OÖ. Heimatblätter 1992, 46. Jahrgang, Heft 1

Ing. Julius Frey und Elfriede Wakolbinger saßen Ende März im Chefbüro und überlegten verzweifelt, wie das todkranke Unternehmen zu retten sei. Am 23. März hatten sie, ebenso wie die gesamte Belegschaft, ihre Kündigung „auf Grund der Abstellung der Papierfabrik" erhalten. Da kam Ingenieur Frey eine Idee, eine letzte Hoffnung. Er kannte einen tat kräftigen Fachmann und Besitzer von zwei Papierfabriken, dem er beruflich einige Male begegnet war. Frey rief Alois Sonnberger an. Noch am Telefon sagte Sonnberger zu, nach Obermühl zu kommen und an Ort und Stelle die Möglichkeiten zu prüfen. Sormberger, Rettung vor erneutem Konkurs Alois Sonnberger war seit dem Gründer Carl Christian Müller der zweite wirkliche Unternehmer nach mehr als einem Dutzend von Direktoren, Erben und Söhnen, die mit wenigen Ausnahmen das Werk vorwiegend als Geldquelle betrach teten. Selbst diejenigen Direktoren, die sich um Fabrik und Mitarbeiter und um deren Wohlergehen und Zukunftssicherung bemühten, erlitten oft genug Schiff bruch. Denn ihre Geldgeber, ob Staat, Banken oder Privatleute, wer immer gerade Eigentümer des Werkes war, wollten oder konnten oft nicht die nötigen Finanzmittel bereitstellen, um die veralteten Maschinen, Einrichtungen und Bauten zu moderni sieren und konkurrenzfähig zu erhalten. Der Papierfachmann Alois Sonnberger rettete die Papierfabrik Obermühl vor dem sicheren Untergang. In der Zwangsversteigerung erwarb er das Unterneh men für 10,6 Millionen Schilling. Bei einem deutschen Mitbewerber, der ihn mit 11 Millionen Schilling überbot, stellte sich schnell heraus, daß dieser die Fabrik nicht weiterführen, sondern nur Gebäude und Liegenschaften ausschlachten wollte. Sonnberger, der die Fabrik bereits gepachtet hatte und mit 90 Arbeitskräften betrieb, erhielt als nur zweithöchster Bieter im November 1972 den Zuschlag. Für den Erfolg des kranken Unternehmens haftete er - und bei dem Gedanken wird es jedem Kauf mann kalt den Rücken hinunterlaufen - mit seinem gesamten Privatvermögen, auch mit seinem Werk in der Bundesrepublik Deutschland. Alois Sonnberger wurde, ebenso wie es sein Sohn Roland heute ist, alleiniger Eigentümer der nicht protokol lierten (nicht handelsgerichtlich eingetragenen) Papierfabrik Obermühl. Der Papierverkauf Die spärlichen Unterlagen aus der Zeit C. C. Müllers lassen darauf schließen, daß ein beachtlicher Teil der Aufträge aus der nächsten Umgebung von Gewerbe treibenden kam. In Linz bediente Müller sowohl Fachgroßhändler als auch große Endverbraucher. In den Ländern der Monarchie arbeiteten Vertreter, die Aufträge beschafften und anscheinend sowohl für Provision als auch für eigene Rechnung tätig waren. Diese Geschäftsverbindungen können für Wien, Pilsen und Prag nachgewiesen wer-

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