OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 4

Brauhausgalerie, Holzschnitte von Ch. Thanhäuser in der Local-Bühne), Lesun gen und ein Fest mit dem Duo „Die Goaß" - das war, knapp und sachlich resümiert, das Programm des vierten Festivals „Der neue Heimatfilm" in Frei stadt. Neu war in diesem Jahr der litera rische Schwerpunkt, der den Verlegern aus der Region die Möglichkeit bot, sich, ihre Verlagsprogramme und Autoren und Autorinnen einer interessierten Öffentlichkeit zu präsentieren. Diese (BClein-)Verleger, teilgenommen haben die „Bibliothek der Provinz" (Richard Pils, Weitra), die „Edition Geschichte der Heimat" (Franz Steinmaßl, Grünbach) und die „Edition Thanhäuser" (Christian Thanhäuser, Ottensheim) thematisieren in ihren Publikationen immer wieder das Problemfeld Heimat, stellen den Begriff in Frage, wollen ihn neu definieren, ab seits aller Blut-und-Boden- bzw. kitsch überladenen Tradition. Diesem Anliegen haben sich auch die beiden Zeitschriften „Mühlviertler Kulturzeitschrift" und „Der Saurüssel" verschrieben, deren Präsenta tion ein Abend während des Festivals gewidmet war. Franz Steinmaßl; „Die Edition Ge schichte der Heimat versteht sich als schräger Heimatverlag im wahrsten Sinne des Wortes: Dem überkommenen, oft kitschigen, sicher aber verlogenen Heimatbegriff soll die soziale, kulturelle und politische Realität von Heimat ge genübergestellt werden (...) So wird Hei mat zum Konfliktszenario..." Richard Pils: „Heimat, das ist nichts Vorgefundenes, nichts Verfügbares, nichts, das einem ohne weiteres in den Schoß fiele. (...) Vielmehr muß jeder die Heimat sich zu eigen machen - oft genug gegen den eigenen Widerstand, gegen das Ressentiment jener, die Vaterland und Mutterland als BGeinod im Herr gottswinkel hüten: Wehe dem, der daran zu rühren wagt." (Aus einer Rezension zu Franz Kains „Im Brennesseldickicht", Bibliothek der Provinz 1989.) Diese beiden Aussagen berühren auch die zentralen Anliegen der LocalBühne Freistadt als Veranstalterin des „Heimat-Festivals". Den Begriff „Heimat" (dieses Begriffsmonster, von dem nie mand weiß, was es eigentlich ist - „... das allen in der Kindheit scheint und worin noch niemand war. Heimat", Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Frankfurt/M. 1967) befreien von tradierten Klischees, wie sie etwa in den Heimatfilmen der fünfziger und sechziger Jahre oder in den Heimatheftchenromanen zu finden sind, ihn befreien vom Retrospektivischen, Nostalgisch-Verklärenden, das dem Hei matbegriff immanent scheint. Diese Sichtweise mißt Gegenwärtiges an Ver gangenem, wobei Vergangenes aber lediglich als Wunschbild des in dieser Form ohnehin nie Gewesenen dient - Heimat als Substitut für unerfüllte Wün sche, Metapher des Verlusts oder der Wehmut. Uns hingegen geht es um einen Begriff von Heimat, der im Hier und Jetzt angesiedelt ist, der reale soziale, poli tische, regionale und historische Gege benheiten aufarbeitet und widerspiegelt. Diesem Ansatz folgend, kann Heimat natürlich nicht mehr nur auf die unmit telbare Umgebung, das eigene Vater bzw. Mutterland, eingeschränkt bleiben, sondern: Heimat ist in der ganzen Welt. In die sem Sinne versuchen wir, vor allem im Filmprogramm, einen weiten Kreis durch verschiedene Kulturen zu ziehen. So waren etwa im heurigen Programm

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