Seit diesen letzten großen Investitionen Ende der zwanziger Jahre lebt die Firma von der Substanz. Sie besaß jetzt ihre größte räumliche Ausdehnung mit einer Länge von etwa 3,3 Kilometern im Tal der Kleinen Mühl. Drei Holzschleifereien und zwei Papiermaschinen arbeiteten Tag und Nacht, soweit es die Energieversorgung durch Wasserkraft zuließ. Die Donauregulierung im Jahr 1962 beendete den Schiffstransport. Die Seil bahn verschwand und alle Betriebsgebäude in Grafenau. Die älteste, die A-Schleiferei, mit der die Fabrik begann, lief im Juni 1988 zum letzten Mal. Eine ähnliche Entwicklung nahmen die handwerklichen Nebenbetriebe. Zeman zählt 1957 noch acht Werkstätten auf: Schlosserei, Schmiede, Elektro-, Kraft fahrzeugbetrieb (in dem sogar Anhänger für die Werks-Lkw gebaut wurden), Tisch lerei, Zimmerei, Sattlerei. Außerdem gab es eine kleine Bauabteilung. Davon blieben nur Elektrowerkstatt und Schlosserei erhalten. Die Firma hat sich gesundschrump fen müssen, trotzdem werden fast alle Reparaturen und Wartungsarbeiten mit eige nem Personal ausgeführt. Heute lebt der Betrieb mit der Papiermaschine I, die, immer wieder moderni siert, rund 70 Arbeitsplätze sichert. Sie arbeitet mit einer Maximalgeschwindigkeit von 150 Metern/Minute. Eine bemerkenswerte Leistung für einen MaschinenveteraEnergieversorgung Nur mit kostengünstiger Energie, die ständig zur Verfügung steht, kann ein Unternehmen wirtschaftlich arbeiten. Fast hundert Jahre nach der Gründung besaß die Papierfabrik Obermühl noch immer keine Kraftquelle, die dieser Forderung ent sprach. Im Jahr 1966 schreibt Direktor Wegscheider: „.. .dazu kamen Rückschläge durch monatelangen Wassermangel und zwei harte Winter..." In trockenen Sommern und strengen Wintermonaten versiegt die Energie quelle Wasser. Dann muß teure Fremdenergie (Kohle, Heizöl, Strom) gekauft wer den, wodurch der Gewinn geschmälert oder gar mit Verlust produziert wird. Eine Papierfabrik braucht Energie für den Maschinenantrieb, für die Hei zung für die Papiermaschinen und die Betriebsräume sowie für die Beleuchtung. Den Antrieb für die erste Holzschliffanlage von 1869 lieferte der Daglesbach mit einer Leistung von 500 PS. Damit wurde, soweit bekannt, vier Jahre später auch die erste Papiermaschine versorgt, wobei die Beheizung durch eine kohlegefeuerte Dampfmaschine erfolgte. Über den Hafen Passau und die Donau kam Ruhrkohle nach Obermühl, zeitweise lieferte auch das Kohlerevier von Wolfsegg am Hausruck. Die fortlaufende Ausdehnung des Werksgeländes südlich zur Donau und nördlich über die Straße Lembach-Altenfelden entlang der Kleinen Mühl diente nicht vorwiegend dazu, Fabrikationsgrundstücke zu erwerben. Wichtigster Grund war der Gewinn von Wasserkraft. Das Recht zur Ausnutzung wurde mit den Grund stücken erworben.
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