und in der Berichterstattung deutscher Musik zeitungen bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zur Sprache. Egon Voss stellt anhand verschiede ner Dokumente die persönlichen Beziehungen zu Richard Wagner dar. Schliel31ich kommt aber auch der Jubilar selbst in „Über den religiösen Gehalt in Bruckners Symphonien" zu Wort, wobei er zu nächst die bekannten, meist subjektiven und kli scheehaften, kaum logisch begründeten diesbe züglichen Aussagen anführt und dabei auch deren Entsprechung oder Unzulänglichkeit aufzeigt. In der Erkenntnis der Notwendigkeit einer fundierten Aussage stellt er mit Hilfe von Begriffen und Er kenntnissen der Religionswissenschaften objek tive Kriterien auf. Ausführlich behandelt er „Bruckners Wendung von der Kirchenmusik zur Symphonie" und „Stilmomente und Tonsymbole kirchlicher Herkunft", um dann den (beinahe meß baren) Anteil religiösen Gehalts an den Sympho nien darzulegen. Karl Mitterschiffthaler Alfred Doppier: Geschichte im Spiegel der Litera tur. Aufsätze zur österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts. Innsbrucker Beiträge zur Kulturwissenschaft. Ger manistische Reihe, Band 39. Innsbruck: Institut für Germanistik der Universität Innsbruck, 1990. 253 Seiten. Der auch mit Unterstützung des Landes Oberösterreich gedruckte Band enthält Aufsätze zur österreichischen Literatur des 19. und 20. Jahr hunderts, die der Beziehung von historischer Si tuation und literarischer Darstellung nachgehen. Man muß sich zunächst fragen, welchen Nutzen — oder Nachteil? - die Spiegelung österreichischer Geistes- und Kulturgeschichte - denn um diese geht es primär, nicht um Geschichtsdaten - in der „schönen" Literatur stiftet. Sie vermittelt uns die Unmittelbarkeit subjektiver Erfahrung mit all ihren Schwächen und Vorzügen, gibt subjektiv ge färbte Stimmung, erhebt hingegen nicht den Ran keschen Anspruch zu zeigen, „wie es wirklich ge wesen ist". Oder mit den Worten des gelernten Juristen und Dichters Peter Rosei gesagt: „... Die Arbeit des Künstlers hat mit der Wahrheit und mit der Unwahrheit nur insofern zu tun, als er unsren Kopf nimmt, ihn in eine Richtung wendet und sagt: Schau!" Hier geht es aber um literarkritische Kom mentare zum Werk bekannter Autoren, „die im Li teraturunterricht bisweilen zu bloßem Bildungsgut verkümmern". Der Bogen ist weit gespannt: von Grillparzers Staatsdramen, Shfter, über Schnitzler, Kafka, Rilke, Musil, Brock, Joseph Roth, Canetti und Horvath bis zu H. C. Artmann, Ernst Jandl u. a. Die Werke der Dichter sind also gefiltert, interpre tiert. Das mag ihnen zwar etwas von ihrer Unmit telbarkeit nehmen, fördert aber wesentlich das Verständnis und knüpft Verbindungen, wie sie selbst einem erfahrenen Literaturkenner kaum ge längen, so die Beziehung von Thomas Bernhards Roman „Auslöschung. Ein Zerfall" (1986) auf Stif ters „Nachsommer" (S. 90-94). Sechs der 23 Bei träge sind Stifter und seiner Aktualität für die zeit genössische österreichische Literatur gewidmet, teils waren sie Vorträge bei Stifter-Symposien in Linz, teils sind sie Veröffentlichungen des StifterInstitutes des Landes Oberösterreich. (Übrigens: Das für den Nichtfachmann nicht erkennbare Publikationsorgan „VASILO" bedeutet: Viertel jahresschrift des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich.) Die Aufsätze Doppiers sind kenntnisreich und in einer klaren, verständlichen Sprache ge schrieben und regen dazu an, Werke, die zu kennen man glaubt, neuerlich zu lesen, wobei der beglei tende Kommentar dieses weithin geschätzten Ger manisten neue Perspektiven zu eröffnen vermag. Jeder Literaturfreund wird den Band immer wieder gerne in die Hand nehmen, für jeden Deutschlehrer von der Hauptschule aufwärts sollte er Pflicht lektüre werden. Josef Demmelbauer Ursula Reimer, G. Bärbel Schmid (Hrsg.): Hugo von Hofmannsthal. Freundschaften und Begegnungen mit deutschen Zeitgenossen. Würzburg: Verlag Königshausen und Neumann, 1991. 320 Seiten und 12 Seiten Abbildungen. Hofmannsthal, an den viele denken, wenn - wieder einmal - gesagt werden soll, was „das österreichische" seinem Wesen nach wohl sei, hatte die letzten zwei Jahrzehnte seines kurzen Le bens ständige Kontakte nach Deutschland. Sein „Jedermann" wurde 1911 in Berlin uraufgeführt (und von Alfred Kerr „verrissen"), „Der Schwie rige" wurde dort bereits drei Wochen nach der Uraufführung im November 1921 in München ge geben, und „Der Turm" erlebte am 4. Februar 1928 gleichzeitig in München und in Hamburg die Uraufführung. Ende 1917 hatte Hofmannsthal das Schema „Preuße und Österreicher" in der berühm ten Vossischen Zeitung in Berlin veröffentlicht, wo er dem Preußen u. a. bescheinigt: „Drängt zu Kri-
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