Obermühl vor 1869 Die Donauschiffahrt bildete seit Jahrhunderten den Grundstock für das wirt schaftliche Wohlergehen der Bewohner von Obermühl. Donauabwärts, Naufahrt genannt, fuhren leichtgebaute Schiffe auf der Strecke Ulm-Wien mit der Strömung. Am Ziel wurden sie oft als Brennholz verkauft. Teuer und mühsam blieb die Berg fahrt donauaufwärts, das Hohenauen. Pferde zogen Zillen auf dem Treppel- oder Treidelpfad gegen die Strömung. Nur wertvolle und seltene Waren legten diesen Weg zurück. Schiffmeister erwarben bei dieser risikoreichen Tätigkeit, gefährlich wegen der Strudel und der vom Wasser bedeckten Felsen, große Vermögen. Reich wurden alle Gewerbe, die mit der Schiffahrt zu tun hatten. Gastwirte, Fleischer, Bäcker, Satt ler und Zimmerleute lebten in Obermühl von den Aufträgen der Schiffsleute. Als am 22. Oktober 1837 das erste Dampfschiff von Regensburg nach Linz fuhr, begann der Rückgang des alten Gewerbes. Zwar behielt Obermühl noch für einige Jahr zehnte seine Bedeutung als Umschlagplatz für das obere Mühlviertel, aber als 1888 die Mühlkreisbahn von Linz über das nahe gelegene Neufelden nach Aigen fuhr, verlor die Schiffahrt schnell ihr Gewicht für den Ort. Es war für Obermühl eine glückliche Fügung, daß der sächsische Forstmei ster Carl Christian Müller schon 1865 die Burg Fürnstein und umfangreiche Wälder in der Umgebung erwarb. Durch seine Fachkenntnisse und seinen unternehmeri schen Wagemut sicherte er die wirtschaftliche Zukunft des Ortes für über hundert Jahre. Untemehmensgeschichte Gründung der Papierfabrik Noch bevor in Oberösterreich die erste Papiermühle entstand, war Linz bereits ein bedeutendes fJandelszentrum für deutsche Papiere aus Schwaben, Bay ern und Sachsen. Die Ware kam meist auf der Donau mit Flößen nach Linz. Von dort wurde sie weiter nach Niederösterreich und in die Steiermark verkauft. Ein Wolfgang Trainer gründete die erste oberösterreichische Papiermühle 1520 in Braunau.^ Bis 1875 wurde dort Büttenpapier erzeugt. Erst zwei Jahre später als in Obermühl, im Jahr 1875, begann auch in Braunau die Erzeugung mit Lang siebmaschinen. In den wenigen Jahren zwischen 1867 und 1876 wurden alle wichti gen Papierfabriken Oberösterreichs gegründet: Steyrermühl, Penzing, Nettingsdorf und natürlich Obermühl. Im Jahre 1869 nahm Carl Christian Müller die erste flolzschleiferei an der Mündung des Daglesbaches in Betrieb. Sie erhielt die Bezeichnung „A-Schleiferei". Sobald es ihm möglich war, verarbeitete er den größten Teil des Holzschliffes in seiDopf, S. 64.
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