OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

den, da sich aus dem Jahre 1882 einige Briefe und Postkarten erhalten haben. In Budapest unterhielt die Papierfabrik eine eigene Niederlassung. Reibungslos lief das Geschäft in dieser „guten alten Zeit" ebensowenig wie in der Gegenwart. Die Eisenhammer-Walzwerke & Eisen-Draht-Fabrik des Garl Berger im Josefsthal bei Schwertberg in Oberösterreich mahnt am 12. September 1882: „Herr Müller! Ich muß Sie ersuchen, mir umgehend mein Guthaben zu 108 fl. v. 1. April 1882 zu senden, da ich sonst gezwungen wäre, die Sache meinem Advoka ten zu übergeben..." Diese nachdrückliche Mahnung zeigte prompte Wirkung. Schon drei Tage später, am 15. September, bestätigte Berger per Postkarte „... 108,- bar habe dankend Ihrem w. Conto gutgebracht". Meist finden sich Aufträge oder Lieferanmahnungen in diesen wenigen erhalten gebliebenen Korrespondenzen. Als 1918 die österreichisch-ungarische Monarchie zerbrach, waren die Zukunftsaussichten dunkel. Der damalige Eigentümer, die österreichische Länder bank, plante die Schließung der Fabrik, aber Exporterfolge erlaubten der Papier fabrik Obermühl die Weiterexistenz. Die Weltwirtschaftskrise 1930 ließ den Export zusammenbrechen. Ein uner bittlicher Konkurrenzkampf um den innerösterreichischen Markt begann. Mehrere Papier- und Zellstoffabriken mußten schließen. Die Verschuldung bei den Banken sheg immer höher, die meisten Papierbetriebe gingen zur Kurzarbeit über. Da griffen die Verantwortlichen der österreichischen Papierindustrie zur Selbsthilfe. Nach langen und schwierigen Verhandlungen gründeten sie die „Oster reichische Papierverkaufsgesellschaft m. b. H. (ÖPA)". Sie wies den einzelnen Her stellern, je nach Kapazität und Fertigungsmöglichkeit, zentral die Aufträge zu. Keine Fabrik durfte mehr direkt ihre innerösterreichischen Kunden beliefern. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten bewährte sich dieses Syndikatsystem. Die OPA kontrolliert und organisiert den österreichischen Papiermarkt teilweise bis heute. Ferner beliefert die Papierfabrik Obermühl Auslandskunden über einige Ländervertretungen und über Exporthäuser in Wien und Hamburg, die auf der gan zen Welt tätig sind. Hauptabsatzgebiete in Übersee sind Australien sowie mehrere Länder in Westafrika und Südostasien. So verkauft der Betrieb seine Produkte anonym ohne eigene Warenmarke, ohne die modernen Marketinginstrumente, wie Medienwerbung, Corporate Identity und Marktforschung, weil ÖPA sowie Export- und Auslandsvertreter kosten günstigere Absatzvermittler sind. Technik Die Papiererzeugung Die Geschichte der Papierherstellung verläuft weitgehend parallel zur Ent wicklung der Drucktechnik. Fortschritte der Papiererzeugung erleichtern neue Druckverfahren, größere und schnellere Druckmaschinen stellen an die Papierquali tät höhere Anforderungen.

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