OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 4

Male überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie 4 Jahre später vom Jungvolk in die fiitlerjugend, und dort behalten wir sie wieder 4 Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht zurück in die Hände unserer alten Klassenund Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in das NSKK usw. Und wenn sie dort 2 Jahre oder 1^2 Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs Monate geschliffen ... und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdün kel da oder dort vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht zu weiterer Behandlung auf 2 Jahre. Und wenn sie nach 2, 3 oder 4 Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS usw., und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben."" — Die Jafinen lict Dcroegung flnb ju grüben! Die gatjnen bcr Seroegung ftnb — orie ber 5R©@ mitteilt — 3U grüben! Die 5al)nen ber Dcmegung ftnb ja bas grofec Symbol unfercr (Erneuerung, unb überall bort, or o 11 e an ber Spifee irgenb einer gefc^loffeneil etnl)elt unfercr SSerocgung flattern, finb fie ber 2tusbrud ber großen 23erbunbenl)eit, bie uns alle um« fpannt unb oerpflidjtct. Darum finb biefc gijincn, f e l b ft an ber ©pi^e ber fleinften (Bruppc, mit erljo« bener ^>anb au grüben. Ltnzer Volksblatt, 27. 6.1938 Obwohl die „Schule" in dieser Rede eigentlich nicht erwähnt wird, so zeigt sie die Auffassung der Nazis von der Heranbildung junger Menschen. Die neue Jugenddienstverordnung vom 25. März 1939 machte die Zugehörigkeit zur HJ prak tisch zur Pflicht. Der Dienst an der Partei und an der „Volksgemeinschaft" war genau vorgeschrieben." Für die Schule war es kaum möglich, sich gegen die Interessen der übermächhgen Jugendorganisationen zu behaupten. Mit Beginn des Krieges erhielt die Erziehung zur Gewalt eine zusätzliche Dimension. Die vormilitärische Erziehung drängte nun die Belange der Schule völlig an den Rand. Für viele Lehrer wurde es immer schwieriger, sich gegen das Heimtückegesetz abzusichern. Krihsche Bemer kungen konnten lebensgefährlich sein, „höherrangige HJ-Jungen" überwachten sowohl ihre Klassenkameraden als auch ihre Lehrer. Auch Kindern, die sich gegen jegliche HJ-Aktionen wehrten, drohten äußerst harte Sanktionen. Hitler hatte sich für die Einführung der „österreichischen" Hauptschule ent schieden, die Kriegsereignisse verhinderten die Durchführung jedoch weitgehend." Im Dezember 1939 schlug SS-Reichsführer Himmler in einem Brief an SS-Gruppen führer Heydrich vor, die „Drückebergerunter den Hochschülernder Exekutionzuzu führen (...)". " Zitiert aus: Schüler forschen Zeitgeschichte. BMfUKS, Wien 1988. " Schüler forschen Zeitgeschichte, S. 15 f. H. Scholtz, Erziehung und Unterricht unterm Hakenkreuz. Göttingen, S. 82 ff.

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