OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 4

OBEROSTERREICHISCHE 45. Jahrgang Heft 4 Herausgegeben vom Institut für Volkskultur Hanrres Etzlstorfer Notizen zu zwei Weihnachtsgemälden der Burgkapelle Clam Frühbarocke Kopien nach Abraham Bloemaert und Joseph Heintz Franz Schoberleitner Der Haager Maler Anton Payrhuber (1781—1844) Kurt Cerwenka Schule unterm Hakenkreuz Hermann Scheuringer Der Sprachatlas von Oberösterreich - ein Sprachatlas für Oberösterreich Dr. Josef Pühringer - neuer Kulturreferent (G. H.) Dank und Gedenken an Adalbert Depiny Zur 50. Wiederkehr seines Todes (Rudolf Fochler) Grillparzer (1791—1872) und Oberösterreich (Friedrich Berger) Heimat-, Literatur- und Filmfestival 28. August bis 1. September 1991 in der Local-Bühne Freistadt (Helene Affenzeller) Die Hinrichtung „Hutterischer Brüder" 1585 in Ried im Innkreis (Adalbert Fisecker) Die Ruine Stauf auf alten Correspondenz-Karten (Hans Sperl) Buchbesprechungen

Medieninhaber: Land Oberösterreich Herausgeber; Institut für Volkskultur Leiter: W. Hofrat Dr. Dietmar Assmann Zuschriften (Manuskripte, Besprechungsexem plare) und Bestellungen sind zu richten an den Schriftleiter der OÖ, Heimatblätter: Dr. Alexander Jalkotzy, Institut für Volkskultur, 4020 Linz, Spittelwiese 4 (Kulturabteilung der oö. Landesregierung, Tel. 0 73 2 / 27 20-0) Jahresabonnement (4 Hefte) S 190,- (inkl. 10% MwSt.) Hersteller: Druckerei Rudolf Trauner Ges.m.b.H., 4020 Linz, Köglstraße 14 Grafische Gestaltung: Mag. art. Herwig Berger, Rosenstraße 14, 4040 Linz Für den Inhalt der einzelnen Beiträge zeichnet der jeweilige Verfasser verantwortlich Alle Rechte vorbehalten Mitarbeiter: Helene Affenzeller, Local-Bühne Freistadt, 4240 Freistadt Dr. Friedrich Berger, Kuefsteinerstraße 26, 4020 Linz Kurt Cerwenka, Jägerzeile 6, 4210 Gallneukirchen Dr. Hannes Etzlstorfer, Schönbrunner Straße 169/15, 1120 Wien Adalbert Fisecker, Pramersdorf 6, 4922 Geiersberg Prof. Dr. Rudolf Fochler, Benzstraße 14, 4020 Linz Gerhard Hasenöhrl, Büro Landesrat Dr. Josef Pühringer, Kärntnerstraße 12, 4020 Linz Univ.-Doz. Dr. Hermann Scheuringer, Moos 2, 4723 Natternbach Kons. OSR Franz Schoberleitner, Bahnhofstraße 37, 4680 Haag a. H. W. Hofrat Dr. Hans Sperl, Nikolaus-Otto-Straße 20, 4020 Linz Für unverlangt eingesandte Manuskripte über nimmt die Schriftleitung keine Haftung ISBN 3-85393-058-1 Titelbild: Christoph Fuchs: Anbetung der Hirten. Öl auf Leinwand, 1637. Wechselbild der Burgkapelle Clam, derzeit Südwand der Kapelle. Foto: Schepe

Notizen zu zwei Weihnachtsgemälden der Burgkapelle Clam Frühbarocke Kopien nach Abraham Bloemaert und Joseph Heintz Von Hannes Etzlstorfer lA^eihnachten, das sicherlich volkstümlichste unter den christlichen Festen, wird in unseren Vorstellungen durch viele Bilder geprägt. Kein Wunder, daß sich gerade in diesen immer wieder auch das GlaubensVerständnis einer Epoche wider spiegelt - vor allem in Umbruchszeiten. In eine solche fällt auch die erste Barockisierung der Burg Clam und deren gotischer Burgkapelle. Diese wird unter Johann Gottfried Freiherr von Clam im Jahre 1636 - als die Perger das Prädikat „Edle Herren von Clam" verliehen bekommen - in Angriff genommen. Anläßlich der Neugestaltung der Kapelle gibt man auch jenen großformatigen Wechselbildzyklus in Auftrag, der noch heute die gohschen Seiten wände der Kapelle ziert und vier Hauptmotive der Heilsgeschichte zur Darstellung bringt: Mariä Verkündigung, Geburt Christi, Auferstehung Christi und Herabkunft des Heiligen Geistes.^ Am Antependium des Kreuzaltares findet sich eine weitere Darstellung der Geburt Christi. Im sogenannten Kapellenbuch des Johann Gottfried Freiherrn von Clam heißt es zu den Wechselbildern: 1636 den Altar neu fassen lassen von meinem Maler Christoph Fuchs aus Regenshurg und 1637 vier große Altarhlätter für die Kapelle von Christoph Fuchs malen lassend Damit ist die traditionelle Zuschreibung dieser vom holländischen Spätmanierismus geprägten Arbeiten an den Bolognesen Alessandro Tiarini (1577-1668)^ haltlos geworden. Nach der Restaurierung des Gemäldes „Geburt Chrish" (ikonographisch zutreffender: „Anbetung der Hirten") im Jahre 1984 kamen auch wieder die Datie rung sowie die Signatur (16 C F 37) zum Vorschein.^ Weder biographische Eckdaten noch künstlerischer Werdegang des Regensburgers Fuchs konnten eruiert werden. Ab 1635 kommt er jedenfalls in den Kirchenbüchern der Regensburger Dompfarrei relativ oft vor. Im Bürgerbuch der Stadt von 1620 wird Fuchs als Maler und Regens- ^ Benno Ulm, Das Mühlviertel. St. Peter/Salzburg, 2. Auflage 1976, S. 65. ^ Schriftliche Mitteilung des Burgherrn, Dipl.-Ing. Georg Clam-Martinic. ^ Vgl. Ulm, S. 65: Er schreißt diese Gemälde ebenfalls der italienischen Kunstlandschaft zu. Restauriert von Frau Christiane Steinhardt, Wien VI, der ich auch für die großzügige Überlassung von Fotomaterial zu danken habe.

f Christoph Fuchs: Anbetung der Hirten, öl auf Leinwand,1637. Wechselhild der Burgkapelle Clam/ derzeit Südwand der Kapelle. Foto: Schepe

burger Erbbürger eingetragen, dem auch das Bürgerrecht der Stadt Regensburg ver liehen wurde. Die letzte archivalische Nachricht trägt das Datum 13. Dezember 1641: Er kauft sich an diesem Tag ein halbes Haus „im Osten" von Regensburg. Neben den Wechselbildern für Clam haben sich vom künstlerischen Erbe dieses Malers nur noch die Gemälde der Regensburger Dominikanerkirche erhalten.^ r \ Anbetung der Hirten, Kopie nach Joseph Heintz, süddeutsch, um 1637. Antependiumsgemälde am Kreuz altar der Burgkapelle Clam, Foto: Schepe Sowohl das Wechselbild mit der Anbetung der Hirten als auch das Antependium-Weihnachtsbild am Kreuzaltar der Burgkapelle Clam vermitteln uns zwei pro minente Bilderfindungen aus der Zeit um 1600 - wenngleich von verschiedenen Stimmungsmomenten und Kunstlandschaften geprägt. Christoph Fuchs wiederholt in seinem Gemälde das große Altarbild der Kathedrale von Hertogenbosch, das Abraham Bloemaert (1564 Corichen - 1651 Utrecht) im Jahre 1612 malte und seit 1793 im Besitz des Louvreist.^ Fuchs orientiert sich allerdings an dem 1618 datierten. ' Er malte das Hauptblatt mit Kreuzigung und „zwei contrafetische knieende Bilder". Vgl. dazu; Felix Mader, Die Kunstdenkmäler von Bayern, Bd. XXII (Oberpfalz - Stadt Regensburg II), München 1933, S. 82. Für die biographischen Details habe ich sowohl dem Bischöflichen Zentralarchiv Regensburg (Dr. Gruber) als auch dem Stadtarchiv Regensburg (Dr. Hable) zu danken. ' Katalog Künstlerische Überlieferung in der niederländischen und deutschen Malerei des 16. und frü hen 17. Jahrhunderts (Kat. d. XIV. Sonderausstellung in der Akademie der bildenden Künste in Wien), Wien 1966, S. 16.

