Im Jahr 1962 mußten die Reinhold-Söhne den Ausgleich anmelden. 1964 folgte der Konkurs. Zwei Jahre später, 1966, fand vor einem Linzer Schöffengericht ein Prozeß wegen „fahrlässiger Krida"" statt. Lukas Reinhold verteidigte sich u. a. mit der schlechten Wasserführung der Kleinen Mühl, durch welche der Idolzschliff ausfiel, mit dem Preisverfall und „daß er in gutem Glauben Fachleute zur Leitung des Werkes heranzog, die sich in der Folge als enttäuschend erwiesen hätten". Er mußte aber bestätigen, „daß ihm selbst der Überblick über sein Unternehmen mangelte", was er auf ein langwieriges Nervenleiden zurückführte.^^ Pachtgesellschaft Bereits im flerbst 1962, nach dem Ausgleich durch die Reinhold-Söhne, war der Konkurs des Unternehmens absehbar. Um die über 200 Arbeitsplätze der Papierfabrik zu erhalten, wurde eine Auffanggesellschaft gegründet, später Pachtge sellschaft genannt. Sie firmierte unter „Papierfabrik Obermühl, Betriebs- und Ver kaufsgesellschaft mbH & Co. KG" und mußte keinerlei Altschulden übernehmen. Die Ausstattung mit Betriebsmitteln durch die öffentliche Hand war mit 2,000.000 Schilling eher sparsam. Der Betrag reichte knapp aus, um für vier Monate die Löhne zu zahlen. Die Pachtgesellschaft übernahm nur die Papierfabrik, zwei Holzschleifereien und die Wohngebäude des Werkes. Bald waren in den Geschäftsberichten Klagen wie von den Vorgängerfirmen zu hören: häufig zu geringer Wasserstand der Kleinen Mühl durch Trockenheit oder Vereisung, veraltete Maschinen mit kostspieligen Reparatur- und Erneuerungsarbeiten und Preisverfall auf den Weltmärkten." Eine verbesserte Wirtschaftslage Mitte der sechziger Jahre blieb vorüberge hend. Nach 1970 verschlechterte sich der Ertrag zusehends. Anfang des Jahres 1972 war es wieder einmal soweit, kaum acht Jahre nach dem Konkurs der Reinhold-Söhne. Die Pachtgesellschaft war am Ende und ver suchte, im März mit einem Ausgleich den völligen Zusammenbruch hinauszuschie ben. Die Papierfabrik Steyrermühl, die sich zeitweise am Erwerb von Obermühl interessiert gezeigt hatte, wurde wohl durch den heruntergewirtschafteten Betrieb mit zu großer Belegschaft abgeschreckt. Der Betriebsrat fuhr in seiner Verzweiflung und Sorge um die Arbeitsplätze nach Wien zu Finanzminister Androsch, um die Hilfe des Staates zu erbitten. Er kam ohne Ergebnis zurück. Direktor Wegscheider hatte das sinkende Schiff schon irn Januar ohne Angabe von Gründen und ohne neue Anschrift verlassen. Betriebsinge nieur Julius Prey mußte ohne rechtliche Vollmachten als eine Art Notgeschäftsführer einspringen. " Krida = Konkurs, „Oberösterreichische Nachrichten" vom 23. April 1966. „Linzer Volksblatt" vom 23. April 1966. 16 Wegscheider, S. 15.
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