Eine kleinformatige und auf Holz gemalte Kopie von Bloemarts beliebter Weihnachtsversion konnte nun auch in der Gemäldegalerie der Akademie der bil denden Künste in Wien eruiert werden." Malweise und Detailbehandlung erreichen hier jedoch nicht das künstlerische Niveau, auf dem der Regensburger Fuchs seine Kopie entwickelt. Geklärt werden konnte auch die Frage nach der verwendeten Vorlage zum Anbetungsbild des Kreuzaltares der Burgkapelle Clam. In diesem Fall handelt es sich um ein verlorengegangenes Gemälde von Joseph Heintz dem Älteren (1564 Basel - 1609 Prag), dem Hofmaler Kaiser Rudolphs II. in Prag. Die vor 1596 entstandene „Anbetung der Hirten" von Heintz fand in einem 1600 datierten Stich des Kupfer stechers Lucas Kilian (1579 Augsburg - 1637 ebenda) Verbreitung. Bedingt durch das eigenwillige Breitformat (als ein umgekehrtes T), das der süddeutsche Kopist für seine Variante in Clam wählte, kam es im Vergleich zur Stichvorlage zu einer kleineren Verschiebung von figuraler Szenerie und Architekturkulisse. Die Weihnachtsszene ist als Nachtstück mit bedeutender Raumwirkung angelegt. Zu den bewegten Figurenszenarien wurde Heintz, so J. Zimmers Ver mutung," von den lebensgroßen Figuren inspiriert, die zu jener Zeit auf den heiligen Bergen Norditaliens entstanden und an denen seine Verwandten aus der Familie d'Enrico in Varallo mitgearbeitet haben. Infolge ihrer vielen Figuren und komplizier ten Kompositionsstruktur hat diese Bilderfindung von Heintz nur wenige Kopien nach sich gezogen." Für unsere Betrachtung ist der Umstand hervorzuheben, daß sich viele szenisch-narrative Momente aus Bloemaerts Weihnachtsbild auch hier wiederfinden, wenngleich in einer „dramatisierten" Auffassung. Auch hier hat Josef eines der Stall tiere zu bändigen, bringen Hirten und weiblicher Anhang erste Geschenke dar. Selbst das Früchtestilleben - hier in Form eines Obstkorbes auf dem Haupt der Hirtin (?) im Bild links - fehlt nicht. Als der von den rudolphinischen Hofmalern den italieni schen Vorbildern am meisten verpflichtete Künstler^^ folgt Heintz demnach auch in der narrativen Illustration des Weihnachtsgeschehens der italienischen Malerei - die er ja mehrere Jahre im Land südlich der Alpen studierte. Im Gegensatz zu den spe kulativen und andachtsbetonten Schilderungen nördlich der Alpen ist hier das Gebaren der um das leuchtende Kind versammelten Personen jedoch lebhaft und weltlich." " Renate Trnek, Illustriertes Bestandsverzeichnis der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien 1989, S. 36 (Inv.-Nr. 305, 52 X 40 cm, Schenkung Graf Lamberg, 1822). Jürgen Zimmer, in: Prag um 1600, Bd. 1, Freren 1988, S. 414 und Abb. 301. Eine gemalte Kopie befindet sich in der Krafft-Kapelle der Pfarrkirche Erstein im Elsaß. Zimmer (op. cit.) erwähnt auch eine Treibarbeit auf einem vergoldeten Tragaltärchen im Museo Correr, Venedig. Dabei wurde für das zentrale Relief die Bildidee des rudolphinischen Hofkünstlers aufgegriffen. Jiri Kotalik u. a.. Die Nationalgalerie in Prag, Prag 1988, S. 292. Egger, op. cit., S. 124.
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