■' pi-','i •>,' ',': Boetius Adam Bolsweri: Anbetung der Hirten, 1618 datierter Kupferstich nach dem 1612 von Ahraham Bloemaert gemalten Altarhlatt der Kathe drale von Hertogenbosch. Gra phische Sammlung Albertina Wien. Foto: Graphische Sammlung Albertina Wien seitenverkehrten Stich des Boetius Adam Bolswert (1580 Bolsward - 1633 Antwer pen), der die zwei herbeieilenden Hirten wegläßt sowie die Drapierung der Krippe und andere Kleinigkeiten verändert/ Auffallend ist, daß sich Fuchs bei diesem großen Bild (200 X 150 cm) auf eine intime Variante der Hirtenanbetung einläßt, während in dem kleirrformatigen Bildchen des Kreuzaltares (ca. 55 X 35 cm) eine monumentalisierende und vielfigurige Vorlage gewählt wurde, die eher ein Großformat erwarten ließe. Der Regensburger Maler Fuchs übernimmt von Bolswerts Stich die harte Strichführung. Zugleich entfernt er sich deutlich von der Weichheit und malerischen Aufgelockertheit von Bloemaerts Altarbild. Die Gottesmutter ist in dieser Version des Weihnachtsthemas weniger stolze denn besorgte Mutter, die - so scheint es - nur ' Graphische Sammlung Albertina, HI. 49, fol. 2, (ALB 49.280/CRF).

ungern das schützende Linnen vona Neugeborenen hochhebt, um dadurch den zur Verehrung in die Knie gesunkenen Hirten einen Blick auf den Mensch gewordenen Messias zu gewähren. Das Hauptgeschehen wurde in den Mittelpunkt gerückt, hin terlegt von einer Architekturfolie, die in der Finsternis der Heiligen Nacht jedoch nur schwach sichtbar wird. Keine künstliche Lichtquelle, sondern das Kind selbst scheint Helligkeit in diese kümmerliche Herberge zu bringen - gemäß den Johannes-Worten: .. .in ihm war das Lehen, und das Lehen war das Licht der hÄenschen. Und das Licht scheint in der Finsternis... (Johannes 1,1-11). In ihren mystischen Visionen hatte auch die hl. Bri gitta von Schweden (1303-1373) ein „strahlendes Jesuskind" geschaut.® Den ebenfalls von dumpfer Neugierde erfaßten und links ins Geschehen drängenden Ochsen kann der hl. Josef (?) gerade noch rechtzeitig besänftigen. Er krault ihm die Stirn und unterstreicht damit sehr subtil die von feierlich-stiller Andacht erfüllte Weihnachtsszene. Dieser Josef mit dem Rind gleicht in seiner Dar stellung jedoch eher dem Evangelisten Lukas mit dem Stier als dem Nährvater und Protagonisten dieser Anbetung. Da wir aber gerade aus dem Lukas-Evangelium die für die bildliche Umsetzung der Geburt Christi entscheidenden Impulse erhalten (Lukas 2, 1-20), ist die Anspielung auf diesen wichtigen „biblischen Informanten" möglicherweise von Bloemaert ursprünglich auch beabsichtigt gewesen. Die mit ausgebreiteten Armen wiedergegebene Hirbn rechts, hinter der - in Begleitung eines Hundes - ein Mädchen keck hervorguckt, erweitert das Geschehen der Heiligen Nacht deutlich ins Erzählerische. Hirtinnen hatte schon Peter Paul Rubens (1577-1640) prominent ins Geschehen der Christnacht zu integrieren ver standen. Wer die weiblichen Volkstypen aus der oberösterreichischen Krippenland schaft kennt, fühlt sich dabei allerdings auch an die beliebte Gruppe „Muatta, laß mi a mitgehn" erinnert. Da sowohl die babylonische als auch die bhurbnische Sibylle die GeburtChrisb voraussagten,'ließe sich eine inhaltlicheKlärungder weiblichenFigur aber selbst auf dieser Bedeutungsebene erzielen.^" Der bei Bolswert direkt in die Szene ragende Engelsreigen wurde von Fuchs derart fragmenbert, daß das Bild mit seinem oberen Abschluß auch in das spitzbogige Sbchkappen-Wandsegment eingepaßt werden konnte. Dadurch wurde der bgurale Bestandteil jedoch kaum beeinträchbgt. Lediglich die Draperien der flankie renden Engel und zwei Puttenköpfe wurden dem gobsierenden Format geopfert. Hat also der Kopist Fuchs die Grundidee Bloemaerts in diesem Teil des Bil des wortwörtlich beschnitten, so wurde sie im Bildvordergrund durch sbllebenhafte Details gleichzeibg erweitert. In einer exponatarbg aufgestellten Zinn- oder Silber schüssel, die zur Betrachterseite deutlich angehoben wirkt, erblicken wir Weintrau- ® Hanna Egger, Weihnachtsbilder im Wandel der Zeit. Wien und München 1978, S. 90. ' Reinhold Sautner, Lexikon der Mythologie, Salzburg 1984, S. 265, und Hiltgart L. Keller, Reclams Lexi kon der Heiligen und der biblischen Gestalten, 6. Auflage, Stuttgart 1987, S. 109. Prophetische Figuren ins Weihnachtsbild einzuflechten ist durchaus kein Novum, wie uns das Beispiel der Anbetung der Hirten von Hugo van der Goes lehrt (Berlin, Staatliche Museen Preußischer Kultur besitz, Gemäldegalerie). Auf dieser Tafel wird die Anbetungsszene von Isaias und Ezechiel flankiert, die ja vor allen anderen die Geburt Christi voraussagten. Vgl. dazu: Egger, op. cit., S. 116.

Früchkstillehen - Detail aus der Anbetung der Hirten von Christoph Fuchs. Burgkapelle Clam. Foto: Christiane Steinhardt ben, Eier, Äpfel und Zwiebeln (?). Scheinbar bunt zusammengewürfelte kärgliche Gaben an das Jesuskind. Sie werden von den - als unmittelbare Zeugen dieser menschgewordenen Frohbotschaft ins Bildgeschehen einbezogenen - Hirten dem Kind zu Füßen gelegt. Abseits ihres genreartigen Charakters lassen diese Natura lienopfer aber auch Bildbotschaften erahnen, die in verschlüsselter Form bereits das Leiden und Sterben Christi andeuten. Vor allem in der Cotik nördlich der Alpen hat man sich dieser - für uns heute chiffriert anmutenden - Bildsprache bedient. Sie ent wickelte sich hauptsächlich aus dem Wissen um Bibel- und lürchenvätertexte sowie aus der Kenntnis der mystisch gefärbten Pflanzenallegorik der Hildegard von Bin gen (tll79) und dürfte einst durchaus auf größeres Verständnis gestoßen sein. Derart gedeutet, verweisen die Trauben sowohl auf das Geheimnis der Eucharistie als auch auf die prophetischen Worte in der Genesis (49,11): Er wäscht im Wein sein Kleid, in der Traube Blut sein Gewand. Sie rufen zugleich den Segen Jakobs über Juda, den Stammvater des Messias, in Erinnerung. Das Ei als Symbol för die Auf erstehung des Fleisches ist beim hl. Ephraim dem Syrer (gest. 373) bezeugt: Wenn der Erlöser den Körper losgerissen hätte und die Seele allein hätte emporfliegen lassen, siehe, dann hätte unser Herr den Vergleich der Leugner obsiegen lassen; wenn aber gleich einem Ei die Gräber auf sprangen und die Körper aufstanden, die Begrabenen auferweckt wurden, dann hat unser Herr uns die Siegeskrone gegeben. Im Anschluß an Lukas 11, 12 bezieht der hl. Augustinus (gest. 430) das Ei auf die christliche Hoffnung.

