Der Betrieb wurde geschlossen und das Gebäude in Beamten- und Arbeiterwoh nungen umgebaut. Der zweite Betrieb bestand bereits seit 1844 als Wollwarenfabrik, genannt Spinnerei Grafenau. Müller baute sie in eine weitere Holzschleiferei mit der Bezeichung C-Schleiferei um. Im Jahr 1887 erweiterte er die Betriebsanlage Richtung Norden durch Kauf der Höllmühle. Auf dem Gelände errichtete er die B-Schleiferei, um den ständig stei genden Bedarf an Holzstoff befriedigen zu können. Die Papiermaschine II nahm Müller im Jahr 1891 in Betrieb. Sie dürfte, wie die Papiermaschine I, in ihren Grundelementen noch dem 19. Jahrhundert entstam men. Beide Maschinen arbeiteten mit geringen Unterbrechnungen bis 1972, danach bis 1985 nur noch abwechselnd, je nach Auftragslage. Ein gleichzeitiger Betrieb bei der Maschinen wäre nach Alois Sonnberger „kaufmännischer Selbstmord" gewe sen. Maschine II wurde 1990 nach Peru verkauft. Durch jahrelange Vernachlässigung befanden sich zahlreiche Gebäude und viele Maschinen in so schlechtem Zustand, daß der Betrieb 1918 wegen Unrentabilität geschlossen werden sollte. Verbesserungen am Holländerbau und der C-Schlei ferei, die 1921 bis 1923 völlig erneuert wurden, sowie die Modernisierung der Papiermaschinen führten zu einer erheblichen Steigerung der Produktion und zu besserer Papierqualität. Die Verdoppelung der erzeugten Papiermenge erforderte weitere Investitio nen. In den Jahren 1927 und 1928 errichtete das Werk einen fahrbaren Portalkran zum schnelleren Be- und Entladen der Schiffe am Donaukai nahe dem Agentiegebäude.^° Die Baumstämme wurden vorher von Pferden über eine Rampe gezogen. Über einen Schrägaufzug konnten jetzt ganze Stämme vom Floß an Land befördert werden. An dieser Lände errichtete das Unternehmen eine Pendelsäge zum Ablän gen der Stämme auf 1-Meter-Stücke, eine Rindenschälmaschine und eine Spaltma schine. Das so vorbehandelte Holz konnte schneller zu Holzstoff aufbereitet werden. Die drei Schleifereien verarbeiteten jährlich bis zu 18.000 Raummeter Faserholz. Für die Papiermaschine I wurde eine Fangstoffanlage errichtet, damit teurer Holzschliff nicht verlorengeht und das Flußwasser verschmutzt. Sie ist heute noch in Betrieb. In diesen Jahren vor der Weltwirtschaftskrise entstanden an neuen Bauten das Verwaltungsgebäude (= Kanzleigebäude), in dem auch der umfangreiche Wald besitz von 483 Hektar verwaltet wurde, sowie Magazinhallen und Werkswohnun gen. Das Betriebsgelände vergrößerte Direktor Karl Nemeth im Jahr 1929 durch Kauf der Fenk-Säge in Starz 2. Dieser holzverarbeitende Nebenbetrieb machte der Fabrik den Einschnitt von zugekauftem und eigenem Rundholz möglich. Er steht heute noch dort, verbeult, beschädigt, mit abgeblätterter Farbe, um die Rechte der Fabrik an der Donaulände zu sichern, obwohl mit ihm seit dreißig Jahren kein Schiff mehr beladen wurde.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2