, baute C. C. Müller dort die B-Schleiferei. Zwei kleine Elektrizitätswerke an der Höllmühle und der A-Schleiferei erzeugten Anfang der zwanziger Jahre Eicht- und Kraftstrom für das Werk und ver sorgten außer den Ortschaften Obermühl und Grafenau weitere einzelne Häuser der näheren Umgebung. In einer Denkschrift erwähnte Direktor Karl Nemeth 1938, daß 2.000 PS Wasserkraft bereits ausgebaut seien, ein Ausbau auf 3.000 PS ohne ^ößere Kosten möglich wäre und eine Endleistung von 3.600 PS machbar sei. Noch im letzten Welt krieg erhöhte das Werk das Gefälle des Daglesbaches von 80 Meter auf 125 Meter. Dadurch wurde eine Mehrleistung von etwa 400 PS erreicht. Die einzige größere Investition während der sowjetischen Verwaltung war 1952 der Anbau des Kesselhauses, in dem anstelle der zwei alten Kessel ein neuer 13-atü-Kessel aufgestellt wurde. Zwei Jahre später folgte eine 400-kW-Dampfturbine der Firma Simmering. Das Pirement-Gutachten^' zählt 1956 deutlich die Schwachstellen der Ener gieversorgung auf. Die Anlagen waren zum großen Teil so abgenutzt, daß jederzeit ein längerer Stillstand der Fertigung zu befürchten war. Dabei wurden sogar die fünf Wasserturbinen, von denen vier zwischen 1904 und 1912 erbaut wurden, noch nicht für erneuerungsbedürftig gehalten. Dringend gefordert wurde der Ersatz der Dampfmaschinen für den Betrieb der Papiermaschinen (90 PS, Baujahr 1906, und 100 PS, Baujahr 1913) durch Elektromotore, noch dringender der Anschluß an das Überlandnetz der OKA, damit notfalls von diesem Unternehmen Energie gekauft werden konnte. Der Antrieb der Maschinen in der Fabrik erfolgt zum Teil über Transmissio nen direkt von der Turbinenachse durch Riemengetriebe, also ohne Elektromotore. Damit werden alle Teile einer Maschine gemeinsam über eine Räderwelle bewegt. Heute übernehmen Elektromotore in modernen Anlagen die Arbeit. Transmissionen sind fast ausgestorben. Sie tragen in der Papierfabrik Obermühl wohl am meisten dazu bei, daß ein Besucher sich ins späte 19. Jahrhundert versetzt fühlt. Aber man kann den Anblick nicht nur technikgeschichtlich interessant fin den. Roland Sonnberger weiß einen guten sachlichen Grund, den Antrieb für Trans missionen beizubehalten; „Wenn wir Energie von der Turbine über einen Generator als elektrischen Strom zum Einzelmotor transportieren, erreichen wir eine Energie ausbeute von 80 Prozent. Wenn wir aber direkt von der Turbinenachse über Riemen antrieb die Maschinen bewegen, erzielen wir über 95 Prozent. Und die neuen Kunst stoffriemen haben eine Lebensdauer von zehn bis zwanzig Jahren. Siehe Fußnote 9.

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