Buchbesprechungen Emst Burgstaller: Der Baum an der Grenze. Ge dichte aus sechs Jahrzehnten. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Dr. Josefa Burgstaller. Steyr: Wilhelm Ennsthaler, 1991. 80 Seiten, S 98,-. ISBN 3-85068-347-8 Anläßlich der Vollendung des 85. Lebensjah res von W. Hofrat Univ.-Prof. Dr. Ernst Burgstaller (geboren am 29. Mai 1906 in Ried i.I.) wählte seine Gattin aus seinen vielen Gedichten sechzig aus und gestaltete sie als kleine Festgabe für den Jubilar. Ihr Nachwort „Ernst Burgstaller - Leben und Werk" skizziert nur in knapper Weise sein viele Bereiche umfassendes Schaffensgebiet. Die Gedichte vermitteln uns einen „anderen" Burgstaller, nicht den akribischen Wissenschaft ler, der vor allem durch seine Felsbilderforschun gen und seine Arbeiten auf dem Gebiet der Volks nahrung international bekannt wurde, sondern ei nen sehr einfühlsamen, tiefsinnigen, volksverbun denen und lebensbejahenden Menschen. Redaktion und Herausgeber der OO. Hei matblätter gratulieren dem jahrelangen Schriftlei ter unserer Zeitschrift nicht nur zu seinem Ge burtstag, sondern auch zu seinem literarischen Schaffen. D.A. Rudolf Fochler, Anneliese Ratzenböck: Lebens bräuche, Familienfeste imd Feiern. Linz: Landesverlag, 1991. 197 Seiten mit Abbildungen (Kreuzstichmuster von Prof. Ad. Pokorny, OO. Heimat werk), S 198,-. ISBN 3-85214-548-1 Brauchmäßiger Alltag und festlicher Brauch durchdringen das ganze Volksleben. Sie bilden das Kernstück der Volkskunde, durch das die Be trachtung der materiellen Volkskultur einerseits und der geistigen Volkskultur andererseits zur Einheit verbunden ist. Nach der herkömmlichen Definition unter scheidet man drei große Brauchtumskreise, die teilweise ineinanderfließen, nämlich die Bräuche des Jahreslaufes, die Bräuche des Lebenslaufes und die Bräuche ohne feste Termine (z. B. Teile des kirchlichen und staatlichen Lebens, Vereinsbräu che und das Berufsleben mit Alltag und Arbeit). Das Brauchtum des Jahreslaufes nimmt dabei eine beherrschende Stellung ein; dies zeigt sich auch in der Literatur, in der die Schilderungen des Jah reslaufes seit dem Beginn der zahlreichen ein schlägigen Veröffentlichungen vor etwa 150 Jah ren überwiegen, während das Brauchtum des Le benslaufes, mit Ausnahme der Hochzeit, nur spär lich behandelt wird (z. B. Albert Binna, Tod und Begräbnis im bäuerlichen Brauchtum Oberöster reichs; in: OÖ. Hbl., 6. Jg., 1952, S. 25ff.). Die ältere Literatur trägt hauptsächlich einen wissenschaftlich-beschreibenden Charakter, wäh rend man in der ersten Zwischenkriegszeit und besonders nach dem Zweiten Weltkrieg auch eine Tendenz hin zur Anwendung der wissenschaftli chen Erkenntnisse auf dem Gebiete der Volkstumspflege erkennen kann, die allerdings von manchen, der reinen Theorie verhafteten Fach volkskundlern nicht gerade gerne gesehen wird. Die Veränderung der Wirtschaft von einer agra risch-handwerklichen in eine dominant industri elle Struktur hat auch einen grundlegenden ge sellschaftlichen Wandel bewirkt, viele Menschen leben in Ballungszentren, die kulturellen, geisti gen und religiösen Bindungen lockerten sich bzw. lösen sich auf, neue sind noch nicht genügend ge funden. Alte Inhalte der Volkskultur wurden weit gehend vergessen - andererseits entspricht es dem menschlichen Bedürfnis nach Geborgenheit und seelischer Sicherheit, neue Bindungen gerade auf dem Gebiet von Brauch und Sitte zu suchen. Rudolf Fochler schreibt in der Einführung des oben zitierten Buches: „Eine wichtige Anregung, sich mit der hier vorgelegten Untersuchung zu be fassen, haben die häufig an uns gestellten Fragen gegeben, wie man sich als Tauf- oder Firmpate, als Brautvater und so weiter zu verhalten habe und sich dabei auf Tradition und Herkommen bezie hen könne." Und Anneliese Ratzenböck bemerkt in ihrem Vorwort: „Die Zeit ändert unser Leben, unsere Umwelt und natürlich auch unsere Ge wohnheiten. Brauchtum kann und soll sich also auch ändern, wenn es lebendig bleiben soll. In un serem Zeitalter haben sich viele Unsicherheiten eingeschlichen, man möchte jedoch immer noch recht gerne die wichtigen Feste im Lebenskreis nach traditionellen Mustern feiern und sucht nach Anhaltspunkten, nach sinnvollen brauchtümli chen Vorgaben."
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