genz vorläufig in Görz eine Lehrver pflichtung anzutreten und von dort bald nach Wien versetzt zu werden. Wie reich an Erfahrungen, aber auch an Enttäu schungen die zunächst als „Sonnenjahre" empfundene Zeit an der deutschen Real schule in Görz für Depiny war, lassen seine Tagebucheintragungen erkennen, die in Gabelsberger Kurzschrift nieder geschrieben wurden und vor kurzem von seiner an Kindes Statt aufgenommenen, zur Zeit in Leonding lebenden Frau M. Möller entdeckt und zum Großteil entzif fert werden konnten. Die erwähnte zugesagte Versetzung nach Wien war hintertrieben worden, sodaß Depinys Lehrtätigkeit durch natio nale Streitigkeiten in dem dreisprachigen Görz, zum Teil auch in Laibach, uner quicklich geworden war und sein Auf bruch erst durch die Kriegsereignisse veranlaßt wurde. Die Übersiedlungsumstände hatten zur Folge, daß Depiny nicht nur den Großteil seines persön lichen Besitzes verlor, sondern vor allem das in vielen Jahren zusammengetragene Material für seine Habilitationsarbeit wie auch eine umfangreiche Bibliothek. Im selben Jahr noch erhielt er eine Anstel lung am Linzer Staatsgymnasium (1915 bis 1918) und war von 1918 bis 1924 Deutschlehrer an der Lehrerbildungsan stalt in Linz. Ohne seine Erfolge als Mittelschul lehrer einengen zu wollen, ist aber immer wieder auf sein Wirken in allen damals möglichen Bereichen der Volksbildung hinzuweisen. Im Zuge der von Otto Glöckel geschaffenen Schulreform wurde 1919 im Unterrichtsministerium ein sogenanntes Volksbildungsamt ein geführt, dem, als Zentralstelle, in jedem Bundesland ein Volksbildungsreferat zu geordnet war. Die Tätigkeit dieser Refe rate setzte praktisch 1920 ein. Für das Land Oberösterreich waren als Leiter Dr. Adalbert Depiny gemeinsam mit Dr. Wilhelm Gärtner bestimmt worden. Ab dem Jahr 1924 führte Depiny diese Einrichtung als „Landesreferent für das Volksbildungswesen" allein. 1927 wurde diese Bezeichnung in „Bundesstaatlicher Volksbildungsreferent" abgeändert. In diesem Auftrag erblickte Depiny eine breitere Wirkungsweise für seine Lehr methode, nämlich Heimatforschung und Heimatpflege zur Grundlage von Unter richt und Erziehung werden zu lassen. Dem Konzept kam die Begabung Adal bert Depinys sehr zustatten, ein eifriger Sammler und gründlicher Konservator zu sein, um durch die Erkenntnis und Be schäftigung mit diesem Gut tief veran kerte Heimatliebe zu erzielen. Das Auf gehen all seiner Zeit wie seiner Kräfte in dieser Aufgabe verdrängte zwar seine anfänglichen wissenschaftlichen Vor haben, so etwa das trotz aller Schwierig keiten und Mißgeschicke immer wieder auftauchende Interesse an seiner Habili tationsschrift, mit der er sich zum Ziel gesetzt hatte, die Entwicklung des deut schen religiösen Schauspieles aus latei nischen Texten des Mittelalters nachzu weisen, diente aber dem Plan, sein Amt zu einem Sammelpunkt aller volksbild nerischen, heimat- und landeskund lichen Arbeit auszubauen. „Heimat kunde" nicht kleinlich, lokalpatriotisch begriffen sollte auf diesem Weg aus von der Enge in die Weite führen. Alles was heute im Prinzip gleichsam zum Kern der Erwachsenenbildungsprogramme ge hört, ist damals erdacht und in die Wege geleitet worden. Dem Ziel und dem Zweck dienten Kurse, Vortragswesen, Ausstellungen, Heimatabende, Feier-
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2