Jahres von Italien zurückgekehrt, startete bald darauf der Vater mit Wolferl seine achte Reise, die wiederum nach Wien führte und von Juli bis September dau erte. Der neuerliche Wien-Aufenthalt brachte außer dem Empfang bei der Kai serin keine nennenswerten Ergebnisse. Genaue Reiseangaben fehlen. Nach den bisher von Leopold praktizierten Ge pflogenheiten kann angenommen wer den, daß in Oberösterreich die notwen digen Einkehrstationen bezogen wur den. Die neunte Reise führte Wolfgang Amadeus Mozart im Winter 1774/75 zur erfolgreichen Uraufführung der Oper „Die Gärtnerin aus Liebe" nach Mün chen. Zwischen 1777 und 1779 unternahm Wolferl mit seiner Mutter die schicksalshafte zehnte Reise. Sie führte über Mün chen nach Mannheim und Paris, wo die Mutter plötzlich schwer erkrankte und verstarb. Es waren die schmerzlichsten Tage für die ganze Mozart-Familie. Am 5. November 1780 fuhr Mozart nach München (11. Reise), um seine Auf tragsoper „Idomeneo" in Zusammenar beit mit den vorgesehenen Darstellern zu vollenden und die Aufführung vorzu bereiten. Erzbischof Graf Colloredo ge währte dazu einen sechswöchigen Ur laub. Vater Leopold verfolgte die Entste hung des Werkes in ständigem Brief wechsel von Salzburg aus, wobei er nicht vergaß, den Sohn vor allen kühnen Wegen zu warnen und auf das „Popu läre", auf die Verständlichkeit der Musik, hinzuweisen.'^ Mozart überzog seinen gewährten Urlaub und erhoffte sich allen Ernstes eine „Befreiung von Salzburg", wo er ja im Dienste des Erzbischofs stand. Die Uraufführung von „Idomeneo" fand am 29. Jänner 1781 statt. Inzwischen war der Erzbischof nach Wien gereist. Mozart sollte ihm folgen, denn mit dem Idofgeiger Brunetti und mit dem Kastraten Cesarelli konnte in der „Stadt der Klavier spieler" zuwenig fürsterzbischöfliche Re präsentation geboten werden. Auch Oberstküchenmeister Graf Arco weilte bereits in Wien. Mozart reiste am 16. März 1781 ganz mutkrseeliger allein in München ab und fuhr in einer Post chaise über Altötting, Braunau und Linz nach Wien, wo er im Deutschritteror denshaus in der Singerstraße, in der Re sidenz des Salzburger Fürsterzbischofs, Unterkunft fand (12. Reise). Die Verhält nisse waren für Mozart in der Umge bung des geistlichen Würdenträgers in Wien wie in Salzburg bedrückend. So beklagte er sich: Ich halte doch wenigstens die Ehre, (bei der Tafel) vor den Köchen zu sitzen. Nu ich denke halt, ich bin in Salzburg.. Am 9. Mai kam es zur folgenschwe ren Auseinandersetzung mit dem Erzbi schof, und am 8. Juni erhielt Mozart vom Grafen Arco jenen berühmt-berüchtig ten Fußtritt, der in die Musikgeschichte einging. „Geistesadel erhob sich gegen Geburtsadel!"" Die Trennung war perfekt! Mozart blieb von nun an in Wien und erhoffte sich hier vor allem bessere Entfaltungs möglichkeiten als in Salzburg. Dazu kam noch, daß nun Constanze Weber voll in sein Leben und in seinen Alltag eintreten konnte. Am 2. Mai 1781 war Schenk, S. 361. Schenk, S. 369. Mozart war vorerst Konzert meister, später Hoforganist in der fürsterzbischöflichen Residenz in Salzburg. Schenk, S. 380.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2