OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 4

Egon Humer schildert in seiner Dokumentation Postadresse 2640 Schlögl mühl die Situation in einem alten nieder österreichischen Industrieort, in dem eine einzige Fabrik das Leben des gesam ten Ortes und seiner Bevölkerung be stimmt hatte. Nach ihrer Schließung wirkt Schlöglmühl wie eine Geisterstadt. Die im Ort verbliebenen Einwohner sind erfüllt von abgestumpfter Gleichgültig keit und sprachlosem Haß auf all jene Mächtigen, die ihr Anliegen verraten und damit ihre Existenz zerstört haben. Eine „Programmschiene" des dies jährigen Festivals war dem Thema „Kino in der Provinz" gewidmet, diente also gleichsam der Reflexion der eigenen Situation als Kino in einer Kleinstadt, in der Provinz. In Filmen wie Der Kinomann, Ob's stürmt oder schneit und Cinema Paradiso sind die Protagonisten vom Kino „Beses sene". Sie arbeiten jeglichen Kosten-Nut zen-Rechnungen zum Trotz tage- und auch nächtelang, um den Kinobetrieb in ihrem Ort aufrechtzuerhalten. Auch in Himmel oder Hölle spielt das Provinzkino eine wichtige Rolle, waren doch Wolf gang Murnbergers Eltern die Besitzer des Kinos in Wiesen, was seine Kindheits erfahrungen natürlich nicht unwesent lich mitbestimmte. Um es noch einmal zusammenzufas sen: In den „Heimatfilmen" des Festivals kommen aussterbende Minderheiten, sozial Geknechtete und Vertriebene zu Wort, daß ein Leben in der Provinz nicht gleichzusetzen ist mit einem Leben in der „heilen Welt", wird thematisiert (keine Schwarzweißmalerei böse Stadt - glück liche Provinz). Realismus statt Kitsch lau tet die Devise, was aber keinesfalls gleichzusetzen ist mit einem Versinken in Trostlosigkeit, Düsterkeit oder Resigna tion. Daß „Heimat" für viele Menschen ein Anliegen ist, zeigte das große Besucher interesse beim heurigen Feshval. Der Er folg bestärkt uns in der kontinuierlichen Arbeit an diesem Thema, sodaß einem fünften Festival nichts im Wege stehen dürfte. Angemerkt sei noch, daß sich unsere Beschäftigung mit dem Thema nicht auf ein einmaliges Ereignis pro Jahr beschränkt, sondern daß auch in unse rem laufenden Kulturbetrieb durch Ver anstaltungen (Konzerte, Theater, Kaba rett) und tägliches Kinoprogramm eine Auseinandersetzung damit stattfindet. Helene Affenzeller Die Hiniichhmg „Hutterischer Brüder" 1585 in Ried im Innkreis 1525 wurde die Sekte der Wieder täufer in Zürich von Gegnern Zwingiis gegründet. Diese erklärten die Ungültig keit der Kindertaufe und verlangten zum Unterschied von fast allen christlichen Konfessionen die Wiedertaufe Erwach sener. Nach deren Verbreitung in Mitteleu ropa ging ihr radikaler, zum Teil gewalt sam missionierender Flügel in blutiger Verfolgung unter. Gemäßigte Gruppen der Täufer leben bis heute fort. Jakob Hutter^ stammte aus Moos bei St. Lorenzen im Pustertal und wurde nach dem Tode von Jörg Blaurock das Oberhaupt der Täufergemeinschaften, die sich fortan auch „Hutterische Brüder" nannten. Sie schufen sich nach vermeint lich urchristlich-kommunistischen Vor stellungen eigene Brüderhöfe oder Haushaben. LThK^ X, Sp. 1107.

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