Schule unterm Hakenkreuz Von Kurt Cerwenka Deutschland Unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Jänner 1933 unterlag auch der Schulbereich völlig der rücksichtslosen NS-Kontrolle. In der Machtpolitik der NSDAP nahm die totale Erfassung der Kinder- und Jugenderziehung von Anfang an eine zentrale Stellung ein. Wie auf allen gesellschaftlichen Ebenen bestimmte auch in den Schulen das „Führerprinzip" Rangordnung und Zusammen arbeit.^ Damit war dem Denunziantentum und dem politischen Terror Tür und Tor geöffnet. Viele amtierende Schuldirektoren wurden schon in den ersten Wochen ihres Dienstes enthoben und durch kommissarische Leiter ersetzt. Nicht wenige Pädago gen verloren ihre Arbeitsstelle oder landeten im Gefängnis! Vor allem der NS-Lehrer bund sorgte als „ein der NSDAP angeschlossener Verband" für die „Durchführung der politisch-weltanschaulichen Ausrichtung aller Lehrer im Sinne des National sozialismus .. Den Privat- und Konfessionsschulen entzog man das öffentlichkeitsrecht, sie verschwanden nahezu vollständig. Besonders „widerspenstige" Priester, Ordens leute, Lehrer und Jugendführer kamen ins KZ Dachau. Die „Säuberung" der Lehr pläne und Lehrbücher trieb die nationalsozialistische Indoktrinierung rasch voran. Bestimmend für alle Unterrichtsbereiche war vor allem der Rassenhaß. Noch vor der „Verabschiedung" der Nürnberger Rassengesetze erließ der zuständige Reichsminister Rust am 10. September 1935 eine Verfügung über dieRassentrennung an den Schulen. Jüdische Lehrer und Schüler verloren die grundlegend sten Menschenrechte, sie wurden nach und nach aus den öffentlichen Schulen gedrängt.^ „Blutgesetze" riefen zur „Ausmerzung des erbkranken Nachwuchses" auf, behinderte Kinder und deren Eltern mußten in Angst und Isolation leben.^ Der NS-Staat machte Werte wie Barmherzigkeit, Demokratie, Menschen achtung, humane Bildung bzw. Freiheit des Denkens offen lächerlich, die „neuen Erziehungswerte" galten vor allem der physischen und psychischen Vorbereitung auf den Krieg - Hitler wollte eine „grausame Jugend"!® ^ Peter Dusek, Faschismus - Theorien, Unterrichtsmodelle. Wien 1980. S. 85-95. ^ Dusek, S. 85 ff. ^ Dusek, S. 85 ff. " Aly Götz, Aktion T4, Berlin 1989, S. 14. ' K. I. Flessau, Erziehung im Nationalsozialismus. Köln - Wien 1987, S. 65-82.
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