In seinem zweiten Gesang über die Geburt des Herrn bezieht Ephraim selbst die Äpfel auf Weihnachten: Preis sei also jener Frucht, die sich zu unserem Hunger herabließ. Jedem bekannt ist die Frucht in der Hand Evas, der Stammutter des Menschen geschlechtes, auch bei Maria, der neuen Eva.^^ Selbst die Karotte in der Bildmitte ließe sich als christologischer Fingerzeig deuten - und zwar in Anspielung auf einen Hasen, zu dessen Leibspeisen ja bekanntlich dieses Gemüse zählt. Der Hase ist im christologischen Konnex oft als Symbol für Fruchtbarkeit eingesetzt worden (vgl. die Außenflügel des lldefonso-Altares von Rubens, um 1632). Das gefesselte Lamm zu Füßen der Krippe unterstreicht die Symbolhaftigkeit der Hirtengaben, weist es doch besonders auf die Passion Christi hin. Neben Paulus (1 Kor. 5, 7) ist hier auch Jesaias 53, 7 eingearbeitet worden: Er ward geopfert, weil er seihst es wollte; und er öffnete seinen Mund nicht: Wie ein Schaf dasmanzur Schlachthank führt, und wie einlammvor seinem Scherer verstummt, so tat er seinen Mund nicht auf. Man darf annehmen, daß im Nachhalle der verfeinerten allegorischen Sprache, der sich die rudolphinische Hofkunst bediente, ganz allgemein das Ver ständnis für derartige Bildgleichnisse noch größer war - vor allem in Adelskreisen, wo das Spiel mit Metaphern und typologischen Konzepten zum guten Ton gehörte. Damit eroberte sich die Dialektik des Barock auf dem Umweg über das Stilleben auch Regionen, in denen ursprünglich nur figurale Allegorien üblich waren. An die Stelle der spätgotischen Blumensymbolik im Weihnachtsbild (vgl. den PortinariAltar des Hugo van der Goes in den Uffizien in Florenz) trat nun immer öfter das (Früchte-)Stilleben. Sowohl Georg Flegel (1566-1638), der, aus Olmütz kommend, die Stilleben malerei in der deutschen Kunst zur selbständigen Kunstgattung erhob, als auch der Einfluß des Bodegön, der von Schlichtheit geprägten spanischen Stillebenmalerei, scheinen maßgebliche Inspirationsquellen gewesen zu sein. Die stillebenhaften Details dieses Weihnachtsbildes stammen wohl von einem Spezialisten, nicht von Christoph Fuchs selbst. Daß der Freiherr von Glam seinerzeit bei der Auftragsvergabe den Regens burger Fuchs berücksichtigte, entspricht durchaus auch dem Zug der Zeit, waren doch durch die Gegenreformation viele protestantisch gewordene Künstler aus der Heimat ausgewandert, wodurch ein künstlerisches Vakuum entstand. Dieses wurde dann in erster Linie mit Kräften aus dem katholisch gebliebenen Bayern und Schwa ben wieder aufgefüllt. Ohne diese Ersatzkräfte wäre die neu aufkeimende Kunst des frühen 17. Jahrhunderts nicht denkbar gewesen." Der Umstand, daß Fuchs seiner seits eine Vorlage des Utrechters Bloemaert für seine Komposition auswählte, ist nicht nur dem Zufall zuzuschreiben, bestand doch im katholischen Utrecht die Dorothea Forster, Die Welt der christlichen Symbole, 3. Auflage, Innsbruck - Wien - München 1977. S. 156 und 175. ' Kurt Holter, Die bildende Kunst im Überblick, in Kat. Tausend Jahre Oberösterreich, Linz 1983, Bd. 1, S. 189.

stärkste Verbindung zu den maiSgeblichen Kunstzentren der Zeit - sowohl zum flämischen Kunstschaffen als auch zu der vorbildlichen italienischen Malerei.^' Zwischen Bloemaert und Clam ließe sich überdies - wenn auch nur indirekt - eine zweite Beziehungsachse knüpfen. So wurden nämlich die Skulpturen des Kreuz altares in der Burgkapelle Clam 1631 nachweislich von jenem Linzer Bildhauer fians fieinz (Hens) angefertigt, der ab 1636 auch am Idochaltar der Stadtpfarrkirche Freistadt arbeitete. Für diesen Hochaltar steuerte aber bekanntlich auch Adrian Bloe maert (1609-1666), der jüngste unter den vier Söhnen Abraham Bloemaerts, das Katharinengemälde bei. Der „Utrechter Exote im Mühlviertel" ließ sich zu diesem Zwecke für einige Jahre auch in Freistadt nieder. Inwieweit es hier wirklich zu einem direkten Künstler- und Ideenaustausch gekommen ist, muß derzeit jedoch aus Man gel an weiteren Indizien unbeantwortet bleiben. Lucas Kilian: Anbetung der Hirten. Kupferstich nach einem verlorengegangenen Gemälde des Joseph Heintz des Älteren. Budapest, Szepmüveszeti Muzeum. Foto: Kunsthistorisches Insti tut der Universität Wien " Günther Heinz, Holländische Maler des 17. Jahrhunderts in Österreich, in: alte und moderne Kunst, 9. Jg., Heft 74 (1964), S. 12.

Eine kleinformatige und auf Holz gemalte Kopie von Bloemarts beliebter Weihnachtsversion konnte nun auch in der Gemäldegalerie der Akademie der bil denden Künste in Wien eruiert werden." Malweise und Detailbehandlung erreichen hier jedoch nicht das künstlerische Niveau, auf dem der Regensburger Fuchs seine Kopie entwickelt. Geklärt werden konnte auch die Frage nach der verwendeten Vorlage zum Anbetungsbild des Kreuzaltares der Burgkapelle Clam. In diesem Fall handelt es sich um ein verlorengegangenes Gemälde von Joseph Heintz dem Älteren (1564 Basel - 1609 Prag), dem Hofmaler Kaiser Rudolphs II. in Prag. Die vor 1596 entstandene „Anbetung der Hirten" von Heintz fand in einem 1600 datierten Stich des Kupfer stechers Lucas Kilian (1579 Augsburg - 1637 ebenda) Verbreitung. Bedingt durch das eigenwillige Breitformat (als ein umgekehrtes T), das der süddeutsche Kopist für seine Variante in Clam wählte, kam es im Vergleich zur Stichvorlage zu einer kleineren Verschiebung von figuraler Szenerie und Architekturkulisse. Die Weihnachtsszene ist als Nachtstück mit bedeutender Raumwirkung angelegt. Zu den bewegten Figurenszenarien wurde Heintz, so J. Zimmers Ver mutung," von den lebensgroßen Figuren inspiriert, die zu jener Zeit auf den heiligen Bergen Norditaliens entstanden und an denen seine Verwandten aus der Familie d'Enrico in Varallo mitgearbeitet haben. Infolge ihrer vielen Figuren und komplizier ten Kompositionsstruktur hat diese Bilderfindung von Heintz nur wenige Kopien nach sich gezogen." Für unsere Betrachtung ist der Umstand hervorzuheben, daß sich viele szenisch-narrative Momente aus Bloemaerts Weihnachtsbild auch hier wiederfinden, wenngleich in einer „dramatisierten" Auffassung. Auch hier hat Josef eines der Stall tiere zu bändigen, bringen Hirten und weiblicher Anhang erste Geschenke dar. Selbst das Früchtestilleben - hier in Form eines Obstkorbes auf dem Haupt der Hirtin (?) im Bild links - fehlt nicht. Als der von den rudolphinischen Hofmalern den italieni schen Vorbildern am meisten verpflichtete Künstler^^ folgt Heintz demnach auch in der narrativen Illustration des Weihnachtsgeschehens der italienischen Malerei - die er ja mehrere Jahre im Land südlich der Alpen studierte. Im Gegensatz zu den spe kulativen und andachtsbetonten Schilderungen nördlich der Alpen ist hier das Gebaren der um das leuchtende Kind versammelten Personen jedoch lebhaft und weltlich." " Renate Trnek, Illustriertes Bestandsverzeichnis der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste in Wien. Wien 1989, S. 36 (Inv.-Nr. 305, 52 X 40 cm, Schenkung Graf Lamberg, 1822). Jürgen Zimmer, in: Prag um 1600, Bd. 1, Freren 1988, S. 414 und Abb. 301. Eine gemalte Kopie befindet sich in der Krafft-Kapelle der Pfarrkirche Erstein im Elsaß. Zimmer (op. cit.) erwähnt auch eine Treibarbeit auf einem vergoldeten Tragaltärchen im Museo Correr, Venedig. Dabei wurde für das zentrale Relief die Bildidee des rudolphinischen Hofkünstlers aufgegriffen. Jiri Kotalik u. a.. Die Nationalgalerie in Prag, Prag 1988, S. 292. Egger, op. cit., S. 124.

