Filme aus Asien, Afrika und den USA ebenso vertreten wie österreichische Pro duktionen und Streifen aus den ehema ligen Ostblockländern DDR, CSFR und Ungarn. Gerade in diesen Ländern ist nach den Umwälzungen der letzten Jahre ein Prozeß der kritischen Reflexion und Aufarbeitung der Vergangenheit im Gange. Dieses Anliegen verfolgte z. B. Si bylle Schönemann in ihrer Dokumenta tion Verriegelie Zeit. Sibylle Schönemann wurde 1984 von der Stasi verhaftet, ver hört, verurteilt und ins Gefängnis ge steckt, 1985 wurde sie aus der DDR aus gewiesen: „Meine alte Heimat hatte mich ausgespuckt, ohne mir die Chance eines Abschieds zu lassen." Nach dem Fall der Mauer kehrte sie in den Osten zurück, mit dem Wunsch, die Umstände ihrer Verhaftung und Ausbürgerung aufzu decken, doch ihr wurde schmerzlich bewußt, daß es den oder die Täter nicht gab, sondern nur Ausführende, Befehls empfänger und einer „höheren Notwen digkeit" Gehorchende, in deren Mecha nismus sie gefangen war. Der in der Schweiz beheimateten Stiftung „Trigon" ist es zu verdanken, daß seit einigen Jahren Filme aus der dritten Welt auch bei uns in Europa zu sehen sind. „Trigon" geht von der Über zeugung aus, daß wir uns in einer ganz heitlich zusammenhängenden Welt von zunehmender gegenseitiger Abhängig keit aller Nationen einen engen Horizont nicht mehr leisten können und daß die Entdeckung der Andersartigkeit keinen Bruch, sondern eine Brücke schafft. Wir sehen uns mit „Trigon" im Bemühen ver bunden und sehen unser Feshval auch als kleinen Beitrag dazu, dem bestehenden Informationsdefizit über die dritte Welt zu begegnen, Zerrbilder zu korrigieren, Vorurteile abzubauen und der Resignahon vor der zumeist schwarzgemalten dritten Welt entgegenzuwirken. Das Me dium Film ist sicherlich eine der am be sten geeigneten Kunstformen, für andere Völker, Kulturen und Lebensformen ein umfassendes Verständnis zu fördern. Wie gesagt: Heimat ist in der ganzen Welt! Als eindrucksvolle Beispiele des Filmschaffens in der dritten Welt konn ten wir die Filme Der Pferdedieb (China/Ti bet 1985, Regie: Tian Zhuangzhuang) und Die gelben Vögel (Indien/Assam 1987, Regie: Jahnu Barua) zeigen. Diese beiden wie auch der afrikanische Film Tilaii (Burkina Faso 1989, Regie: Idrissa Ouedraogo) beschönigen nichts, sind soziale und menschliche Plädoyers für die Würde des Menschen und zeigen Bilder von großartiger Schönheit. In zwei österreichischen Festivalfil men - Himmel oder Hölle (Wolfgang Murnberger) und Mirakel (Leopold Hu ber) - stehen Kinder im Mittelpunkt der Handlung. Im ersten arbeitet der Regis seur seine eigenen Kindheitserinnerun gen im burgenländischen Wiesen auf, im zweiten bringt ein neunjähriger Junge durch Sprachverweigerung die festge fügte Dorfgemeinschaft durcheinander, nur einem Außenseiter der Gesellschaft gelingt der Zugang zu ihm und dadurch die Heilung. Icimbri von Peter Schreiner dokumen tiert das Verschwinden der Volksgruppe der Zimbern, die seit dem 13. Jahrhun dert in den südlichsten Ausläufern der Alpen, 40 Kilometer von Verona, lebt. Verkehr, Medien und Industrialisierung haben diese Minderheit fast gänzlich zum Verschwinden gebracht. Die Jungen ziehen in die großen Städte, zurück blei ben nur noch die älteren Dorfbewohner.
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