Trotz des Konkurses wurden Fabrik und Belegschaft gerettet. Der größte Gläubiger, die k. k. privilegierte Länderbank in Wien, erwarb das Werk und gab ihm den Firmenmantel einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Die Firma hieß nun: „Papierfabrik Obermühl Ges. m. b. H.". Vorerst wurden die Verhältnisse schwieriger. Der Erste Weltkrieg, der im Jahr nach dem Konkurs begann, machte es unmöglich, die abgewirtschafteten Bauten und Maschinen zu sanieren. Mit dem Ende des Krieges brach die k. u. k. Monarchie zusammen und löste sich in einzelne Nationalstaaten auf. Die Märkte dieser Länder gingen auf einen Schlag verloren. Dem kleinen Rumpfösterreich verblieb eine viel zu große Papier industrie. Außerdem drohte im Jahr 1921 die Schließung der Fabrik durch die Bau polizei. Das Gebäude mit den Holländermaschinen war in lebensgefährdendem Zustand und die C-Schleiferei mußte dringend erneuert werden. Die Länderbank als vollhaftender Gesellschafter stellte die nötigen Mittel bereit. In Bauten und Betriebseinrichtungen wurde investiert und dadurch die Erzeugung erheblich gestei gert. Leider sind bei der Länderbank keinerlei Unterlagen aus dieser Zeit vorhanden, so daß die Tätigkeit der beiden Direktoren Schmiedl (1913-1924) und Nemeth (1924-1941) nur indirekt an den heute noch sichtbaren Ergebnissen gemessen wer den kann. Die Papierproduktion entwickelte sich positiv: 1923 2.600 Tonnen Jahreser zeugung, 1926 5.100 Tonnen Jahreserzeugung, 1930 6.400 Tonnen Jahreserzeugung. Die Leistungssteigerung wurde mit den beiden Papiermaschinen des Grün ders C. G. Müller erzielt, wobei dieser Erfolg nicht ohne laufende technische Verbes serungen der Betriebseinrichtungen möglich gewesen wäre. Jedoch sanken die Erlöse für das Papier bereits in den zwanziger Jahren. Noch schwieriger wurde es nach der Weltwirtschaftskrise (1929/30). In den dreißiger Jahren deckten die Ver kaufspreise häufig nicht die Selbstkosten des Unternehmens. Während in den ersten zehn Nachkriegsjahren bis etwa 1930 der Export noch eine starke Stütze war, nahm der Wettbewerb im Ausland zu, so daß die Länderbank um 1938 erwog, die Papier fabrik zu schließen. Die Produkbon war auf 2.400 Tonnen jährlich gesunken. Der Anschluß an das Deutsche Reich brachte einen kurzfristigen Auf schwung. Im Jahr 1939 konnten wieder etwa 4.900 Tonnen hergestellt werden. Im Zuge der politischen Entwicklung war die Länderbank von der Dresdner Bank über nommen worden. Diese firmierte jetzt die Länderbank Wien A. G. Dresdnerbank. Die Bank verkaufte ihre Gesellschaftsanteile an einen Deutschen, den ehemaligen Reichsfinanzminister Dr. Peter Reinhold. Am 1. Januar 1941 begann Reinhold seine Tätigkeit als neuer Eigentümer. Die wenigen Jahre bis zum Kriegsende und kriegsbedingte Schwierigkeiten erlaub ten dem erfahrenen Industriellen nur wenige Verbesserungen. Die Produktion über schritt 1941 mit 6.560 Tonnen im Jahr die Rekordmarke von 1930. Neue Papierpro dukte wurden entwickelt, konnten aber wirtschaftlich keine wesentlichen Ertrags steigerungen mehr erreichen. Im Jahr 1942 beschäftigte das Werk 244 Personen (Stichtag 30. April: 140 Männer, 54 Frauen, 50 Kriegsgefangene, 88 Männer dienten bei der Wehrmacht).
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2