Abschließend noch eine Anmerkung zur Datierung der Heintz-Kopie in Clam: Die über dem Antependium errichtete und bereits erwähnte Kreuzigungs gruppe von Heintz aus dem Jahre 1631 stand wohl am Beginn der Neugestaltung die ser Kapelle. Die Kopie entstand demnach wohl nur einige Jahre später, wohl um 163 7, als die erste Barockisierung der Burgkapelle fortgesetzt wurde. Dieser kleine landeskundliche Baustein zur kunstgeschichtlichen Erfor schung des Mühlviertels^' möge dazu beitragen, einzelne Kunstlandschaften wieder deutlicher im größeren kulturhistorischen Kontext zu sehen. Daß niederländische Traditionen und italienische Formenwelt im Österreich der Gegenreformation nicht nur in den sich neu konstituierenden Kunstzentren in künstlerischen Wettstreit traten, wird jedenfalls selbst durch diese beiden Weihnachtsbildkopien in Clam bestätigt. " In meiner Dissertation „Die Altarblätter des Mühlviertels" (Wien 1985, S. 15 und 130 f.) war ich zwar auf die einzelnen Gemälde eingegangen, doch erst durch die jüngst erschienenen Ausstellungs- und Sammlungskataloge konnte ich auch die offengelassene Vorlagenfrage beantworten.

Der Haager Maler Anton Payrhuber (1781-1844) Von Franz Schoberleitner Vielen Kirchenbesuchern in Haag a. H. wird bereits aufgefallen sein, daß seit Weihnachten 1990 zwei große Bilder an der linken Seitenwand des Altarrau mes hängen: die „Geburt" und die „Auf erstehung" Jesu. Diese beiden Bilder sind - zusammen mit zwei weiteren („Herab kunft des Heiligen Geistes" und „Letztes Abendmahl") - anläßlich der Innenreno vierung der Pfarrkirche wieder aufgefun den worden. Sie befanden sich hinter dem Vitusbild, verborgen im AltaraufGehurt Christi mit Anbetung der Hirten (Haag a. H.) Foto: ]osef Gerner

bau des Hochaltars, und haben eine Größe von 184X126 cm. Vermutlich wurden diese Bilder früher als Wechsel bilder zu den hohen Festtagen des Kir chenjahres (Weihnachten, Ostern, Pfing sten, Fronleichnam) vor das Vitusbild gehängt, um die Gläubigen in anschauli cher Weise auf das jeweilige Fest einzu stimmen. Gegen Ende des vorigen Jahr hunderts hat man diese Bilder allem An schein nach nicht mehr verwendet, da sie im einzigen, noch existierenden In ventar der Pfarrkirche aus dem Jahre 1893 nicht angeführt sind. ■ Auferstehung (Haag a. H.) Foto: Josef Gerner Bei der Restaurierung der Bilder, de ren künstlerische Qualität auch im deso laten Zustand noch erkennbar war, kam an zwei Gemälden eine Signierung durch den Künstler zum Vorschein: „A. Payrhuber pinxit (gemalt) 1812." Es be steht jedoch kein Zweifel, daß alle vier Bilder aus derselben Hand stammen. (Für das „Letzte Abendmahl" und das Pfingstbild, auf dem der fehlende Kopf eines Apostels links von Petrus leider nicht stilgerecht ergänzt wurde, muß erst ein geeigneter Platz in der Kirche gefun den werden). Bei den Nachforschungen

nach dem Künstler gab es eine weitere Überraschung: A. Payrhuber war Bürger von Haag a. H.! „Anton Payrhuber; Bild nismaler, Schüler von Koloman Fellner, den er 1796 malte (Pastell im Stifte Lam bach) ; 1814 Bürger in Haag a. H."^ Anton Payrhuber wurde am 19. No vember 1781 als einziges Kind des Rats bürgers und Gastwirtes Franz Joseph Payrhuber und seiner Frau Maria There sia in Haag a. H. Nr. 86 (heute Gasthaus Gaubinger) geboren. Im Alter von zwei Jahren verlor Anton seinen Vater. Zwei Jahre darauf heiratete seine Mutter in zweiter Ehe den angehenden Gastwirt Franz Karl Wöß. Dieser verstand an scheinend nicht sehr viel vom Gastge werbe, und so geriet die Familie immer mehr in Schulden und war schließlich genötigt, das Gasthaus mit dem angren zenden Garten und einigen Grundstükken im Jahre 1791 zu verkaufen. Sie er warben das kleinere Haus im Markt Nr. 11 (das frühere „Benefiziatenhaus"), das nach Auflösung der St.-Anna-Bruderschaft von der Marktgemeinde ange kauft worden war.^ Nachdem Anton Payrhuber die er sten zehn Jahre seines Lebens in einem Gasthaus verbracht hatte, sollte dieses Haus nun durch mehr als vier Jahrzehnte seine Heimstätte werden. Vermutlich ist das zeichnerische Ta lent während seiner Volksschulzeit in Haag erkannt worden, und so kam der begabte Knabe nach Abschluß der „Nor malschule" für einige Jahre in das Stift Lambach, wo P. Koloman Fellner^ neben seiner vielseitigen Tätigkeit als Seelsor ger, Archivar, Regenschori und Stiftsö konom und neben seiner künstlerischen Tätigkeit eine Privatzeichenschule unter hielt. Fellner unterrichtete talentierte Schüler, förderte sie nach Kräften und sorgte für ihr Fortkommen, indem er sie anderen bekannten Künstlern weiter empfahl. „Bei dieser Kunstbeschäftigung des Radierens, Stechens usw. weckte er als Lehrer bei vielen Schülern das verbor gene Talent und den ästhetischen Sinn. Mehrere, deren Namen in der Ge schichte der Künste aufbewahrt zu wer den verdienten, zeichneten sich als treff liche Künstler aus: einige in der Land schaftsmalerei, andere im Porträtmalen, ein paar in der Bildhauerei und der Frescomalerei. Anton Payrhuber, jetzt Bür ger zu Haag, malt die getroffensten Por träts.'"* Nach der alten Biographie Fell ners' war Anton Payrhuber der vorzüg lichste seiner Schüler. Von der Zeit in Lambach existieren noch zwei Bilder' von Anton Payrhuber: - „Kopf einer jungen Frau mit offe nem Haar, aufwärtsblickend" (1784). Es ist das eine Kopie eines Kopfes aus dem Gemälde „Martyrium des hl. Placidus" ' Thieme-Becker, Allgemeines Lexikon der Bil denden Künstler. 37 Bände, Leipzig 1907-50. - Vgl. auch „900 Jahre Klosterkirche Lambach" (Ausstellungskatalog). Linz 1989, S. 188. ^ Vgl. Franz Schoberleitner, Die St.-Anna-Bru derschaft in Haag a.H. und ihr Benefizium. In: OÖ. Heimatblätter, 45. Jg., H. 1, Linz 1991, S. 70-75. ^ Rupert Feuchtmüller, Pater Kolomann Fellner, Zeichner, Kupferstecher und Gründer der Stiftssammlungen. In: „900 Jahre Klosterkirche Lambach". S. 123-128. " „Vaterländische Blätter". Juni-Heft 1814. ^ Vom ehemaligen Pfarrer von Aichkirchen bei Lambach, F. Wolfgang Kollendorfer, verfaßt und im „Österreichischen Bürgerblatt" 1821 veröffentlicht. Österreichische Kunsttopographie, Bd. 34, Wien 1959, S. 297. Die Entstehungsjahre der beiden Kopien sind nach der Österreichischen Kunsttopographie 1794 und 1796.

