OÖ. Heimatblätter 1991, 45. Jahrgang, Heft 3

Daß die Beschwerlichkeit solcher Unternehmen seiner eher zarten Ge sundheit nicht allzu förderlich war, er gibt sich von selbst. Mozarts Briefe ge ben davon Zeugnis. So schrieb er 1780 an seinen Vater: .. .denn ich versichere Sie, daß keinem von ms möglich war nur eine Minute die Nacht durch zu schlafen - dieser Wagen stößt einem doch die Seele heraus! Und die Sitze! - hart wie Stein - von Wasserburg aus glaubte ich in der That meinen Hintern nicht ganz nach Mün chen bringen zu können!^ Eine Alternative zur „Ordinaire", zur normalen Postkutsche, bot die ExtraPost, ein Mietwagen, den man sich wohl erst leisten mußte. Die dritte Möglich keit zu reisen bot ein eigener Wagen mit Pferden. Das probierte Vater Leopold bereits zur großen Reise 1763, als er mit einem frisch erstandenen Gebrauchtwa gen aufbrach und bereits im nahen Bay ern ein hinteres Rad in Stücke zerbrach. So seufzte Leopold: ... Daß beträchtlichste bey der Sache sind die Kösten. denn wenigst habe ich die Ehre die Pferd und den Kutscher zu verzehren. In Gottes Nahmen: Es ist besser zehen Räder als ein fuß oder ein paar fingen.'^ Die erste Reise ging nach München. Außer der Dauer, sie währte vom 12. Jänner bis Anfang Februar 1762, ist kaum etwas bekannt. Vater Leopold wurde jedenfalls in München ermuntert, seine Wunderkinder nun ganz der Welt zu präsentieren. Bereits am 18. Septem ber 1762 brach die Familie Mozart zum Hof des Fürstbischofs von Passau auf. Die Landreise führte über das Innviertel, wo entweder in Mattighofen oder in Mauerkirchen übernachtet wurde, und dauerte insgesamt nur zwei Tage.^ Der Passauer Bischofssitz lag seit dem 17. Jahrhundert stets in Händen österreichischer Adeliger. Im Mai 1762 wurde dort Joseph Maria Graf von Thun-Hohenstein inthronisiert. Seine Fa milie hatte Adelssitze in Linz und Wien. Die finanzielle Ausbeute dieser MozartReise war eher gering. Der Passauer Bi schofshof hatte damals gerade wenig Geld. Wichtiger waren aber die von nun an gut gepflegten engen Kontakte zur Familie des Grafen Thun. Am 26. Sep tember ging die Reise mit dem Schiff weiter nach Linz, wo die Mozart-Familie um fünf Uhr abends ankam. Bei dieser Schiffsfahrt waren die Mozartschen in Begleitung des Passauer Domherren Ernst Leopold Graf von Herberstein, der ab 1776 Offizial des Passauerhofes bei der Kirche Maria am Gestade in Wien war und 1785 zum ersten Bischof der neuen Linzer Diözese ernannt wurde. Die Fahrt von Passau bis Linz blieb Mo zart in lebendiger Erinnerung, da ein al ter Bettelmann vor den Augen der Pas sagiere ins Wasser „fiel". In Linz wohnte Vater Leopold mit seinen Kindern im „Gasthof zur Dreifal tigkeit" in der Hofgasse 14. Der Gasthof gehörte den Schwestern Kiener, Töchter des Linzer Ratsbürgers Wolf Joseph Kie nen^ Die Schwestern Kiener waren zwei Jungfern,... die meine Kinder so lieben, daß sie uns alles tun, was nur immer in ihren Kräften ist, berichtete Vater Leopold.^ ^ München, 8. Sept. 1780: Mozart auf Reisen, München 1991, S. 19. '' S. Fußnote 3. ' Erich Schenk, Mozart - eine Biographie, Mün chen 1989, S. 64. ' Bei C. Preiß, Mozart in Linz, Heimatgaue 1928, Jg. 9, heißt es S. 69 wohl irrtümlich „Kieter". ' Schenk, S. 65.

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