OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

Vater und Kinder blieben bis zum 4. Oktober. Während dieses Linzer Auf enthaltes gab es, vermutlich im Rathaus, auf Einladung des landesfürstlichen Kommissars von Oberösterreich, Graf Schlick, ein vielbeachtetes Konzert. Leo pold berichtete weiter: Meine Kinder setzen übrigens alles in Ver wunderung, sonderlich der Bub. Zu den Bewunderern zählte auch Graf Palffy-Erdöd, der zufällig in Linz weilte, dem Konzert beiwohnte und seine Eindrücke von den beiden Salzbur ger Kindern in Wien verbreitete, bevor noch Vater Leopold, Wolferl und Nan nerl in Wien eintrafen. Mit Datum vom 3. Oktober 1762 schrieb Leopold an seinen Freund Lo renz Idagenauer in Salzburg, Getreide gasse 9, in dessen fdaus Wolfgang das Licht der Welt erblickte; Die Kinder sind lustig und überall so, als wären sie zu Hause. Der Bub ist mit allen Leu ten, insbesondere mit den Offizieren so vertrau lich, als wenn er sie schon sein Lebzeit hindurch gekannt hätte.'' Am 16. Oktober meldete sich Vater Leopold bereits von Wien aus bei Idage nauer und berichtete: Am Fest des hl. Franziskus (4. Oktober) sind wir nachmittags um halb 5 Uhr von Linz mit der sogenannten Wasser-Ordinaire abge reist und am selbigen Tag bei finsterer Nacht um Vi 8 Uhr in Mauthausen angelangt. Den folgenden Dienstag mittags kamen wir nach Ybbs... Wir hatten auf der Reise beständig Exgen und viel Vdind. Wolfgang hatte schon in Linz einen Katarrh, doch aller Unordnung, frü hem Aufstehen, unordentlich Essen und Trin ken, Wind und Regen ungeachtet, blieb er gott lob gesund.'^ Obwohl sich Wolfgang knapp vor der Wien-Reise in Linz eine Erkältung zugezogen hatte, war es ihm möglich, noch vor der Abreise von Mauthausen in der Ortskirche die Orgel zu spielen. Die Salzburger Gäste erreichten am 6. Oktober 1762 um 3 Uhr nachmittags Wien. Krönung dieser zweiten MozartReise waren wohl der Besuch und das Spiel vor den kaiserlichen Majestäten am 13. Oktober im Schloß Schönbrunn. Die Wunderkinder begeisterten den Wiener fdof. Leopold berichtete: Wolferl ist der Kaiserin auf den Schoß ge sprungen, hat sie um den Hals bekommen und rechtschaffen abgeküßt. Kurz wir sind von 3 Uhr bis 6 Uhr bei ihr gewesen, und der Kaiser kam selbst in das andere Zimmer heraus, mich hinein zu holen, um die Infantin auf der Violin spielen zu hören.^° In die Zeit des Wiener Aufenthaltes fiel eine schwere Erkrankung Wolfgangs. Der in Linz nicht ausgeheilte Katarrh dürfte die Disposition für eine schmerz hafte Knotenrose abgegeben haben. Nach der Genesung stand ein Abstecher nach Preßburg auf dem Reiseplan des Vaters. Am 31. Dezember 1762 traten die Mozartschen die Heimreise an und lan deten am 5. Jänner 1763 wieder glücklich in Salzburg. Von den eingelegten Reise stationen ist leider nichts zu erfahren. Fünf Monate später, am 9. Juni 1763, brach die Mozart-Familie zur längsten und größten Reise gegen Westen auf. Sie dauerte drei Jahre. Vater Mozart kaufte dafür einen eigenen Wagen. Der mitrei sende Kammerdiener Sebastian Winter betreute die Familie und sorgte als ge lernter Barbier auch für die entsprePreiß, Mozart in Oberösterreich, Heimatgaue 1931,12. Jg., S. 61. ' S. Fußnote 8. ' Schenk, S. 69.

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