von Joachim von Sandrart, das sich in der Stiftskirche befindet. Das Bild (Größe 446X307 mm) ist eine Rötel zeichnung. - „Brustbild seines Lehrers Pater Ko loman Fellner" (1789). Das Bild ist eine Kopie des Porträts von Martin Johann Schmidt (dem Kremser Schmidt). Das Bild (Größe 446X307 mm) ist eine Pa stellarbeit. Wie aus einer Schuldobligation sei nes Stiefvaters Franz Karl Wöß hervor geht, erhielt Anton Payrhuber aus sei nem väterlichen Erbe von 481 Gulden nach Erreichen des 14. Lebensjahres jährlich 4 Prozent Zinsen, die seinem Vormund und Taufpaten, dem Bier brauer Anton Kreutzer im Markt Nr. 74 (heute Gemeindeamt), ausgefolgt wur den. Es ist denkbar, daß dieses Geld für die künstlerische Ausbildung in Lam bach ausgegeben wurde. Wie die Entwicklung vom talentier ten Schüler zum reifen Künstler verlau fen ist, läßt sich leider nicht mehr eruie ren. Wir erfahren erst wieder etwas über Anton Payrhuber aus einem Übergabe vertrag vom 17. Jänner 1809. Damals wurde dem „Künstler und großjährigen Bürgerssohn allhier" das Benefiziatenhaus im Markt Nr. 11 samt Hausgarten von seinen Eltern übergeben - zusam men mit dem ganzen Zehent auf dem Bauerngut in der Wim (Lugendorf 4), auf dem Schusteredergut in Voglsang (Rampersdorf 3) und dem Payrhuberischen Zehent in Gaspoltshofen - „zu sei ner besseren Subsistenz (Lebensunter halt) und überhaupt zu seinem Fortkom men". Gegenüber den Gläubigern - die Eheleute Wöß waren schon wieder in größere Schulden geraten - mußte sich Anton Payrhuber verpflichten, den orts ansässigen Maler „auf keine Weise in sei nem Gewerbe zu beeinträchtigen und sich in seinem Nahrungserwerb einzig und allein auf seine Kunst zu beschrän ken". Als Übernehmer durfte er sich „in Besitz und Eigentum" anschreiben lassen und hatte innerhalb von fünf Jahren um das Bürgerrecht in Haag anzusuchen. Seinen Eltern stellte er die Wohnung im Erdgeschoß neben freier Kost und Trunk auf Lebenszeit zur Verfügung. (Sein Stiefvater starb bereits 1812, seine Mut ter erst zehn Jahre später.) Ende 1808 hatte Pfarrvikar Alois Plank, selbst gebürtiger Haager (sein Va ter war Handelsmann im Haus Nr. 85, heute Kaufhaus Strasser), vom bischöfli chen Konsistorium in Linz die Erlaubnis erhalten, ein neues Hochaltarbild anferti gen zu lassen, für das ein Wohltäter der Pfarre ein frommes Vermächtnis (nach dem Voranschlag des Malers 65 fl.) ge macht hat. Es handelt sich um das schöne Vitusbild, das im Jahre 1809 (oder 1810) geschaffen wurde. (In der Kirchenrechnung von 1810 sind Ausga ben von 34 fl. angeführt für einen neuen Bilderrahmen zum Hochaltar.) Obwohl das Bild nicht signiert ist, stammt es mit größter Wahrscheinlichkeit von Anton Payrhuber, denn es ist stilistisch ver wandt mit den vier aufgefundenen Bil dern, die der Künstler 1812 als Wechsel bilder für das Vitusbild geschaffen hat. Außerdem hatte Payrhuber damals in Haag bereits einen Namen als Künstler. Im Jahre 1816 malte Payrhuber für das Gotteshaus in Neukirchen bei Lam bach ein Hochaltargemälde („Steinigung des Stephanus", Größe 234 X155 cm)^ ' Österreichische Kunsltopographie, Bd. 34, S. 372.

f Hochaharbild hl. Vitus (Haag a.H.) Foto: Diözesanhildstelle nach einem Stich seines Lehrers K. Fell ner; dazu noch ein Kreuzbild, das wäh rend der Fastenzeit mit dem StephanusBild ausgewechselt wurde. Die beiden Bilder, für die nur ein Rahmen existiert, befinden sich jetzt im Pfarrhof Neukir chen. Im Jahre 1823 malte Payrhuber für diese Pfarre auch ein Fahnenbild um den Betrag von 15 fl.® Am 29. Juli 1822 verehelichte sich Anton Payrhuber mit Theresia Traunwieser aus Gaspoltshofen, die ihm vier Kinder schenkte: den Sohn Wenzel (1823) sowie die Töchter Elisabeth (1822), Franziska (1825) und Josefa (1827). Als Trauzeugen fungierten sein Taufpate Anton Kreutzer, bürgerlicher Bräumeister, sowie Anton Herr, Revier förster bei der k. k. Herrschaft Starhem berg (damals im Staatsbesitz). Steinigung des hl. Stephaniis (Neukirchen bei Lam bach) Foto: Gerhard Bruckmüller Allem Anschein nach konnte Payr huber seinen Lebensunterhalt durch die künstlerische Tätigkeit nur zum Teil be streiten - dieses Schicksal teilt er mit un zähligen Künstlern -, und so war er ge nötigt, sich um einen Nebenerwerb um zusehen. Im Totenbuch findet sich im Jahre 1823 - beim Tod der sieben Mo nate alten Tochter Elisabeth - die Eintra gung „Lotto-Einnehmerskind". Wie hoch das Einkommen als Lottobeamter war, läßt sich heute nicht mehr sagen. Bei al len übrigen Eintragungen in den Pfarrmatriken findet sich die Berufsbezeich nung „Kunstmaler". Uber die weitere künstlerische Tätig keit können mangels Unterlagen nur Vermutungen angestellt werden. Es ist ® S. Fußnote 7.

Iii? Wm •/ ■ X ■rLetztes Abendmahl (Haag a.H.) Foto: Diözesanhildstelk sicher nicht auszuschließen, daß Payrhuber auch für andere Gotteshäuser in der Umgebung gearbeitet hat. Leider exi stiert für das Hausruckviertel und das Innviertel noch keine Kunsttopographie, die darüber Aufschluß geben könnte. Si cher scheint zu sein, daß Payrhuber für begüterte Bürger von Haag Porträts an gefertigt hat. So findet sich beispiels weise im Hause Herr ein Porträt aus dem Jahre 1827, das von ihm signiert ist. (Lei der ist das Bild schon in einem sehr schlechten Zustand, da es durch längere Zeit in der Seifensiederei hing und durch die Dämpfe stark gelitten hat.) Wenden wir uns nun wiederum dem Lebensschicksal des Künstlers zu. Im Jahre 1832 - nach nur zehnjähriger Ehe - verlor Payrhuber seine Frau. Er blieb jePfingsthild (Haag a.H.) Foto: Diözesanbildstelle doch bis zu seinem Tode allein mit den drei unversorgten Kindern. 1833 ver kaufte er wegen angelaufener Schulden das Haus Nr. 11 an den angehenden Apotheker Johann Reisegger, der ihm noch gestattete, die Zimmer im 2. Stock durch einige Zeit kostenlos zu bewoh1834 ersteigerte Payrhuber um den Preis von 505 fl. einen Anteil der „Stroblerischen Behausung" im Markt Nr. 10 (heute Sparkasse, bis 1972 Volksschule). Er bewohnte dort mit seinen Kindern marktseitig ein geräumiges Zimmer mit anschließender Küche und Kammer im 1. Stock sowie ein schönes Zimmer „mit Aussicht auf Schloß Starhemberg" im 2. Stock. In diesem Haus befanden sich damals noch zwei weitere Wohnungsin-

