OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 4

In seinem zweiten Gesang über die Geburt des Herrn bezieht Ephraim selbst die Äpfel auf Weihnachten: Preis sei also jener Frucht, die sich zu unserem Hunger herabließ. Jedem bekannt ist die Frucht in der Hand Evas, der Stammutter des Menschen geschlechtes, auch bei Maria, der neuen Eva.^^ Selbst die Karotte in der Bildmitte ließe sich als christologischer Fingerzeig deuten - und zwar in Anspielung auf einen Hasen, zu dessen Leibspeisen ja bekanntlich dieses Gemüse zählt. Der Hase ist im christologischen Konnex oft als Symbol für Fruchtbarkeit eingesetzt worden (vgl. die Außenflügel des lldefonso-Altares von Rubens, um 1632). Das gefesselte Lamm zu Füßen der Krippe unterstreicht die Symbolhaftigkeit der Hirtengaben, weist es doch besonders auf die Passion Christi hin. Neben Paulus (1 Kor. 5, 7) ist hier auch Jesaias 53, 7 eingearbeitet worden: Er ward geopfert, weil er seihst es wollte; und er öffnete seinen Mund nicht: Wie ein Schaf dasmanzur Schlachthank führt, und wie einlammvor seinem Scherer verstummt, so tat er seinen Mund nicht auf. Man darf annehmen, daß im Nachhalle der verfeinerten allegorischen Sprache, der sich die rudolphinische Hofkunst bediente, ganz allgemein das Ver ständnis für derartige Bildgleichnisse noch größer war - vor allem in Adelskreisen, wo das Spiel mit Metaphern und typologischen Konzepten zum guten Ton gehörte. Damit eroberte sich die Dialektik des Barock auf dem Umweg über das Stilleben auch Regionen, in denen ursprünglich nur figurale Allegorien üblich waren. An die Stelle der spätgotischen Blumensymbolik im Weihnachtsbild (vgl. den PortinariAltar des Hugo van der Goes in den Uffizien in Florenz) trat nun immer öfter das (Früchte-)Stilleben. Sowohl Georg Flegel (1566-1638), der, aus Olmütz kommend, die Stilleben malerei in der deutschen Kunst zur selbständigen Kunstgattung erhob, als auch der Einfluß des Bodegön, der von Schlichtheit geprägten spanischen Stillebenmalerei, scheinen maßgebliche Inspirationsquellen gewesen zu sein. Die stillebenhaften Details dieses Weihnachtsbildes stammen wohl von einem Spezialisten, nicht von Christoph Fuchs selbst. Daß der Freiherr von Glam seinerzeit bei der Auftragsvergabe den Regens burger Fuchs berücksichtigte, entspricht durchaus auch dem Zug der Zeit, waren doch durch die Gegenreformation viele protestantisch gewordene Künstler aus der Heimat ausgewandert, wodurch ein künstlerisches Vakuum entstand. Dieses wurde dann in erster Linie mit Kräften aus dem katholisch gebliebenen Bayern und Schwa ben wieder aufgefüllt. Ohne diese Ersatzkräfte wäre die neu aufkeimende Kunst des frühen 17. Jahrhunderts nicht denkbar gewesen." Der Umstand, daß Fuchs seiner seits eine Vorlage des Utrechters Bloemaert für seine Komposition auswählte, ist nicht nur dem Zufall zuzuschreiben, bestand doch im katholischen Utrecht die Dorothea Forster, Die Welt der christlichen Symbole, 3. Auflage, Innsbruck - Wien - München 1977. S. 156 und 175. ' Kurt Holter, Die bildende Kunst im Überblick, in Kat. Tausend Jahre Oberösterreich, Linz 1983, Bd. 1, S. 189.

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