Alle diese Inhalte spiegeln sich in unserem Werk wider: Glaube und Aberglaube in der „Zeit der Er wartung" (Kinderbringer und Vorbedeutungen), Geburt (Weisat, Vüragehn), Namenswahl, Paten ehren (Godensach, Patenpflichten), Taufe (Termin, Planung, Täuflingskleidung, Taufgang, Lebens licht, Taufgeschenke, Kindlmahl), frühe Kindheit, Geburtstage, Namenstage, Erstkommunion, Fir mung, Hochzeitmachen (das Brauchtum um die grüne Hochzeit ist ausführlichst behandelt), Jubel hochzeiten (mit einer Tabelle für die Bezeichnung der Ehejubiläen und Hinweisen für die Gestaltung von Jubelhochzeiten) und schließlich „Das letzte Kapitel, Toten- und Begräbnisbräuche". Das gemeinsame Buch von Rudolf Fochler und Anneliese Ratzenböck ist ein abgerundetes Werk, das eine sachliche Auskunft über die Le bensbräuche in Oberösterreich gibt und eine ge diegene Anleitung enthält, wie diese Bräuche heute und auch morgen noch gelebt und gestaltet werden können. Es ist eine Fundgrube für den Fachvolkskundler und für den Volkstumspfleger und für beide gleich wertvoll. Helmuth Huemer Antoiüe Prankl: Die Innviertler Zechen. Von Bur schenkameradschaften, Bräuchen und ländlicher Geselligkeit. München: Verlag Ludwig, 1991, 264 Seiten. ISBN 3-7787-3395-8 Gestützt vor allem auf eine Feldforschung, die als Grundlage für ihre Dissertation diente, un ternimmt die Autorin den Versuch, das Innviertler Zechenwesen auch in Buchform (eine im Litera turverzeichnis leider nicht aufscheinende Zusam menfassung erschien in den OO. Heimatblättern 1989, Heft 2) umfassend darzustellen. Bedingt durch die Vorgangsweise zeichnen sich zwei Schwerpunkte ab: Zunächst geogra phisch, hier ist es der Raum um Mettmach, der als Untersuchungsgebiet ausgewählt wurde, in dem die Feldforschung systematisch erfolgte. Warum allerdings der Name des Schlosses Hueb auf Hub verkürzt wurde, bleibt unklar. Gerade wenn man sich mit einem Gebiet intensiv beschäftigt, sollte man doch bei der richtigen Bezeichnung bleiben. Vereinzelt wurden jedoch auch andere Orte des Innviertels und Oberbayerns miteinbezogen. Zum anderen ist es ein zeitlicher Schwer punkt, der sich herauskristallisiert, es ist vor allem die Spanne etwa vom Ersten Weltkrieg bis in die fünfziger und sechziger Jahre, also bis zu jener Zeit, als sich die Burschenkameradschaften auflö sten und das Zechenwesen fast vollständig ver schwand. Hier wäre es durchaus wünschenswert gewesen, den weiterhin bestehenden Vereinigun gen mehr Raum zu widmen und sich schon aus Gründen der Aktualität (die Feldforschung wurde Anfang der achtziger Jahre beendet) auch mit den vereinzelt noch bestehenden Zechen und ihrer heutigen Situation zu beschäftigen. Schon auf Grund der Vergleichsmöglichkeiten zwischen frü heren und heutigen Zechen hätte man die von der Autorin selbst geforderten neuen Forschungs wege unter Einbeziehung von Nachbardisziplinen der Volkskunde (etwa die Soziologie) beschreiten können. Dies wurde jedoch versäumt, die zwei felsohne oftmals richtige und berechtigte Kritik an älteren Darstellungen über die Zechen genügt dazu doch nur in beschränkter Weise. Die Darstel lungen geselliger Scherzvereine wie „Wikinger", „Schlümpfe" und „Popkommunistischer Volkspar tei", fälschlicherweise als Nachfolgeorganisatio nen der Zechen bezeichnet, sollen das Werk wohl in den Rang einer allgemein gültigen Abhandlung über Jungmännerbünde erheben, ein Vorhaben, das nur ansatzweise gelingt, da eine gründliche Aufarbeitung in dieser Hinsicht fehlt. In diesem Zusammenhang ist auf eine wei tere Eigenart der Autorin hinzuweisen, nämlich die mit Bestimmtheit getroffenen Feststellungen, die jedoch oftmals zumindest unüberlegt wirken. So zum Beispiel, wenn es heißt, die aus dem Er sten Weltkrieg heimkehrenden Soldaten hätten ihre Vorderlader (!) mitgebracht. Schlichtweg falsch ist es, wenn nach einer Aufzählung aller 1980 (man beachte auch hier die Aktualität) in Mettmach bestehenden Vereine (u. a. Kirchenchor, alle politischen Parteien, Fremdenverkehrsver band etc.) mit Uberzeugung behauptet wird, alle diese Vereine dürfen pauschal als Nachfolgeorga nisationen der Zechen gelten. Manches wirkt auch einseitig, hineininterpre tiert. Warum wurde darauf verzichtet, die Mei nung Außenstehender zum Zechenwesen mit all seinen positiven und negativen Erscheinungen stärker zu berücksichtigen? Etwa die der Mäd chen. Wie standen sie zum „Fensterlngehen", zum „Bockhäuteln", zur Zechenrauferei etc. Auch hier gilt das schon Gesagte: Anstelle lapidarer Feststel lungen wie „Den meisten Mädchen gefiel es, wenn ihretwegen Blut floß", wäre eine differenzierte Darstellung doch besser gewesen. Das wieder holte Hinweisen auf die anerzogene Geschlechter rolle bringt - weil ohnehin allgemein bekannt - wenig.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2