haber sowie zwei Schulklassen mit der Dienstwohnung des Schulmeisters. Anton Payrhuber starb am 30. Mai 1844 - völlig verarmt - im 63. Lebens jahr an „Auszehrung" (vermutlich Krebs). Einige Wochen darauf kam es zur öffentlichen Versteigerung seines Hausanteiles im Markte Nr. IG sowie sämtlicher „Fahrnisse" (Wohnungsinhalt) aus dem Nachlaß des Verstorbenen. Die drei noch minderjährigen Kinder wur den dabei durch den Handelsmann Fer dinand Prodinger (Markt Nr. 85) als Vor mund vertreten. Unter den Gegenständen, die zur Versteigerung kamen, befanden sich laut Lizitationsprotokoll auch 32 Bilder, die zu Spottpreisen ausgerufen bzw. erstan den wurden: vier Christusbilder, vier Marienbilder, sieben Heiligenbilder (Pe trus, Vitus, Josef, Laurentius, Antonius v. Padua, Johannes Nepomuk und Magda lena), drei Bilder mit Darstellungen aus dem Alten Testament, ein Bild „Apollo und Herkules", zwei Porträts, sieben nicht näher bezeichnete Ölgemälde und vier weitere alte Bilder. Die beiden Por träts der Eltern des verstorbenen Künst lers wurden den Kindern ohne Schät zung überlassen. Sie scheinen daher im Versteigerungsprotokoll nicht auf. Der Gesamterlös aus den Bildern betrug nur 9 fl. 52 X. Unter den Käufern bzw. Best bietern befanden sich Pfarrvikar Kreuß (12 Bilder, vermutlich für sich privat), Pfleger Klossy (6), der Maler Blumenreisinger (3), der auch die Farben und Pin sel erwarb, sowie der Sohn Wenzel Payr huber (zwei Ölbilder, Kupferstiche und Zeichnungen). Den Hausanteil ersteigerte der Buch binder Johann Enikl um den Preis von 700 fl. Aus den Fahrnissen wurde ein Be trag von 112 fl. erzielt. Aus dem Gesamterlös (812 fl.) ver blieben den Kindern - nach Begleichung aller offenen Schulden und diverser Ge bühren - nur insgesamt 26 fl. Vermutlich verließen die drei elternlosen Kinder - Wenzel, Franziska und Josefa - bald dar auf ihren Heimatort Haag a. H. und fan den Aufnahme bei Verwandten. Jedenfalls sind in den Pfarrmatriken ab 1844 keine Eintragungen mehr zu fin den über die Familie des Haager Kunst malers Anton Payrhuber, der sicher zu Unrecht in Vergessenheit geraten ist. Quellen Pfarrarchiv Haag a. H. (Tauf-, Heirats- und Toten bücher) Landesarchiv Linz (Landgerichtsarchiv) Diözesanarchiv Linz

Schule unterm Hakenkreuz Von Kurt Cerwenka Deutschland Unmittelbar nach der Machtübernahme Hitlers am 30. Jänner 1933 unterlag auch der Schulbereich völlig der rücksichtslosen NS-Kontrolle. In der Machtpolitik der NSDAP nahm die totale Erfassung der Kinder- und Jugenderziehung von Anfang an eine zentrale Stellung ein. Wie auf allen gesellschaftlichen Ebenen bestimmte auch in den Schulen das „Führerprinzip" Rangordnung und Zusammen arbeit.^ Damit war dem Denunziantentum und dem politischen Terror Tür und Tor geöffnet. Viele amtierende Schuldirektoren wurden schon in den ersten Wochen ihres Dienstes enthoben und durch kommissarische Leiter ersetzt. Nicht wenige Pädago gen verloren ihre Arbeitsstelle oder landeten im Gefängnis! Vor allem der NS-Lehrer bund sorgte als „ein der NSDAP angeschlossener Verband" für die „Durchführung der politisch-weltanschaulichen Ausrichtung aller Lehrer im Sinne des National sozialismus .. Den Privat- und Konfessionsschulen entzog man das öffentlichkeitsrecht, sie verschwanden nahezu vollständig. Besonders „widerspenstige" Priester, Ordens leute, Lehrer und Jugendführer kamen ins KZ Dachau. Die „Säuberung" der Lehr pläne und Lehrbücher trieb die nationalsozialistische Indoktrinierung rasch voran. Bestimmend für alle Unterrichtsbereiche war vor allem der Rassenhaß. Noch vor der „Verabschiedung" der Nürnberger Rassengesetze erließ der zuständige Reichsminister Rust am 10. September 1935 eine Verfügung über dieRassentrennung an den Schulen. Jüdische Lehrer und Schüler verloren die grundlegend sten Menschenrechte, sie wurden nach und nach aus den öffentlichen Schulen gedrängt.^ „Blutgesetze" riefen zur „Ausmerzung des erbkranken Nachwuchses" auf, behinderte Kinder und deren Eltern mußten in Angst und Isolation leben.^ Der NS-Staat machte Werte wie Barmherzigkeit, Demokratie, Menschen achtung, humane Bildung bzw. Freiheit des Denkens offen lächerlich, die „neuen Erziehungswerte" galten vor allem der physischen und psychischen Vorbereitung auf den Krieg - Hitler wollte eine „grausame Jugend"!® ^ Peter Dusek, Faschismus - Theorien, Unterrichtsmodelle. Wien 1980. S. 85-95. ^ Dusek, S. 85 ff. ^ Dusek, S. 85 ff. " Aly Götz, Aktion T4, Berlin 1989, S. 14. ' K. I. Flessau, Erziehung im Nationalsozialismus. Köln - Wien 1987, S. 65-82.

Das eigentliche Ziel der Schule lag daher weniger im hohen Wissenserwerb, sondern in der Erziehung im Sinne der nationalsozialishschen Charakterbildung. Für die Ausbildung der Parteielite hatte die NSDAP besondere nahonalpolitische Erziehungsanstalten (KF.: NPEA, NAPOLA) als neue Schulform geschaffen. Ab 1936 gerieten diese Parteischulen unter die Befehlsgewalt des SS-Reichsführers Himmler. Im Jänner 1937 gründeten der Reichsorganisationsleiter Robert Ley und Reichsjugendführer Baidur von Schirach die Adolf-Hitler-Schulen. Auch sie unter standen nicht der staatlichen Aufsicht, denn die NSDAP und die H] pochten auf ihre Machtinteressen. „1. Die Adolf-Hitler-Schulen sind Einrichtungen der HJ und werden von die ser verantwortlich geführt. Lehrstoff, Lehrplan und Lehrkörper werden von den unterzeichneten Reichsleitern reichseinheitlich bestimmt. 3. Aufnahme in die Adolf-Hitler-Schulen finden solche Jungen, die sich im Deutschen Jungvolk hervorragend bewährt haben und von den zuständigen Hoheitsträgern in Vorschlag gebracht worden sind. 5. Die Schulaufsicht gehört zu den Hoheitsrechten des Gauleiters der NSDAP. Er übt sie entweder selbst aus oder übergibt sie dem Gauschulungsamt der NSDAP. 6. Nach erfolgter Reifeprüfung steht dem Schüler einer Adolf-Hitler-Schule jede Laufbahn in Staat und Partei offen."^ Im Frühjahr 1937 wurden die vielen verschiedenen höheren Schulen (Mittel schulen) auf zwei Formen reduziert, die Oberschule für Mädchen und die Oberschule für Jungen sollten zur „Vereinheitlichung des deutschen Schulwesens" beitragen - eine Vereinfachung mit dem Ziel der Nivellierung! So konnte die NS-Ideologie noch wirksamer eingehämmert werden!^ Sechs Jahre (!) vor dem Zweiten Weltkrieg machte sich Jura Soyfer bereits Gedanken über die Kinder, die im Zuge der NS-Maschinerie in Richtung Krieg mar schieren müssen: Marschlied für deutsche Kinder „Hänschen klein Geht allein Vor den strammen Dreierreihn. Seht, wie fein Stehn dem Schelm Säbel doch und Helm! ^ Aus: Wirtschaft und Recht 1937, S. 33. ' K. I. Flessau, S. 65 ff.

