OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

r,Villa Swente" - die Anfänge von St. Pankraz Von Hans Krawarik Für manche Oberösterreicher beginnt die Geschichte von St. Pankraz an der Teichl, einem Nebenfluß der oberen Steyr, erst mit dem 15. Jahrhundert, als dort eine Kirche eingeweiht wurde. Blättern wir im ca. 200 Jahre alten Josephinischen Lage buch der gleichnamigen Steuergemeinde, werden Anzeichen einer nachmittelalterli chen Lebens- und Wirtschaftsweise sichtbar, die wir uns heute kaum mehr vorstel len können. Hier lagen nicht die fruchtbaren und weiten Flächen des Garstner oder Kirchdorfer Beckens. Schneefall im Juni oder September war keine Seltenheit. Neben Hafer baute man Winterkorn und Sommerweizen und nur wenig Flachs oder Kraut an. In den ebenen Sonnenlagen von Dirnbach und St. Pankraz wurde um 1750 bereits etwas Gerste geerntet. Gedüngt wurde alle zwei Jahre, indem man mit dem Ochsengespann Laub, Heiden- und Waldstreu auf die Egarten führte. Eigentlicher Erwerbszweig war aber die Viehzucht, wobei im Sommer das Zuchtvieh auf ca. 20 Almen getrieben wurde. Wenn man bedenkt, daß durchschnittlich sechs bis acht Kühe bzw. neun Stück Rind vieh auf einen Bauer kamen, so ist es verständlich, daß der Viehhandel selten großen Gewinn einbrachte.^ Fast ein halbes Jahrhundert später hatte sich die Landwirtschaft kaum verän dert. Immerhin gab es jetzt auch Gipsdünger, verschiedene Fruchtwechsel sowie auch den verstärkten Anbau von Gerste und Erdäpfel.^ Nur ein Drittel der 18 Haar stuben bzw. sechs Mühlen lag im eigentlichen Gebiet der Weilersiedlungen von St. Pankraz und Dirnbach. Aber die Mühle von Dirnbach war damals schon minde stens 500 Jahre alt. Das dort befindliche Wirtshaus scheint kaum viel jünger gewesen zu sein, und das Sensenwerk Dirnbach blickte immerhin auf eine zweihundertjäh rige Tradition zurück. Nicht nur dieses Werk betrieb hier am Sattel eine Kohlstatt; am Dirngraben hatten die Micheldorfer Sensenschmiede eine Kohlstatt eingerichtet. Während also St. Pankraz als Pfarrweiler des Tales gelten kann, war Dirnbach zu einem wichtigen Platz gewerblicher Tätigkeit geworden.^ Fassionsbuch Qosephinisches Lagebuch) der Steuergemeinde St. Pankraz 1788, Nr. 275, Oberöster reichisches Landesarchiv (i. d. F. OOLA), 5 ff. - Rustikalfassion der Herrschaft Spital am Pyhrn 1749, Stiftsarchiv Spital am Pyhrn im Oberösterreichischen Landesarchiv, Hs. 33 ff. - Auffallend ist der Rückgang der Rinderanzahl bzw. des Gerstenanbaues in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. ■ Franziszeischer Kataster 905 im Oberösterreichischen Landesarchiv: Zustand der Steuergemeinde St. Pankraz, 12. Juni 1831. ' Bereits 1317 wird die Mühle zu Dirnbach genannt; siehe Urkundenbuch des Landes ob der Enns (i. d. F. ULE) V (Wien 1868), S. 175, n. 181. Die Tavernen des Tales waren 1368 festgelegt worden; ver gleiche Stiftsarchiv Spital/Pyhrn (i. d.F StASp/P), Bd. 756, Leitgebschaft Karlhueb.

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