Und es lacht sein Mütterlein: Lieb Vaterland, magst ruhig sein! Eins und zwei, Fest und treu Steht die Wacht am Rhein! Wer will unter die Soldaten, Daß für Krupp die Mehrwertraten Deutschlands ruhmbedecktes Heer Wieder einmal reichlich ernte. Der muß haben ein Gewehr; Denn wenn Hänschen morden lernte. Fällt's dem Hans nur halb so schwer. Maikäfer, flieg! Vater war im Krieg. Hänschen ruft jetzt ,Heil und Sieg'! Bombenflieger, flieg! Auch Hänschen will den Krieg. Ist die schwarze Reichswehr da? Ja! Ja! Ja! Drei Jahr wird einst Hans marschiern. Im vierten Jahr den Kopf verliern. Der Mutter wird man sagen: Kein schön'rer Tod Ist in der Welt, Als wer vom Feind erschlagen..."® Nach dem Anschluß Österreichs Der Einmarsch der deutschen Truppen im März 1938 brachte auch für die öster reichische Schule einschneidende Veränderungen. In beschleunigter Form (und vorerst ohne größere Widerstände) vollzog sich nun eine ähnliche politisch-gesellschaftliche Entwicklung wie Jahre zuvor im Deutschen Reich. Die sogenannten „Neuordnungen" hatten schon in den ersten Tagen große personelle Umbesetzungen zur Folge. Unliebsame Schulleiter und Funktionäre wur den sofort entlassen oder in „Schutzhaft" genommen. Im Linzer Volksblatt wird dar über berichtet: „Personales. An Stelle des in Haft genommenen Regierungsrates und bisherigen Stadtschulinspektors Hans Nöbauer wurde Fachlehrer ... zum Stadtschulinspektor von Linz-Stadt bestellt." (19. März 1938) „Lehrerversetzungen und -ernennungen im Bezirk Braunau. An Stelle des beur laubten Hauptschuldirektors Johann Preschet wurde der bisherige Hauptschullehrer ... zum Direktor der Mädchenhauptschule in Braunau bestellt." (14. März 1938) Überdies konnte jeder Beamte ohne Angabe von Gründen „im dienstlichen Interesse" versetzt oder degradiert werden. Noch im März fand in den einzelnen Gauen die „Vereidigung der Lehrpersonen auf den Führer" statt. Der Nationalsoziali stische Lehrerbund übernahm auch in der Ostmark die „Personalpolitik" und die polihsche Ausrichtung. Der Katholische Lehrerverein mußte seine "Tätigkeit einstellen.® ' Aus: Der Kuckuck. 28. Mai 1933. ' Ausgaben des Linzer Volksblattes und der Tagespost vom März/April 1938.

f)ic neue o.«ö. Can6c0tc9Utun9 Die obcröfterreict)i((^c Canbesrcgkrung tfurbc in bcn TJormiftagsffunben gebifbcf. £anbc5^aupfmann ift, wie f<^on ftüber befannfgegcbctt ororben orar, bcr ©auldfet bcr Oberöflerrcidje 2Xuguf{ (£ i g r u b c t, Canbcsffaffbalfer bcr bisherige oolfspoiifijche Referent 3ng. Rreitcnfhniicr. bas Jinanjrcferat betjätf ber gegenroärfige Jinansrefetenf Dr. C o r e n j o n i. Das Referat für bie Canbroirtfctjaft übernimmt ber Canbmirt C i n b aus Rlifterfircfjcn, bas Sdtuireferat Rrofeffor Dr. C e n f, bas (Semerbereferat 3nbuftrieller fjinterlcitn e r unb bas Referat für fo3ialc Jürforge ber Arbeiter ber Sfcprmerfe fiornhöusl- Volksblatt, U. 3.1938 Bet^affefe BoIf$DCttS(ßt IBegen oolfsoerröfcirifther lätigfelt mür ben nad)fict)cnbc Dcrfonen in Cin3 in Sdju^- hafl genommen: ©enbarmerieoberft Dogetbuber, Canbcsfdjullnfpcrior Dr. Hubert Rleffenbörf RcbdTIeür "Puröom „£in3cr Dolfsbtatf, efrfter Sefretar bcr Strbeitertammer Dr. Watefta, ©encral L R. (£ngUftfj-Doporl<b. Johrifant 3TIaf)ler-2raun, S^nauslnbuftrieHcr DaufjigUrfahr, ©eneratbireflor ber fiathoIif<hcn 2ifüon Drofeffor Otjnmarfjf, Dr. Stigner iua unb oerfihlebene CegifimiRenfühcet, aagerbem Riltroeiffer L R. lDeHer-©munb0n unb Rürgermeifter finabiner-£aa{it^ea-5iegeimühl. Tagespost, 15. 3. 1938 ^lelgnet in St^nt^afL Wmttich orirb mitgeteilt: Der ehemalige Sanbesführer ber SB. 5Dr. j^einrid) (SIeifener mürbe über SHuftrag bcr 6i(herheitspoIi3ei in Sctju^h^ft fl®' nnmmcn. Tagespost, 16. 3. 1938 (üationalfoäialtlfff^er StljrerBunb gaupfgcfi^affSflcHe: aaprcutp, §mt§ ber Seutfcbcit @rpcl)iinö 6 / ifcrntuf 1381--S.s (HlttgUebg^^arfe«r- 3mm

Schon am 12. März 1938 - Zwang zum deutschen Gruß! Auch Kindern drohten bei Nichtbefolgung harte Strafen! Und auch das Propagandamaterial für die „Straße" wurde bereits eifrig vertrieben. a Sanbegfi^ulrat Sittä, am 12. ?Dfär} 1938. 104. 6($üfet-©ru^ an aßen ©laufen Dbcroffec2tn bie Sircftioneir iinb Seitungen alter ©cfiulen unb 8'c£)r= anftatten in Dtjeröfterreid), ®cr Sarfi^enbe be§ 2anbe§fd^ulrateg für Dberöfter® reidf fiot angeorbnet, bafe ab SOlontag, ben 14. SRärs 1938 "bie ©d^üler unb ©djüterinnen alter 9Sotf§s, §aubtä, SUittet-, unb gortbitbungSfcfiuten fotoie aut^ atter ißribat» feinten mit Deffeutticbfeitärecbt in Dberöfterreic^ in SBort unb ©ebörbe ben beutfdjen ©rüg ju tciften babcn. ®er ©rüg ift: „tpeif Eitler!" ®ie ®irettionen unb Seitungen tuerben beauftragt, bie erforbertic^e SÜSeifung an bie Se^rfräfte unb an bie- ©d}üter(iunen) ergeben 3U taffen. Amtliche Linzer Zeitung, April 1938 U<il<^Hkceuti>-l/(/unfpU und -fälutcUcH ■OS Papier nnd Stoff in ▼erwfaiedenen Größen lagernd Preieev«! 4 Groschen bis 1 Schflling Dmreehnangstabellen von Mark ani Schillinge und Schillinge anf Mark Deutschland- nnd Horst - Weasellied ohne Noten ^Pceßvuecft Hlhzz, Laihddcai^ ^1 Linzer Volkshlatt, April 1938

^eteiöiguitd 6er iinjer £eörperfonen !Utti ^jeutigen Sienstaa, ber aus blefem ®runbe f4ul« fttl roar, fanb im groRen gcftfoal b^s Äaufmänitifc^en 2jer« elrißbaufes bie Söcrciblgung ber fiimer ßei)tperfoncn ftott, ÄU ber ft^ bie ßef)rpeffoncn ber 23oItS', ^aupt« unb 35iittel« |muten einfd^iieRU«^ ber 5?fltect)eten eirtgefunben hatten. 2)er ^at, her mit ben Sieii^sfarben gefd)mucft nrnr, bot ein im« »ofantcs SSiiö ber i&ebcutung bes ö^ultoefens in unjcrer ©taht. ßanbc6i)auptmann unb ®aulciter C i g^r u b e r mies ouf bie politi ^e Uleugeftaltung unb auf bie golgcn hin, bie fid) aus ihr ür ben fiehrer ergeben. Der neue Staat oer« lange nicRt, oaR jeher fid) fofort als geborener Ulational« (öäialifl bctenne, aber er oerlangt bie Ireue bem Staat gegenüber. Die gemaltigen ßeiftungen bes neuen Staates tennjeiihnen tiefer unb beffer als aUes anhere ben Sinn bes neuen IBerbens, bem ftch "»obl fein ehr« üth Dentenber ber[d)lieRen fönne. Der Staat beanfpruche has Dolle Stecht ber politlfcben Erstehung jcl« ner Staatsbürger, loffe ober ben Sfeligiönsgemeinfchaften bie DoUe gi^^iheit in ber religiöfen Erstehung. Die offenen, com Done ruhiger IBcrföhnllc^tclt oetra« genen Slueführungcn bes ^crrn ßanbeshouptmonnes h'Uter» liefeen bei ben aintpejenhen tlcfften Elnbrud. ßanbesrat Dr. 8 e n f oerlos fobann ben Erlafi über bie lüereibigung her Beamten unb hie Elbesformel, bie oon ben Slnmefcnbcn nai^gefprochen mürbe. IDclt ben belben ^nmnen unb einem breifachen „Sleg-flelll* .fanb bie IBer« cibigung Ihr Enbe. gur ißereiblgung hutte flih oud) ßanbeefchullnfpeftor g 0 p p a cingefunbcn. Linzer Volksblatt, 21. 3.1938 Gezielte NS-Indoktrirrierung bestimmte den Lernstoff und die Lehrbuchaus wahl! In diese Richtung zielten auch die Forderungen der Schulinspektoren, etwa bei der Ortslehrerkonferenz an der Volksschule Ottensheim am 29. März 1938: „1. Entfernung sämtlicher Gegenstände aus dem Schulgebäude, die an das frühere System erinnern. 2. Die Lehrkräfte müssen sich mit dem nationalsozialishschen Gedankengut vertraut machen. Mittel: Lesen der Tageszeitungen, Einstellung der Zeitschrift .Schule im Volk' von Karl Springenschmid. ,Mein Kampf, das grundlegende Werk von Adolf Hitler muß in der Lehrerbibliothek sein. In jeder Konferenz ist abwech selnd ein Referat über den Führer und sein Werk zu erstatten. Täglich soll am Schluß des Unterrichts den Kindern zehn Minuten über den Führer und Deutschland erzählt werden.

3. Im Geschichtsunterricht der Oberstufe ist die gesamtdeutsche Geschichte durchzunehmen, das Ringen des deutschen Volkes um den geeinten Staat. Gründlich sind zu behandeln: Bauernkrieg, Reformation und Gegenreformation. In Erdkunde ist das Deutsche Reich und sein gewaltiger Aufstieg genau durchzunehmen, im Naturkundeunterricht der Oberstufe der Vierjahresplan. Einzustellen ist das Buch ,Wissenschaft bricht Monopole' von Zischka. 4. Die durch das frühere System in dienstlicher Hinsicht Geschädigten sollen sich beim Herrn Inspektor melden, die finanziell Geschädigten bei Herrn Ing. Breiten thaler. 5. Die Sprechstunden des Herrn Inspektors (Donnerstag und Samstag von 10 bis 12 Uhr) werden bekanntgegeben. 6. Die Lehrkräfte werden aufgefordert, bei der Wahlarbeit für den 10. April mitzuarbeiten, ebenso beim Dienst in den Jugendgruppen. 7. Der Nationalsozialistische Lehrerbund wird Pflichtorganisation."^° — SSuberang bct §(^fifetb{bno(()efen. Ber ^lartSes» |(f)uIrot für D berö ft errei bat ben Sirettionen cillcr Unterricbtwnftalten folgenbe 2ßei[ungen über 5;{)üler« bibliotbcfen, ßcbrmittel unb SBonbfcbmud erteilt: 2t(fe iBü« d}er, bie no(^ in i>änben ber Sd}üler Unb, mögen einge^o» gen, unb feine mebr oerlieben roerben. Die i8üd)er Unb oerroabren, bis ent|pred)enbe SlBeifungen folgen. Dem na» tionalfojialiftifcben unb gemeinbeutfcben ©eift toiberiprc» (benbe ßcbrmlttel |mb nlcbt niebr 3u oertoenben, aber ju oertrwbren. gür ben ricbtigen ©ebrau(b aller ßebrmittel unb ßebrbebetfe baften bie ©cbulleitungen. Qeglicbe 'iirt onn SBanblcbmud (IBilber, Süften, iJUatetten ulm.), bie on bas alte Siegime erinnern, finb, falls es nocf) nii^t geid>eben fein follte, [ofort ju entfernen ober, n>o bies nicbt mögficb ift. menigftens unficbtbar su machen. Linzer Volksblatt, 28. 3.1938 § Die Cebtbü(f)crfragc Im öfferreld)ifd)en S^ulrocfen. Sei ber ©eftattung bes öfterreicbifcben Scbultoefens im na» tionalfosialiftifcben 6tnn ftebt naturgemäß bie ßebrbücber» rage im SOorbergrunb. (Ss ift tlar, baß in ben öfterreicbi» c^en fiebranftalten nur jene ßebrbücber in Sermenbung ein fönnen, bie im Sinn ber nationalfoaialiftifdben ffirjie» bungspringipien gehalten finb. Linzer Volkshlatt, 26. 4. 1938 Die H] startete noch Anfang April 1938 eine aggressive Mitgliederwerbe aktion in allen Schulen. Der Erfolg war gewaltig! Bald waren es die HJ-Führer, die nun auch in den Schulen eine Reihe von Appellen und Kundgebungen leiteten. Lernerfolg und Schuldisziplin litten darunter stark! ' Aus: Ottensheimer Schulchronik, 1938.

$e^irfsf(tiuitnft>enoten' ^onferett) in Sin^ Mm IRontog fatib im ßonb^iau« in Ötn^ eine Äonferenj ber neuen !8e3irtsfd>ulinfpettorc,n Dbcröfterrelc^ß ftatt, tet ber ßonbesrat Ganbeeftf^iilrefereni Dr. fi e n f über bte SleU' crbnung hn Srbnlmefen (pracb- ®r bantte ijiebct otlen jenen, bie In ber SBergangenbeit trofe Verfolgung unb Änc^tung ble nailonalfojiaüftlfcben ßraiebungsibeale niii)t aus bem Muge oetloren bab^"' ^nsbefonberc ben ÜJiitgtiebern bes nationalfojlalifttf^en ßebrerbunbes unb beffen Segrünbet Stabttou'infpcftor Ä i n 31; ferner bem fiebreroerein 18ü7. dr teilte mit, bofi ber fatbolifcbe flebreroeretn fpfort feine iotigfeit elnftellen mußte unb baß beßen SRäirme im hirjen SBege oom Ül6."ßebrerbunb übemoni» men mürben. 6{buijusett6 un610. nprti Unterritbtsminifter Untö.«Vrof. Dr. e n g b i n b°t öngeorbnet; Um aud) ber Sißuljugenb ben Sinn unb bie Vebeiitung ber Voitsabftimmung am 10. Mpril oor 2Iugen ju führen, mirb bie ßebrerfd)aft erfud^t, bie 0d>üler ber bem Unter« rid)tsminifterium unterftebenbcn mittleren unb nieberen fiebranftaiten in einer orürbigcn, ber Mttersftufe entfpre« d)enben auf3uflären unb fie biefen geld)icbtlid>en lag in feiner gansen Iragmeite für unfere ofterreicbifdK i)cimat unb für unfer großes beutfches Vaterlanb ertennen 3u toffen. Sei biefer ©elegenbeit finb bie Scßüter aucß über bie richtige Vebanblung bes Stimm,3ettels in einer anfd>au« lieben SBeife 3U belehren unb an3uregen, aud) im diternbaus bie ben iffiabtoorfcbriften entfpred)enbe MusfüUung bes Stimmsettels 3U seigen. Linzer Volksblatt, März 1938 Linzer Volkshlatt, Ib. 3. 1938 Verpflichtende Gauschulungstage für Lehrer verursachten weitere Unter richtsausfälle. Die Wochen nach dem „Anschluß" waren daher durch viele Unter richtsunterbrechungen gekennzeichnet, was bei manchem Schüler durchaus Anklang fand. Für die sogenannte „Volksabstimmung" am 10. April 1938 hatten auch die Lehrer und Schüler ihren Beitrag zu leisten!^^ Die braune Propagandaflut riß auch die Schule mit! Im Mai 1938 beschlossen die neuen Machthaber, die kirchlichen Vertreter aus dem Landesschulrat auszuschließen. Sie mußten für den Gauwalter des NS-Lehrerbundes und für den Bannführer der HJ Platz machen." " S. Fußnote 9. Harry Slapnicka, Oberösterreich, als es Oberdonau hieß. Linz 1978, S. 199.

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